Die "Sache" mit den toten und lebenden Legenden

Kommentar zum Thema Absurdes

von  Reliwette

Die meisten Menschen verlassen diesen Planeten ohne wesentliche Spuren hinterlassen zu haben. Sie haben oft weder sich selbst noch anderen gegenüber nützlich gemacht. Viele haben zumindest für ihren Nachwuchs gesorgt, waren ihm Vorbild oder das Gegenteil davon. Damit wurde zumindest für den Fortbestand der Zweibeiner gesorgt.
Von lebenden Legenden (oder bereits verstorbenen) erfährt der Durchschnittsmensch meistens aus der Tagespresse (BILD) oder neuerdings aus den TV-Medien. Es entsteht der Eindruck, dass „gelernte“ BILD-Journalisten den Arbeitsplatz gewechselt und ihr anerzogenes Handwerk dabei mitgenommen haben.

Der verstorbene Dieter T. Heck wird posthum von einem TV-Sender zur  „Legende“ erklärt. Was hat er gemacht, dass er zur Legende wurde? Er hatte in den 60er u. 70er Jahren u.a. eine Schnellsprechmethode entwickelt, mittels derer er die wöchentliche Hitparade moderierte. Nun kann jemand von den Tönen der „charts“ halten was ihm beliebt: die Protagonisten waren Gruppen, Sänger, Sängerinnen, Musiker, Komponisten, Interpreten. Dann war eben noch der andere Teil der Musikbranche, vertreten durch Plattenfirmen, Tonstudios, Musikverlage und Veranstalter. Alles zusammen kann man mit „Verbraten“ umreißen, wobei die wahren Erzeuger der Töne entgegen ihrer eigentlichen Absicht das „Bratgut“ waren. Eine Single-Aufnahme durfte dreimal gewählt werden, dann mussten sich die engagierten Wähler auf neue Tonobjekte stürzen.

Wenn ein Sender oder eine Printredaktion jemanden zur „Legende“ erklärt, feiert sie sich im Grunde selbst. Es mutet an, als schustern sich die Protagonisten der Sender die Preise und Ehrungen gegenseitig zu.
Das ist übrigens bei den Comedians nicht anders. Dabei ist es völlig egal, ob sich der verliehene Preis als Micky Maus oder Granitbrocken entpuppt. Man ist unter sich und feiert entsprechend. Was ist daran so schlimm?

