2. Lebenshälfte

Gedankengedicht zum Thema Lebensbetrachtung

von  Martina

In der zweiten Lebenshälfte 
wiegt das Bedauern schwerer,
nicht mehr gemocht und verstanden zu haben,
was nicht übers Akzeptieren und Ignorieren hinausging.
Oder nicht geliebt zu haben,
was Sympathie trug.
Warum nicht mehr Hände gehalten,
nicht mehr Wangen gestreichelt,
nicht öfter im Wesentlichen zuhause gewesen zu sein,
als ständig unterwegs, um etwas erledigen
und sich in Pflichten verloren zu haben?
Ein halbes Leben voller Chancen,
doch kaum dazu gekommen, um
Liebe zu spüren, Wunder zu sehen,
Träume auszuleben, Bande zu knüpfen,
und das Wesentliche
nicht aus den Augen zu verlieren.
Zuviele Möglichkeiten verpasst,
Liebe, Wärme und Herzlichkeit zu geben, oder gar anzunehmen.
All das, viel zu selten, viel zu wenig genutzt.
Wir - gesegnet mit Emotionen, allen Sinnen,
unerschöpflichem Vorrat an Potenzialen,
und doch lebt all dies meist ungenutzt
in Gefangenschaft unserer Ängste,
und fristet ein Schattendasein.

© M.Brandt

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (09.11.17)
Jedes Wort ist richtig. LG

 idioma (09.11.17)
So wichtig und lobenswert die inhaltlichen Aussagen sind,
so hölzern und ungelenk sind sie formuliert :
z.B. die ersten 6 Zeilen :
Warum "schwerer" ? Schwerer als was ?

"Das Bedauern wiegt schwerer,
nicht mehr gemocht und verstanden zu haben,
was nicht übers Akzeptieren und Ignorieren hinausging."

Ich finde das sprachlich s e h r problematisch : Unvorbereitet,
da ganz am Anfang, liest man dieses "nicht mehr" erst mal zeitlich im Sinne von "nicht mehr gemocht, jetzt also unbeliebt".
Man muss dann erst umschalten und anders betonen :
" nicht m e h r gemocht und verstanden zu haben ,
Mögen und verstehen bzw. "gemocht und verstanden zu haben"
klingt zudem nicht wirklich besonders warmherzig.

Mein Vorschlag :
In der zweiten Lebenshälfte wächst unser Bedauern,
viele und vieles ignoriert oder nur halbherzig akzeptiert zu haben, anstatt Liebe und Verständnis entgegenzubringen.

"Oder nicht geliebt zu haben,
was Sympathie trug."
- ich hab Probleme mit dieser zweiten Zeile.

" Warum nicht m e h r Hände gehalten,
nicht m e h r Wangen gestreichelt, "
Erst hier kommen wirklich brennende Fragen auf, indem auch
sprachliche Emotionalität entsteht durch die plötzlich umgangssprachlich abkürzende Reduktion aufs pure Partizip Perfekt, ohne "ich" oder "wir"zu nennen....

Doch dann geht es wieder weiter mit den Infinitivkonstruktionen
zu sein
zu haben
zu spüren
zu sehen
usw.
usw.

Der zweimalige Begriff des " Wesentlichen" scheint mir hier etwas schwammig belassen, aber die Formulierung
"im Wesentlichen zuhause sein" ist ein sehr schönes Bild.

"All das (hier kein Komma) viel zu selten, viel zu wenig genutzt."
Ich persönlich sträube mich in diesem Zusammenhang
gegen "nutzen" und jeglichen Nutzen !

"Wir - gesegnet mit . . . . . . "
Welch ein Höhepunkt, welch eindrucksvoll schöne Wortwahl :
" g e s e g n e t " !
Dieser große Ansatz wird aber gar nicht weiter ausgeführt, denn nach einem Komma ist gleich wieder von "all dies" die Rede bis zum Ende : diese 3 letzten Zeilen sind aber ( "meist ungenutzt" bitte ausgeklammert ) die besten und stärksten vom ganzen Text !!!
idi

Kommentar geändert am 09.11.2017 um 22:34 Uhr

 Martina meinte dazu am 10.11.17:
Hallo Idi, ich muß schon sagen, du hast dir ja richtig Mühe gegeben, meinen Text zu durchleuchten und mir die Schwachstellen zu zeigen. Wahrscheinlich hat dir das mehr Zeit gekostet, als ich zum Schreiben dafür brauchte. Mir floss er einfach zwischen der Hausarbeit aus dem Ärmel. Meinen lieben Dank dafür!!!! Ich hatte gehofft, du hättest diesen Text am Ende nach deinen Vorstellungen gleich berichtigt, dann hätte ich ein gutes Beispiel gehabt. Ich bewundere dein fachliches Wissen und habe mich sehr über dein Interesse an meinem Text gefreut.
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