Hello Good Bye

Brief zum Thema Abhängigkeit

von  LotharAtzert


Hallo Lo. - Hallo Chr.
da ich fast davon ausgehe, dass du mich bzw. meine Schlussaussage falsch – zumindest nicht so verstehst, wie ich sie meine, noch ein paar Zeilen dazu.

Der Kern der Sache ist die: ich höre mit meinen Versuchen auf, in dir den Bruder finden zu wollen, den ich mir wohl immer gewünscht habe. Ja das Leben ist kein Wunschkonzert und ein Abbruch keine Schande. Ob der je existiert hat, sei dahingestellt, jedenfalls ist der so nicht oder nicht mehr da. Das nennt man Projektionen, Schwester.

Jeder von uns hat seine eigenen Interessen, die sich von denen des jeweils anderen stark unterscheiden. Würde vielleicht nicht so viel ausmachen, wenn man willens wäre, sich im Gespräch auch auf die einzulassen, die nicht die eigenen sind. Da hast du vollkommen Recht. Ich habe immer wieder versucht, dir gedanklich zu folgen, aber deine Gedankengänge sind für mich immer nur ein Stück weit verstehbar, dann verlieren sie sich irgendwo ja gehst du dem nicht auf den Grund? und ich weiß nicht mehr wirklich, wo du eigentlich hinwillst. Wo ich hin will? Wäre ich Schopenhauerfan, würde ich antworten „Zum reinen Willen will ich. Nicht zu Willi Millowitsch“. Wobei das Hauptproblem sicherlich ist, dass bei diesen Gesprächen der eine der große Wisser ist (du), der bzw. die andere ist die zu belehrende, nein, das ist das Hauptproblem von dir. Ich sehe da keines, ein großer Wisser, was soll das sein und wer bestimmt die Größe?. Kleine (im übertragenen Sinn), die Unterweisung braucht. Aha, das ist es, was dir mißfällt: die Ab-Hängigkeit, die Abneigung. Vielleicht wäre das auch weniger schlimm, wenn du dich im Gegenzug auch auf meine Interessen einlassen würdest, aber das machst du nicht. Stimmt. Ich habe Gründe, sogar vier. Möglicherweise glaubst du, (??) dass du das tust, ich glaube das nicht, ich weiß, daß ich das subtiler mache. es ist aber nicht so. Ja wie jetzt … In jedem Gespräch von all den vielen, die wir in den letzten zwanzig, dreißig Jahren geführt haben, sind wir nach einigen Windungen wieder da, wo du hinwillst. Nach Hause will ich, ja. Und dazu habe ich jetzt keinen Nerv mehr, ich will mich nicht mehr um einer Harmonie willen, die wir eh nie erreichen werden, bemühen, dir gedanklich zu folgen. Keinen Nerv mehr für meine Gedanken. Da haben wir doch eine Leiche gefunden: ich nervte dich täglich mehr.

 

Gestern Abend (vor einer Woche) habe ich in einem Zoom-Gespräch mit Freunden wieder mal festgestellt, wie Gespräche verlaufen können, in denen ich mich wohl fühle und die mir unterm Strich auch weiterhelfen, Aha, du weißt, was dir weiter hilft aus Gesprächen, nicht aus eigener Anschauung, weil sie mir nicht nur neue Sichtweisen eröffnen, sondern z.B. auch Wärme und Zuneigung vermitteln. Daher weht der Wind – ich sprach von Abneigung und du siehst die Zuneigung in Gefahr – das hättest du auch zur Sprache bringen können. Du brauchst das offenbar nicht, sonst würdest du dir nicht selbst alle Wege, dies zu bekommen, verbauen. Ich nehme aber mal an, dass du dich genug in deiner Besonderheit sonnen kannst. - Der Satz ist mir vollkommen unverständlich. Von welcher Besonderheit sprichst du und warum darin Sonnen? Kann es vielleicht sein, daß ich dir was spiegle? Das Besondere ist immer sonderbar. Da fällt mir wieder der Satz ein, den einmal eine deiner wenigen Freundinnen über dich gesagt hat und den ich, glaube ich, danach auch noch mal benutzt habe. Der ging so: Lothar ist mit der Rest-Welt nicht kompatibel – und er ist stolz drauf. Ja das ist hart.Die Restwelt, die restlichen Krümel.

