Wie eine Herde Affen

Kritik zum Thema Schreiben

von  LottaManguetti

Geschrieben steht, was mancher täglich stammelt,
diverse Sprüche, die den Blick verklären;
der Sinn verquer - vom Inhalt angegammelt,
Geschriebenes gilt selbst, wo Zeichen gären.
Sind nicht der Worte bald genug gesammelt?
Sind wir gemeinhin Opfer von Chimären,
die als Diktat, Gesetz wir anerkennen,
als wenn wir Glück und Seligkeit gewönnen?

Und sind mitunter Worte nicht auch Waffen?
Ein Konvolut aus Ecken, Kanten, Ritzen,
die ihm erlauben Wahres hinzuraffen,
mit Lügen die Gemüter zu erhitzen?
Die Menschen schreiben, kritzeln, tippen, gaffen,
gehorsam folgend fremden Geistesblitzen,
die logisch ihnen scheinen, halbwegs ehrlich.
Ist selber denken wirklich so beschwerlich?


Anmerkung von LottaManguetti:

Madrigal
Ich bedanke mich herzlich bei Sä für die aufrichtigen Wertungen "profan" und "gruselig".
Nur mal so nebenbei: Nicht alles, was ich schreibe, bezieht sich auf dich. So wichtig bist du mir nicht. Aber da du dir schon mal die Jacke angezogen hast, lese ich jetzt meinen Text plötzlich aus einer völlig anderen Perspektive!

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (23.01.20)
Nicht jeder Furz, der einem durch den Bereich zwischen den Ohren weht, ist einen Text wert. Es ist zumeist noch nicht mal einen Tweet wert. Aber sehen wir es positiv: So kann man die Kultisten, Fanatiker, Sadisten, Narzissten, Mimimis und andere Popofideln recht schnell identifizieren.

 LottaManguetti meinte dazu am 23.01.20:
Mich nerven vor allem die zahlreichen Tageserinnerungen auf WhatsApp, die mir ständig um die Ohren fliegen (Mittwoch-bald ist die Woche geschafft, Montag-biste auch so müde wie ich? usw.)
Aber auch von FB halte ich mich mittlerweile und größtenteils fern, weil ich 98 % der Posts nur noch kitschig, übergriffig oder schlichtweg für verzichtbar halte.
Das könnte ich nun so weiterführen, aber ich will ja niemandem den Spaß verderben. Wers braucht?

Und ja, auf die Auswahl kommt es immer mehr an - wir werden überschüttet mit Meldungen!

Satte Grüße
die Dame LM

Antwort geändert am 23.01.2020 um 15:55 Uhr

 Graeculus (23.01.20)
Der Affentrupp vor seinen Schreibmaschinen - das machen ja heute Computerprogramme besser (Sara = Satz Random Generator u.v.a.).
Meine persönliche Meinung: Wer nicht besser schreibt als ein Computerprogramm, der kann es ebensogut lassen. Das ist dann nur noch so wie Kopfrechnen, obgleich man einen Taschenrechner hat.

Es gibt eine alte, US-amerikanische Ballade, "John Henry", in der ein Arbeiter mit seinem Hammer gegen einen maschinellen Dampfhammer zum Wettkampf antritt. Das Ende ist so, wie es sich für eine Ballade gehört: John Henry siegt, sinkt aber tot zu Boden.
Zumindest was die Todesgefahr angeht, haben wir Schreiberlinge es leichter. Doch unsere Aufgabe ist nicht geringer!

 LottaManguetti antwortete darauf am 23.01.20:

Nun denn, graec, ich meine damit mehr die zunehmende Überflutung mit Informationen und Sprüchlein u. dgl., muss aber zugeben, dass das Schreiben als Schöngeist auch ähnliche Ausmaße annehmen kann.
Sicher, es ist und bleibt eine Aufgabe, die einer besser, der andere schlechter vermag. Solange es aber darum geht, das Schreiben zu erlernen (und leider reicht dafür ein Leben nicht), hat es meine Anerkennung.

Lieben Gruß
Lotta

 AchterZwerg (23.01.20)
Das stimmt alles.f
Aber wenn wir uns überlegen, wie viele Menschen auf Idiotenwinde aller Arten abfahren, ist die Beschäftigung mit Poesie nicht der verkehrteste Weg.
Fügen sich Worte in ein Gedicht, werden im günstigen Fall Standplätze und Plattheiten verrückt.

Das ist harte Arbeit. Manchen macht die Spaß. - Dir auch, nicht wahr? :)

 LottaManguetti schrieb daraufhin am 23.01.20:
Da geht's uns beiden ja ähnlich. Aber das wissen wir schon lange.
Danke
:)

 GastIltis (23.01.20)
Das Denken macht es, Lotta, nur das Denken,
das uns befreite aus dem Ungewissen.
Lass andre Fahnen heben oder schwenken,
ein gutes Urteil ist ein Ruhekissen,
das uns in sanften Schlaf vermag zu senken,
wenn niemand unsern Rat je will vermissen.
Wir reisen zuversichtlich und besonnen
und wagen, denn gewagt ist schon gewonnen.

