Fahrverbote - na endlich!

Kommentar zum Thema Wege

von  eiskimo

Es ist dilettantisch, was da abgeht. Es ist willkürlich, trifft natürlich die Falschen und es zeigt vor allem, wie hilf- und machtlos die Politik ist angesichts der Automobilindustrie. Da sind wir uns völlig einig.
Aber ich finde tatsächlich einen segensreichen Punkt in dieser grauenhaften Fahrverbots-Debatte, einen ganz wichtigen Punkt:  Dass wir nämlich jetzt erkennen müssen, wie verfahren unsere Mobilität insgesamt ist. Millionen Menschen steigen jeden Tag in Blechkarossen und „pendeln“ zu weit weg gelegenen Arbeitsplätzen, über verstopfte Straßen in quälend langen Staus, und das jeden Werktag, morgens hin, abends zurück. Es werden wertvolle Zeit, wertvolle Ressourcen, Nerven und Arbeitskraft vergeudet, millionenfach, kritiklos … obwohl diese Praxis völlig unproduktiv ist und desaströse Schäden für Umwelt und Gesundheit bedeutet. Da stehen wir buchstäblich in der Sackgasse.
Ob ein Grenzwert bei 40 Mikrogramm liegen muss oder erst bei 60 oder 200 – das ist gar nicht mehr die Frage. Die Frage ist. Wie können wir unsere Mobilität intelligenter gestalten? Wie können wir Städte gesund erhalten und trotzdem dabei mobil sein?
Dass Jedermann vor seiner Haustür ein eigenes 1000-Kilo-Gefährt vorfindet, das ihn, wann immer gewünscht, individuell über eine beliebige Route zu einem x-beliebigen Ziel kutschiert, das ist ein Luxus, der jetzt einfach an seine Grenzen stößt – egal, ob das Gefährt elektrisch oder mit Verbrennungsmotor unterwegs ist.
Ein Gesamtkonzept muss her, in dem über die Nähe von Wohnung und Arbeitsplatz, über die Möglichkeit von Home-Office, über funktionierenden (!) öffentlichen Nahverkehr, über Vernetzung von Fahrrad/Roller mit Shuttle-Sytem und Kurierdiensten nachgedacht wird. Welcome to .. Car-Sharing,  Adieu Taxi-Mama - bundesweit, Städte-übergreifend!
So gesehen darf also gerne jetzt Fahrverbote geben, wenn damit Denkverbote in Sachen Verkehr 2.0  aufgehoben werden. Aber weiter so, das geht nicht. Es muss etwas Neues her, etwas radikal Neues.

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Kommentare zu diesem Text


 niemand (17.11.18)
Das hier wird den meisten stinken. Fahrverbote. Selbst unser lokale Satiriker und Kritiker hat sich heute in der Tageszeitung
dagegen ausgesprochen. Warum? Weil es um seinen Dieselstinker
geht und er Abstriche machen müsste. Wie war das nochmal
mit dem Kritisieren [und hie meine ich den von mir oben Erwähnten]? "Die größten Kritiker der Elche sind selber welche"....
Ein guter Kommentar, eskimo! LG niemand

Kommentar geändert am 17.11.2018 um 10:11 Uhr

 eiskimo meinte dazu am 17.11.18:
Ja, wenn es ans Geld oder die Bequemlichkeit geht, da verstummt das grüne Gewissen schon mal...
Danke für das Lob!
lG
eiskimo
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