 

Nachdem du nie nachgefragt hast, warum ich eigentlich so klar die Wahl der Wohnung hier im Haus für mich beansprucht habe, dränge ich dir das jetzt einfach auf, denn eigentlich wäre es nur fair gewesen, eine Münze zu werfen oder ähnliches. Es war dir aber jahrelang nicht nur gleichgültig, wer sich um unsere Eltern kümmert; als unsere Mutter Hilfe haben wollte, hast du mich ausgelacht dafür, nanana, ich lache selten und da nicht.dass ich mir den Schuh angezogen habe. Das ja, das eine schließt das andere ja nicht aus. Es war eine absolut undankbare Sache, ich sollte ihr helfen, aber kaum etwas war ihr recht, Dank hab ich auch keinen gekriegt, sie war der Meinung, dass es selbstverständlich ist, dass die Tochter(!) hilft. Ich habe ihren ganzen Verwaltungs- und Papierkram gemacht, ich hab für Papa ein annehmbares Heim gesucht, weil sie mit ihm nicht mehr zurecht kam usw. Es musste auch noch schnell gehen, weil sie ja auch alle naslang im Krankenhaus lag. Da hast du mit Abwesenheit geglänzt, nanana, ich bin ihnen entkommen. Vater hat mir gesagt: „Wenn das Helmutchen nicht gestorben wäre, gäb es dich ngar nicht“,  hast mir gesagt, dass ich mich ausnutzen lasse. Als ich ein Heim gefunden hatte, das sofort einen Platz frei hatte, hast du gesagt: Aha, jetzt wird er (Papa) abgeschoben, er bringt nichts mehr, da muss er weg. Sorry, so ist unre Gesellschaft heute Es war eine Scheißzeit für mich, ich war mit mir selbst nicht wirklich im Reinen und musste mich neben meinem Job noch um die zwei kümmern. Unterm Strich: Ich habe alles nicht richtig gemacht, ich war (mindestens einmal in der Woche) nicht oft genug da, bin zu früh wieder gegangen und wegen irgendeinem Blödsinn wurde mir vorgeworfen, ich habe (O-Ton Mutter) keine Herzensbildung! Ja, so waren sie, was willst du machen. Es ist unser aller Karma zusammen. Und dann kommst du daher und statt mir irgendwie zu helfen, kommen die obengenannten Sprüche. Ja, hier sind sie nochma, für jeden lesbar. Wenn du Sodo-Maso brauchst, bitteschön, aber ich hab genug gelitten, um mich nicht rechtfertigen zu müssen. Aber wie gesagt, wenn du dir den Schuh anziehst …

Dass es nach dem Tod unserer Mutter genauso weiterging – die Betreuung von Papa, die ich vor Gericht beantragen und begründen musste, sonst hätte er einen fremden Betreuer gekriegt, - vielleicht das Helmutchen aus dem Jenseits? die Besuche in Bad Nauheim usw, usw. – alles hing wieder an mir. Da habe ich mir selbst versprochen, dass die schönste Wohnung im Haus nicht deine werden kann. Bravo! Wenn ich heute zu dir sage, du machst ja nichts, dann meine ich nicht nur das Hier und Jetzt, sondern alles das. Und bin ich saufroh, dass ich dir damals gar nicht erst die Wahl gelassen habe. Komischerweise habe ich da nämlich noch gedacht, dass wir das Zusammenleben hier gemeinsam hinkriegen.

