Die Gegenwart des Vergangenen ist Erinnerung und
die Gegenwart des Zukünftigen ist die Erwartung.
Augustinus (354-430 n. Chr.)
Ja, Du hast die Juden nicht erwähnt und das ist ein Fortschritt, schrieb ich Dir, will es aber jetzt nochmal zum Thema machen. Doch anfangen möchte ich bei Deinem Tierkreiszeichen: Buddha war auch Stier, ein soziales, ein Herdenzeichen. Und wenn man den Pali-Kanon studiert, merkt man das auch schnell:
"Da, ihr Mönche, bringt einer lebende Wesen um, vergreift sich an fremdem Eigentum, pflegt unerlaubten Verkehr mit dem anderen Geschlecht, er spricht die Unwahrheit, ist ein Zwischenträger, redet roh, ergibt sich leerem Plappern; er ist habgierig, grausam gesinnt, voll verkehrter Ansichten. Und er verkriecht sich in Werken, Worten und Gedanken; versteckt sind sein Wirken in Werken, Worten und Gedanken; versteckt sind seine Wege und Ziele. Wer aber versteckte Wege und Ziele verfolgt, der, sage ich, hat einen von diesen beiden Ausgängen zu erwarten: eine qualvolle Hölle oder den Tierschoß der Kriechtiere ...
So, ihr Mönche, steht es mit der Wiedergeburt der Wesen: Danach, was sie tun, werden sie wiedergeboren, und wiedergeboren treffen sie die Eindrücke. Darum sage ich, ihr Mönche, sind die Wesen die Erben ihres Wirkens ...."
Es folgen zahlreiche Beispiele und dann:
"Wird es (- das Wesen) aber nicht derart wiedergeboren, sondern kommt es in die Menschenwelt, so wird ihm, wo immer es ins Leben tritt, ein kurzes Leben beschieden sein ... viel Krankheit beschieden sein ... ein häßliches Aussehen beschieden sein ... nur geringer Einfluß zuteil werden" usw. usf. Je nach den Taten wird ihm etwas beschieden sein. (Zitiert aus "Der Weg zur Erlösung" Nyanatiloka, Buddhistische Handbibliothek - ein Freudscher Verschreiber, ich schrieb versehentlich "Hanfbibliothek ...)
Jeder bekommt das, was er sich selbst über vergangene Handlungen erwirkt hat. Meine Mutter, die nie Buddhas Worte vernahm, brachte mir den von Kant (- einem weiteren Stier, jedoch aus dem abendländischen Königsberg, das er nie verließ) beeinflußten Spruch kindgerecht bei: "Was du nicht willst, was dir man tu’, das füg’ auch keinem andern zu." - doch das war leichter gesagt, als getan, denn mir fügten damals viele genau das zu, was ich nicht wollte, daß man es mir tat. Und also befolgte ich erst einmal einen älteren Spruch, nämlich den aus dem alten Testament: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Doch gegen Vaters Prügel half das nicht.
Das Empfinden sagte mir, daß es falsch sei, aber ich konnte es damals nicht artikulieren. Und es halfen dabei weder Freud, noch Marx, die ich las - Du siehst, ich bleibe bei den Stieren. Mutter war übrigens auch ein Herdentier.
Freud, der alles mit der Libido erklären wollte und Marx, der über die gerechte Verteilung des Kapitals sinnierte, nehmen wir Robespierre noch mit dazu, der die Herde aus freiheitlich-gleichen brüderlichen Bürgern in großen Teilen köpfen musste, weil plötzlich alle verdächtig erschienen, seine Vorstellungen zu untergraben, bis es ihn am Ende selbst traf - diese und andere Vorkommnisse ließen in mir Zweifel aufkommen, bis ich denn endlich zu der einfachen Lehre des indischen Weisen fand.
Was ihn von den anderen Genannten unterschied: Er sagt klipp- und klar, aus was was entsteht und nicht, welches die Bösen und wer die Guten sind. "Die Tamilen sind Parasiten" oder wer richtig und wer falsch handelte, so in der Art. Das sogenannte Böse ist nicht ein Volk und ebensowenig gibt es ein gutes, vom Himmel auserwähltes Volk.
Vielmehr sind die Auswirkungen von Anhaftung und Abneigung leidvoll, sowie die Verdrängung des Wissens darum, was als Unwissenheit bezeichnet wird. Anhaftung, Abneigung und Unwissenheit - oder Gier, Haß und Dummheit - sind die Nabe des Lebensrades.
Ein Nomadenstamm aus dem Kaukasus, Arier genannt, so heißt es, habe die Veden im 2. Jahrtausend v. Chr. nach Indien gebracht. Laut indischen Quellen sind sie aber wesentlich älter. Der älteste Teil, das Rig Veda, beschreibt eine Sonnenfinsternis vom 26. Juli 3928 v. Chr. Ich denke, daß das alles in der Stier-Periode geschah - der Minotaurus auf Kreta, das goldene Kalb in Mesopotamien, die Pharaonen in Ägypten u. vieles andere.
Es heißt weiter, daß die weisshäutigen Arier, die Sanskrit sprachen, Kontakte mit Zivilisationen von außerhalb der Erde pflegten, folglich astronomische und astrologische Kenntnisse besaßen, über zahllose mystische Erfahrungen verfügten, unser Sonnensystem bestens kannten und viele weise Lehrer ihr Wissen weiter gaben. Daraus ist der Hinduismus entstanden und aus diesem wiederum der Buddhismus, der das Nichtselbst lehrte, das Anatta, im Gegensatz zum Atman, dem erlösten Selbst, das im Brahman aufgeht.
Was für ein Rückschritt seit damals - in die Barbarei des Materialismus westlicher Prägung.
Im ersten Jahrhundert n. Chr. kam es zur Reform: man versuchte, 500 Jahre nach Buddhas Parinirvana an Geistigem zu retten, was zu retten war und nannte die Neuerung hinduistischerseits Vedanta. Im gleichen Zeitraum entstand auch der Mahayanabuddhismus.
Und noch zwei Stiere sind zu nennen: Der Dichter und Bergbaustudent Novalis alias Friedrich von Hardenberg (2.05. 1772 - 25. 03. 1801) Seine unmittelbar folgende Reinkarnation hieß Ernst Lothar Hoffmann (17.05.1898 - 14.01. 1985) Er konvertierte zum Vajrayanabuddhismus und gündete 1933 als Lama Govinda in Darjeeling den Orden Arya Maitreya Mandala. Maytreya ist der Name des kommenden Buddhas. Skt. Maitri = universale Liebe.
Das alles geht den heutigen Etablierten an einem bestimmten Körperteil vorbei.
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