Brilli(w)ant

Pastiche zum Thema Mystik

von  FrankReich

Vor Jahren war ich unterwegs, die Strecke ging mir auf den Keks, auf meinem Weg nach Bielefeld kam ich bis an den Arsch der Welt, bei Mitternacht und Dunkelheit, zur Taschenlampenfunkelzeit, fand ich ein Haus, und dachte noch: "Das ist 'ne Villa und kein Loch!", und sah, was ob der Klingel stand: "Willkommen hier bei Willy Brandt." Es öffnete 'ne Pflegekraft, ich dachte mir so: "Toll, geschafft", und fragte sie nach Übernachtung. Sie strafte mich mit Nichtbeachtung und brüllte in den Raum zurück, Ich glaubte fast noch an mein Glück, da sagt sie: "Nee", mit viel Gefühl, "wir sind doch hier kein Nachtasyl, und knallt die Tür mir voll ans Knie, ich hab' gejammert wie noch nie, und bin lädiert davon gehinkt, ich hab' gehumpelt und gewinkt, es wurde auch schon wieder hell, ja, meine Güte, ging das schnell, und an der nächsten Serpentine hielt eine schwarze Limousine, die sah aus wie ein Leichenwagen, doch dada keine Leichen lagen hab' ich mich flugs hineingesellt, ins Krankenhaus nach Bielefeld.
Und später dann, nach ein, zwei Jahren bin ich zur Reha-Kur gefahren, ins Klinikum nach Gummersbach. Ich war jedoch noch ziemlich schwach, und durfte sitzen statt zu stehen, ich habe dabei ferngesehen. Es ging um eine Totenrede, jedoch nicht diese oder jede, sondern, das hab' ich gleich erkannt, es war die über Willy Brandt.
Halli Hallo, und Piz Palú, war das ein geiles Deja vú.


Anmerkung von FrankReich:

Ich danke für Anregung und Idee :

Canon Foder, Oggy, und mein besonderer Dank geht an Teichhüpfer, denn der Idee seines Textes "Willy Brandt" habe ich diesen hier zu verdanken.

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Kommentare zu diesem Text

cannon_foder (50)
(04.05.19)
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 Regina (04.05.19)
Aber keine Glosse, sondern Pastiche, oder? Aber gut, auch mit den Binnenreimen. LG Gina

 FrankReich meinte dazu am 04.05.19:
Sauber Regina, danke für diese Anregung, ich dachte stets, ein Pastiche wäre ein Sprößling der Glosse, oder umgekehrt.

Ciao, Ralf

 FrankReich antwortete darauf am 04.05.19:
Hi Regina,

Du hast vollkommen recht gehabt, wir haben hier ein Pastiche vor uns, in diesem Fall aber weniger als Hommage an Gestaltung, Inhalt, und Aussage, denn hier tritt die Imitatio zugunsten der Aemulatio in den Hintergrund, sondern an die Idee.
Es könnte auch als parodistisches Pastiche ausgelegt werden, dagegen aber spricht die Widmung.

Antwort geändert am 04.05.2019 um 21:30 Uhr

 Lluviagata (04.05.19)
Ein feiner Schachzug ist das Teil hier, wie schon so oft von Dir getätigt, Master Ausgebuffter Ralf.

Erst im zweiten Satz erkennt man den Reim und ist verblüfft, wie fließend sich der Text dennoch gestaltet. Kann nur sagen - cool.
Apostroph hinter [hab] muss nicht zwangsläufig sein, meine ich. Weil - ich hasse Apostrophe in Gedichten, da sie feige Reimgestatter sind.

Sehr gern gelesen!
Llu 💙

 Lluviagata schrieb daraufhin am 04.05.19:
PS:

Jens Teichhüpfer vertont. Gut gemacht.

