Also das war so. Als der erste Sachse direkt nach der Wende in die Vereinigten Staaten flog, hat er natürlich so viel erleben wollen, wie nur eben möglich. New York, Chicago, Yosemite, die Rockies und was sonst noch so alles da war. Alles hat er fotografiert, hat Tagebuch geschrieben und Postkarten an die Kumpels daheim verschickt.
Nach so etwa 3 Wochen kam er mit dem Flieger wieder zurück, machte sich von Frankfurt am Main auf den Weg nach Dresden und das erste, was er tat als er im damals noch im Vorflutzustand befindlichen Bahnhof ausstieg, war die Treppe hinauf in die Mitropa zu nehmen - damals gern auch 'Einkehr zum dreckigen Löffel' genannt - und dort seine Kumpels zu treffen, die sich seit dem frühen Abend auf die Rückkehr ihres Fernreisenden mit einigen 'Gelbkreuz' genannten ‚Coschützer Hell‘-Bieren vorbereiteten.
In Dresden war, bedingt sicherlich durch die entfernte Lage vom Westen, die D-Mark noch Mangelware, ebenso, wie die breite Westinformation über Funk und Fernsehen, das ja in weiten Teilen der damaligen DDR empfangen werden konnte, nur eben in Dresden auch noch nicht unmittelbar nach der Wende.
Die Vorstellung also, dass einer, der aus Amerika zurückkam, unermesslich reich sein sollte, war überwältigend. In drei Wochen Abwesenheit allerdings, das konnten sich die Kumpels natürlich auch ausmalen, war an die Bildung eines Vermögens durch Arbeit und nebenher beim Reisen nicht einmal ansatzweise zu denken. Was bleib also anderes, als das Glücksspiel und die unermessliche Neugier!
So kann man ganz leicht und transparent erklären, wie der Gesang im jubelnden Tumult der Kumpels unseres Reisenden in der Mitropa im Dresdner Hauptbahnhof zum Welthit avancierte, den wir heute leider immer noch Elvis Presley zuschreiben.