Auf der anderen Seite gibt es wahre Talente unter Sängern und Musikern, die ihre Töne fernab vom TV-Alltag zelebrieren und damit zur Kultur beitragen. Zuweilen sind sie auf der „Geschäfts- und Fressmeile“ in der City anzutreffen. Der normale Eilige mit oder ohne Hörsturz hastet an ihnen vorbei, ist kaum dazu in der Lage ein „f“ von einem „fis“ zu unterscheiden. In der Tat: der“ Kultur-Konsument“ hat es nicht leicht.
Er kann geradezu froh sein, wenn ihm ein Print- oder TV-Journalist eine „Legende“ unterjubelt, von der so recht niemand genau weiß, in wie weit diese etwas für den Fortbestand des Planeten samt seiner Menschen beigetragen hat.
Eine dieser „Legenden“ hatte versucht, die Legende, Bundeskanzler Willy Brandt, mittels Misstrauensantrag  aus dem Amt zu verdrängen. Beim zweiten Anlauf gelang ein solches Bestreben gegen die „Legende“ Helmut Schmidt,  wobei auffällig ist, dass auch eine „Drittlegende“ sich nicht immer an wichtige Ereignisse erinnern können muss.
Noch nie sind nach dessen Ableben bei seinen einstigen Kollegen so viele Krokodilstränen geflossen. Sie mussten eimerweise aus dem Bundestag gewischt werden.
Dabei ist es nicht  unerheblich, in wie weit sich Schadensbegrenzung und Legendenbildung annähern. Dazu könnte vielleicht  ein „Bauernopfer“ befragt werden.
Posthum soll nicht schlecht über die Betroffenen gesprochen werden., so fordert es der Anstand. Aber hat das auch tiefere Gründe? Was geschieht mit einer verfluchten Seele? Kommt diese als Schnecke wieder auf die Welt zurück? Oder als Schnake? Als Igel? Muss das gesamte Karma wieder neu aufgebaut werden, bis dass sich schlussendlich die Himmelspforten öffnen?
Neuerdings erschließen sich auch unter den Astronomen und Astrophysikern Legenden dem Publikum. Eine dieser Legenden bietet dem Unbedarften (Zuschauer) einen Einblick in das fiktive Zerstörungsszenario, wenn sich der Erde ein schwarzes Loch nähert. Dem Himmel sei es gedankt, dass die "Legende Albert Einstein" eine rettende Theorie ins Leben rief, dass sich ein schwarzes Loch ringförmig gestalten könne, so dass man – vorausgesetzt- man träfe das Zentrum des Ringes – unbeschadet durch es hindurch fliegen könne und in einem Paralleluniversum landete (wahrscheinlich als Urknall, Anmerkung des Verfassersd).
Nun sei es dem Leser bescheiden angedient, dass die „Legende-Unterzeichner“ bereits 1969 ein Bildwerk erschuf, dass dem betuchten Käufer in der Galerie „DAS BILD- DIE FORM“ in Essen für bescheidene 25.000.-. DM angeboten wurde. Es zeigt den Menschen teils physisch – teils als Feinstoffwesen inmitten der nächsthöheren Paralleluniversen, die aus Platzmangel nur grafisch dargestellt wurden und dazwischen jede Menge schwarze Antimaterie. Der einzige, der damals mit dem Kunstwerk etwas anzufangen wusste, war der legendäre Dieb, der in die Galerie einbrach und das Gemälde entwendete. Er gab es an  einen legendären Hehler weiter.
Natürlich grüße ich meine legendären Leser wie immer mit:
"Niemals aufgeben, denn noch sind wir (dennoch sind wir)!"
Prost! Austrinken!
Euer alter Kunstmeister


Anmerkung von Reliwette:

Legenden, die die Welt beflügeln

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (25.08.18)
Warum ist ein Erzeugnis der Boulevard-Presse Dein Leitmedium, Deine Quelle für Denksanstöße? Es gibt genug bessere Alternativen.

"zumindest für den Fortbestand der Zweibeiner gesorgt" ; Nun ja, sozusagen als Minimum-Mindest-Lebensleistung? Und wer nicht dem genetischen Imperativ folgte, hatte ein nutzlosen Leben, willst Du das damit sagen?

 Reliwette meinte dazu am 25.08.18:
Hallöchen, die "Boulevardpresse" ist mittlerweile ins öffentliche Fernsehen gelangt, Das ist für mich besorgniserregend. Öffentliche Sender haben jetzt auch eine Klatsch-Spalte im Programm.
Zum zweiten Thema: denkende (nachdenkende) Menschen fühlen sich zunehmend vom Irrsinn umzingelt. Ich habe eine Umfrage gestartet.

LG. H.T.R.
Graeculus (69)
(25.08.18)
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 Reliwette antwortete darauf am 25.08.18:
Sehe ich genauso. Aber wie kann es kommen, dass die "hits" so ein großes Publikum haben? Und wie kann es kommen, dass jemand, der die hits im TV vervielfältigt, posthum zu einer Legende erklärt wird? Und wie kann man jemandem, der nicht einmal "auf dem Kamm blasen" kann, eine Bewertungsstimme geben ? Für mich ist das eine reine Vermarktungsstrategie. Gruß! H.T.R.
MichaelBerger (44)
(25.08.18)
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 Reliwette schrieb daraufhin am 26.08.18:
Sehr schöner (inhaltsreicher) Kommentar. Danke dafür! Ja, ich neige dazu, in meinen Themen immer wieder in Satire abzugleiten, insbesondere was das schwarze Loch betrifft, durch das berühnmte oder nicht berühmte Personen hindurchstrudeln mögen und als Urknall wieder auftauchen. Ich halte diese "Legendenbildung" übrigens ebenso überflüssig wie Du!
Liebe Grüße!
Hartmut

 Bergmann (27.08.18)
Lieber Legendenkiller Hartmut,
danke! Eine legendäre Kolumne!
(lat. legendum = das zu Lesende ...)
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