Antwort geändert am 04.05.2019 um 16:57 Uhr

 FrankReich äußerte darauf am 04.05.19:
... und als Antithese dargestellt, was mir am wichtigsten war, denn einen Text kopieren oder nachempfinden kann jeder.
Aber über solche Dinge denke ich erst nach, wenn ich mit der Nase hinein gestoßen werde.

Ciao, Ralf

 princess (04.05.19)
Hallo Ralf,

zur Langversion meiner Kritik siehe oben bei Frau Llu, die mal wieder exakt das ausdrückte, was ich dachte. Ich mach's daher kurz: prima Text!

Liebe Grüße, p.

 Teichhüpfer (04.05.19)
Dein Ego ist Mächtig.

 FrankReich ergänzte dazu am 04.05.19:
Danke, Teichhüpfer,

das ist ein verdammt guter Kommentar, denn ohne die Kraft seines Willens wäre es schon längst tot.

Ciao, Ralf

 Oggy (04.05.19)
Arschkartenwelt - in NRW Held. Privat oder Kasse? Fänd' Doktor klasse. Brust oder Keule platt...kriegt keinen Heilbutt satt. Leichenwagen pflastern Weg, egal wo er steht. Karteileichen auferstehen, kann Leserschaft sehen. Kaff-kaeskes Bielefeld.

LG,
Oggy

 FrankReich meinte dazu am 04.05.19:
Okay, scheint Hermetik zu sein, aber da fehlt mir zunächst der Zugang, denn Arschkartenwelt sieht aus wie ein Anagramm, ist aber wahrscheinlich keins. Ich schätze, es ist der Titel. Wo befindet sich die AKW, in NRW, gut, und dort ist sie an der Tagesordnung, also Held. Privat oder Kasse? dürfte eine rhetorische Frage sein, die der Unordnung halber dennoch beantwortet wird; klar ist einem Arzt der Privatpatient lieber (tor Klasse = Chlortasse). Brust oder Keule, ebenso ein Assoziationsvers aus der Variotechnik, also "Gekrust oder Beule": es scheint um den Bezug zum obigen Pastiche zu gehen, die Betonung im Anschluss daran liegt auf platt, denn der Heilbutt ist schließlich ein Plattfisch, und von einer kleinen Blessur kann natürlich keine Rede sein (kriegt keinen Heilbutt satt), der Rest kommt später, denn es geht weiterhin um schicksalsträchtige Wendungen und um skurrile Praktiken in Bielefeld.

Ciao, Ralf

Antwort geändert am 05.05.2019 um 17:57 Uhr

 Oggy meinte dazu am 05.05.19:
Wenn ich das nächste Mal in der Notaufnahme bin, lege ich das als Attest vor.

 FrankReich meinte dazu am 06.05.19:
Ein wenig Geduld solltest Du schon noch mitbringen, denn jetzt kommt ein Karton, Pardon, eine Serie von Leichenwagen, die den Showdown quasi vorwegnehmen, denn mindestens einer von ihnen bringt den Protagonisten in eine Stadt, die ihre Leichen nicht nur im Keller lagert, sondern auch im Auferstehen der Stauferehen ganz offen in den Schaufenstern der Bestattungsunternehmen, gemäß der letzten Metapher. Gruselig und surreal, aber die Bielefelder kennen und wollen es wohl nicht anders.

Ciao, Ralf

Antwort geändert am 06.05.2019 um 16:21 Uhr

 Didi.Costaire (04.05.19)
Kaffee, Zwieback (Illy/ Brandt) fand ich immer brilliant, auch wenn wo die Weichen lagen neben einem Leichenwagen irgendwo bei Bielefeld, wo ein Hund für viele bellt, und dann sitzt im Klinikum halbnackt im Bikini Klum, aber richtig intressant wird's halt erst bei Willy Brandt.

 FrankReich meinte dazu am 04.05.19:
Okay, die Dinger sind eindeutig Variogramme, aber bei Oggys Reimen? Eine Parodie auf Bielefeld okay, aber die Stilmittel erschließen sich mir noch nicht.
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