Um langsam zum Schluss zu kommen – ich wollte eigentlich gar nicht so ausschweifend werden: Das Hoffen auf eine liebevolle Geschwisterlichkeit ist vorbei. Gratuliere! Damit bist du endlich raus aus der Pubertät. Ich bin aber nicht deine Feindin geworden, Ja, du zeigst echte Größe. ich werde trotz allem versuchen, dir eine gute Mitbewohnerin und Nachbarin zu sein, die soweit Rücksicht nimmt, wie es „normal“ ist, also selbstverständlich unter zusammen Wohnenden. Einen irgendwie gearteten Bruderbonus (Hä??) gibt es nicht mehr, den hast du selbst verspielt. Verspielt? Mit Nichtstun? Ein Nichtsnutz -das ist ein beruhigendes Fazit und wird von mir so hingenommen und geteilt, wiewohl mir das normal natürlich nicht wirklich gefällt, weil was heute als normal gilt, schon morgen ein Verbrechen oder Sünde sein kann und umgekehrt. Die Wirklichkeit ist unvorstellbar. Nur das Gefügte offenbart etwas von ihrer kreisenden Natur.

Ja, dahin will ich dich jedesmal locken – in den offenen Raum. Liebevolle Geschwisterlichkeit bei solchen Eltern – hast du das jemals bedacht, wieviel Leichen noch im Keller sind, das geht weit vor Helmutchen zurück … ach so du bist ja raus. Entschuldige.

 

PS: Lord Byron hat es mit seiner Schwester getrieben, das hab ich mal Babette erzählt, als wir bekifft waren.  Sie verstand aber, ich hätte es mit dir getrieben.

Da war ganz schön was los, bis ich das wieder aufklären konnte …


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Kommentare zu diesem Text


 FRP (16.02.23, 17:41)
Berührt gelesen.

 LotharAtzert meinte dazu am 17.02.23 um 09:39:
Herzlichen Dank.

 harzgebirgler (16.02.23, 17:41)
byron
...es war zwar eine halbschwester wohl 'nur'
doch trieblich schien der mann schon aus der spur.

lg
henning

 LotharAtzert antwortete darauf am 17.02.23 um 09:53:
Die Dichtung machte manches wett.
- ja gut, darauf reimt sich das Bett :O

es dankt der Unkompatible
Gruß
Lothar
Manu (87)
(16.02.23, 18:07)
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 17.02.23 um 10:12:
oder kam das Missverständnis durch das gemeinsame Bekifftsein?!
Wahrscheinlich. Wie oft? Nur 2 mal. (also zusammen. Alleine verdampfe ich hin und wieder schon etwas mehr aber nur noch allein).

Ja Danke für die Wünsche. Meiner Seele geht es so weit ganz gut, hatte ja großartige Lehrer und das bißchen Melancholie ist auch ein prima Heilmittel.

Auch dir, Manu, alles Gute und liebe Grüße

 AlmaMarieSchneider (16.02.23, 22:21)
Ja, da spricht eine wunde Seele sich viel von der Seele.
Rechtfertigt sich aber auch für die "schönste Wohnung".
Sehr gern gelesen.

Liebe Grüße
Alma Marie

 LotharAtzert äußerte darauf am 17.02.23 um 10:38:
Das ist wirklich sehr verwickelt. Ich will ihr immer eine entspanntere Haltung näherbringen und sie sieht darin den Versuch der Manipulation, eben das, was sie (Skorpion) in sich verdrängt hat. Gleichzeitig betrifft mich alles, was sie macht: Wohnung wählen, den Mieter bestimme etc.
Es ist aber ok. so - alles karmische Auswirkungen aus der Vergangenheit. Sie anzunehmen, nicht neuerlich zu verdrängen, sondern ausklingen zu lassen, mag in der Zukunft Früchte bringen.

Ganz liebe Grüße auch an dich und vielen Dank
Lothar

Antwort geändert am 17.02.2023 um 10:39 Uhr
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