Touristen in Oberbayern

Prosagedicht zum Thema Gleichgültigkeit

von  tulpenrot

nur ein Fotomotiv für sie
das Bauernhaus
von der Abendsonne warm beleuchtet
Geranien, Petunien, Margeriten,
üppig bepflanzte Balkonkästen aus braunem rissigem Holz
bemalte Hauswand
ein Farbklecks mehr in ihrer Sammlung
von oben herab

dann fahren sie mit ausgestrecktem Finger
die Silhouette der Bergrücken in der Ferne nach
betrachten die Landschaft
zählen die Namen der Berge und Seen auf
glänzen mit ihrem Wissen
und ziehen weiter

sie sind zufrieden
jetzt wissen sie alles
jetzt waren sie auch mal hier
es hat sie nicht berührt
Teneriffa war eindrucksvoller

(2008)


Anmerkung von tulpenrot:

Empfohlen von:
AZU20, Moja, aliceandthebutterfly, ViktorVanHynthersin, TassoTuwas, AchterZwerg, wa Bash, niemand.

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Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (14.05.20)
Heute wären die Touristen 12 Jahre älter. Wären sie auch reflektierter?
Zweifelnde Grüße
Viktor

 tulpenrot meinte dazu am 14.05.20:
Ich weiß nicht, sicher nicht. Es scheint Leute zu geben, trotz allem nichts sehen. Sie haben ihre Kameras und machen Bilder - und das war's. Aber sicher tue ich mit dieser Feststellung manchem Menschen Unrecht. Es kam mir nur damals (und auch später) so vor.
Danke für dein Lesen und all das andere
Angelika

 TassoTuwas (14.05.20)
Liebe Angelika,
meine Erfahrung ist, wer viel von der Welt gesehen hat, weiß die besondere Schönheit der Heimat zu schätzen.
Mag sein, dass das Alter erst diese Sichtweise ermöglicht!
Herzliche Grüße
TT

 tulpenrot antwortete darauf am 14.05.20:
Schön, wenn dem so wäre.
LG und vielen Dank
Angelika

 AchterZwerg (14.05.20)
Könnte sein, Angelika,
dass sich diese Sicht der Dinge und das Abhaken von Fernzielen in Zukunft etwas verändern wird. Vielleicht nicht aus Überzeugung, aber evtl. aus Angst ...

Liebe Grüße
der8.

 tulpenrot schrieb daraufhin am 14.05.20:
Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich glaube nicht, dass das etwas ändern wird. Leider kann man nicht erwarten, dass jeder die gleiche Sicht auf die Dinge hat wie man selber.
Angelika

Antwort geändert am 14.05.2020 um 19:53 Uhr
wa Bash (47)
(14.05.20)
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 tulpenrot äußerte darauf am 14.05.20:
freut mich, danke
aliceandthebutterfly (36)
(15.05.20)
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 tulpenrot ergänzte dazu am 16.05.20:
Liebe Stefanie,
danke für deine Gedanken zu diesem Textlein. Es gibt Menschen, die haben einfach keine Augen für die nächste Umgebung, egal wo es ist. Es verwundert mich immer wieder aufs Neue. Und es stört mich. Ich fotographiere auch sehr gerne. Aber dieses "leidenschaftslose Abhaken von Reisezielen" , wie du so treffend sagst, ist einfach grausig. Selbst, wenn ich Besuch von außerhalb bekomme (es müssen gar keine Fernreisende sein) und diesen Menschen meine derzeitige Wohnumgebung zeige, haben sie kein Interesse. Immerhin lebe ich im Dunstkreis einer sehr alten und sehenswerten Universitätsstadt und in einer wunderschönen Landschaft. Stattdessen erzählen sie mir wortreich von ihrer Reise nach ... irgendwo, während ich eine Stadtführung für sie machte. Und der nächste WMF-Laden war interssant für sie oder der kleine Buchladen (immerhin!), um Bücher für die Kinder auszusuchen, oder die nicht vorhandenen Kaufhausketten usw. Und das nicht nur einmal, und das mit völlig unterschiedlichen Leuten. Ich schweige inzwischen und genieße alleine all das Schöne. Ach, ich kann mich mmer noch aufregen.

 AZU20 (17.05.20)
In diesem Coronajahr erhaltren sie wieder eine Chance, Deutschland zu entdecken, oder? LG

 tulpenrot meinte dazu am 17.05.20:
Wenn die Beherbungsmöglichkeiten wieder geöffnet haben ...
Mit diesem Bauernhaus verbinden sich für mich viele schöne Erinnerungen. Und deswegen ist so ein Touristengehabe für mich grausig.
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