Wir sprechen Worte, Sätze, auch Programme,
für alle, die es wie wir ehrlich meinen,
ein Wort ist Glut, das andere ist Flamme;
wir löschen nicht mit Tränen, die wir weinen.
Und rührn nicht im gewohnten Schlamme,
wie um mit ihm uns innig zu vereinen.
Es sind Gedanken, Taten, Ehrlichkeiten,
die mit uns sind, egal in welchen Zeiten!

Herzlich Gil.

 LottaManguetti äußerte darauf am 23.01.20:
Oha, Gil!
Hast du das eben grad geschrieben?
Hut ab!
Ehrlichkeit anderen und vor allem auch sich selbst gegenüber ist ein hohes Gut. Leider wird es einem zu oft übelgenommen. Aber das wird mich nicht hindern, es weiter zu sein.
Im Schlamm zu wühlen überlasse ich gern speziellen Waldbewohnern. :D

Ein schönes Gedicht haste mir da geschenkt!

;-)

Lotti
Al-Badri_Sigrun (61)
(23.01.20)
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 LottaManguetti ergänzte dazu am 24.01.20:
Liebe Sigrun, fast jedes Schreiben hat das Recht darauf, dass es geschrieben wird. Allerdings hat der Verursacher nicht nur das Recht zu schreiben, sondern auch die moralische Pflicht, diese Fähigkeit sorgsam zu benützen.
Weiter oben (bei Trekan) schrieb ich schon über meine Motivation, darüber nachzudenken.
Manchmal möchte ich nicht nur den Instagramaccount von Politikern streichen, sondern auch den buntbemalten "Schaufelbaggern" an ihren Handys die Nägel schneiden. :D
Ich habe den Eindruck, die menschlichen Individuen sind eifrig dabei ihre Art zurückzuentwickeln, natürlich mit viel Knoff Hoff! :D

In diesem Sinne
Lettts goooo to beeee monkey!

Moin
Lotta

Antwort geändert am 24.01.2020 um 10:22 Uhr

 EkkehartMittelberg (23.01.20)
Liebe Lotta,
"Die Menschen schreiben, kritzeln, tippen, gaffen,"
Man möchte sie vergleichen mit den Affen.
Doch schaut man in den Spiegel sauer oder froh,
blickt einem grad ins Auge so ein Bonobo.

Meistens mühen wir uns halbwegs ehrlich:
Selber denken war und ist beschwerlich. :)

Mit einsichtigen Grüßen
einer aus der Herde
Ekki

Kommentar geändert am 23.01.2020 um 21:00 Uhr

 LottaManguetti meinte dazu am 24.01.20:
Lieber Ekki, Selbstkritik ist heilsam, aber zuviel davon? Ich nehm dir mal ne Schippe ab und verweise auf meinen Kommentar bei Trekan (was ich äußerst ungern mache - aber alles nochmal zu schreiben, dazu fehlt mir die Muße).
Der ursächlichste Grund, warum ich dieses Gedicht schrieb: Ich wollte mich mal an einem MADRIGAL versuchen. Der Inhalt interessierte mich nur so nebenbei und entwickelte sich aus einem Erlebnis am frühen Morgen (an dem mich bekannte Telefonnummern mit Wochentagssprüchen bombardierten, lach).
Ein Madrigal schreiben, das war mein eigentlicher Wunsch. Seit Tagen beschäftigte ich mich bereits mit Entwicklungsgeschichte, Aufbau, Beispielen und allem, was dazu gehört.
Nun steht es da, interessiert mich weniger vom Inhalt als vom Aufbau und entlockt den Lesern Reaktionen.
Ich glaube, ich sollte keine Madrigale mehr schreiben. Warum? Finds nicht sehr reizvoll. Ich denke, wo es hinpasst, dort sei es gelitten.

In diesem Sinne ein Gruß aus der Rätselbude

dein Fan
Lotta

Antwort geändert am 24.01.2020 um 09:46 Uhr

 TassoTuwas (24.01.20)
Ach Lottchen, da muss ich doch gleich an den Matthaeus denken(nicht den Loddar), sondern den mir Kapitel 22 Vers 14, der da lautet: "Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt"!
Hat der alte Knabe schon vor 2000 Jahren das Forenelend kommen sehen? Ich sage, da kannste dich nur wundern oder vor Lachen schütteln!
Soweit das Wort zum Sonntag
Halleluja und ♥ Drückerle
TT

 LottaManguetti meinte dazu am 27.01.20:
Guten Morgen, mein TT. D e r Matthäus musste gottseidank keinen Fußball treten, um perühmpt zu werden. Nein, der war schlauer.
Die scheinbar Auserwählten meiden den Blick von außen, ja, sie blasen sich selbst Rosinen in den Allerwertesten, indem sie schöne Worte für sich beanspruchen.
Wenns hilft!

Demütige Grüße von einer, die immer lernen will und niemals ruht.

Madrigal-Lotta
Dieter Wal (58)
(24.01.20)
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 LottaManguetti meinte dazu am 27.01.20:
Upps, das ist ja ne illustre Gesellschaft!
Da würde mich natürlich interessieren, woran du die Guten wiederzuerkennen meinst.

Herzlichen Dank für die Blumen
Lotta

 harzgebirgler (17.11.20)
weil sprache prägt total des menschen wesen
wird endlos viel geschrieben doch zu lesen
gewillt ist kaum wer all die schriftenfluten
und oft nicht mal die ganz besonders guten.

lg
harzgebirgler
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