Man sieht die Stadt vor Häusern nicht

Gedicht zum Thema Erwachen

von  GastIltis

Man sieht im Lichterglanz die Stadt
vor lauter Häusern nicht und sucht
vielleicht nach Straßen oder Leuten,
und fragt, was hat das alles
denn im Vorübergehn am Unbestimmten
und Unvollkommnen zu bedeuten.

Der Glanz, die Stadt, die Straßen, und
bewegt sich oder lebt das Ganze,
legt es sich hin zur Nacht in einem
Verlassenheitsgefühl von nie genanntem,
verrauschend-bauschendem Vergnügen,
und bleibt erwartungshungrig liegen,

weil nichts gehalten, was versprochen,
und nichts versprochen, was nicht steht,
denn wo nichts steht, wird nichts gebrochen,
und was gebrochen ist, vergeht. - Im Glanz,
im Lichterglanz wird nur geblendet,
verbraucht, verschwendet und verspielt,

die Einsamkeit als Ding verwendet
und das Gefühl nur als Bilanz.


Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: AZU20, EkkehartMittelberg, franky, Gerhard-W., Moja, Rothenfels, Sanchina, Sätzer, wa Bash, Walther,TassoTuwas. 
Lieblingstext von: EkkehartMittelberg, Moja.
Vielen herzlichen Dank!

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Kommentare zu diesem Text

Gerhard-W. (78)
(02.03.18)
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 GastIltis meinte dazu am 02.03.18:
Lieber Gerhard, das freut mich außerordentlich. Ein Treffer, wie er nur selten gelingt. Danke. Manchmal ist es eine Freude, Kommentare zu lesen. (Wie diesen!)
Herzlich grüßt dich Gil.

 EkkehartMittelberg (02.03.18)
Die blendend geschriebene dritte Strophe lässt alles als eitel erscheinen und es folgt ein böses Erwachen mit verdinglichter Einsamkeit.
LG
Ekki

 GastIltis antwortete darauf am 02.03.18:
Hallo Ekki, frag mich aber bitte nicht, wie ich dazu gekommen bin. Die Sprache und die Intuition müssen sich wohl ins Gehege gekommen sein. Danke für deinen wunderbaren Beitrag. LG von Gil.
9miles (53)
(02.03.18)
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 GastIltis schrieb daraufhin am 02.03.18:
Hallo IX,

nun kommst du römisch, alter Schwede,
und denkst, du bist der Zeit voraus.
Du kennst Fassaden, scheinbar jede,
auch offenbar die hinterm Haus.

Wer die Fassade wahrt,
mag Hass und Demut scheiden,
mit Schmerz gepaart,
der Anbeginn vom Leiden …

Gil.

 TassoTuwas (02.03.18)
Alles Kulisse - alles Fassade,
suchst Konfitüre - findst Marmelade
alles Fassade - alles Kulisse
falsche Versprechen - vergiss se !

mit entzauberten Grüßen
TT

 GastIltis äußerte darauf am 03.03.18:
entzaubert, ja.
Berti Vogts hätte jetzt gesagt: da haben Sie ein anderes Spiel gesehen. Fassade? Vielleicht.
entzaubert.
LG von Gil.

 TrekanBelluvitsh (02.03.18)
Wenn man keine Schützenfeste mag, ist es mit der Antieinsamkeit in der Antistadt auch nicht so weit her...

 GastIltis ergänzte dazu am 03.03.18:
Schützenfeste ist ein gutes Stichwort. Vereinsmeierei. Stammtischgespräche. Die Hoheit über den Stammtischen müssen wir zurückgewinnen, soll Strauß gesagt haben. Könnte passen. Wenn man will. Oder wollte. Oder gewollt hätte. Weiß ich alles nicht.
Gil.

 Moja (17.12.19)
Eine Perle, lieber Gil! Entzauberung von Schein und Fassade, dahinter nichts als Melancholie und Einsamkeit, passend zur Weihnachtszeit - Einkaufsrausch, Selbstbetrug,. Und wie Du das "verspielt" in der 3. letzten Zeile verwendest, das schließt an mein "Verspielt" an - die leere Dingwelt.

Vielen Dank, dass Du mich auf Gedicht aufmerksam machtest,
davon bleibt etwas zurück, kein leerer Glanz!

Herzliche Grüße,
Moja

 GastIltis meinte dazu am 17.12.19:
Danke, liebe Monika,
so hatte ich es auch gesehen und mich über die verhältnismäßig geringe Resonanz etwas gewundert. Dafür entschädigt mich dein Kommentar von heute um ein Vielfaches. Das weißt du hoffentlich!
Viele, viele liebe Grüße von Gil.
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