Im Reich der Schmutzigen, Häßlichen und Hundsgemeinen

Text zum Thema Sport

von  Oggy

Vorbemerkung
Anläßlich des Beginns eines Schach-WM-Kandidatenturniers in Putins Reich des Bösen bei Jekaterinburg deckt Die Zeit in einer hautnahen Reportage so investigativ wie gnadenlos auf, wie unglaublich schmutzig, “unhygienisch“ und damit gesundheitsgefährdend es in dieser zu Recht nicht unumstrittenen Sportart doch zugeht. Zeit, sich etwas Zeit zu nehmen und die in der Zeit erhobenen Vorwürfe Zug für Zug zu prüfen.

(1) Das seltsamste Schachturnier der Geschichte. [1]
Allerlei Seltsames kann der überraschte Zuschauer beim Schachspiel mit etwas Glück in der Tat erleben. Hervorgehoben sei exemplarisch Ex-Schachweltmeister Alexander Alexandrowitsch Aljechin, der während einer Partie einmal - hoch konzentriert - an den Bühnenrand schlenderte, seelenruhig die Hose öffnete und in den Zuschauerraum hinab urinierte. Danach setzte er das finstere Spiel am Brett, das so Vielen die Welt bedeutet, sichtlich erleichtert fort. [2] Aber so etwas steht natürlich in keinem Verhältnis zur gesundheitlichen Tollkühnheit der Jekaterinburger Schmutzfinken!

(2) Schach ist eine Kontaktsportart.
Das Kapitel Körperkontakt ließ ich in meiner eigenen bescheidenen Spielpraxis bisher doch ziemlich außer acht, leider selbst bei u. U. vollbusigen Gegnerinnen. Doch der zu Beginn und Ende einer Schachpartie übliche Handschlag [3] belehrt mich hier unzweifelhaft eines besseren, obwohl das ja eigentlich für jedermann/frau klar ersichtlich auf der Hand liegen sollte.

(3) Man fasst [mit den Schachfiguren] etwas an, das gerade jemand anders angefasst hat.
Macht mich fassungslos. Mir über Dinge Gedanken zu machen, die Leute, mit denen ich Kontakt habe, in ihrer sonstigen Zeit anfassen, habe ich schon lange aufgegeben. Man lebt glücklicher damit. Gerade eine Dame anzufassen hätte ich jetzt nicht zu den Hauptübertragungsquellen gerechnet, aber den unbestechlichen Durchblick eines Zeit-Journalisten habe ich in dieser Sache definitiv nicht.

(4) [Schachspieler] fassen sich gedankenverloren an die Nase.
Auch das ist mir noch nie so richtig aufgefallen, zudem ich ja auch noch keinen Schachspieler gesehen habe, der - wie im Fußball gute Sitte - ständig neben seinem Schachbrett auf den Boden (bzw. nach dem Gegner) rotzt und spuckt. Und sich womöglich noch beim Schiri übel anschleimt. Nicht mal einen, der sich lautstark in sein Trikot schnäuzt. Und außerdem haben “Klötzchenschieber“ [4] die besonders unangenehme Angewohnheit, sich - ganz im Gegensatz zum Ballsport - auch noch an die eigene Nase zu fassen!

(5) [Schachspieler] stemmen die Faust ins Kinn.
O.K. Erstmals überzeugt. Jeder halbwegs faire Ballsportler weiß, daß die Faust in einem vom Schiedsrichter unbeobachteten Moment knallhart mitten auf die Kinnspitze des Gegenspielers geschmettert gehört, damit er endgültig zu Boden geht. Eindeutiger Punkt für die Zeit und fettes K.O. für mich.

(6) [Schachspieler] reiben sich die Augen.
Verwundert mich jetzt etwas. Betrachtet man besonders im Fußball die ein oder andere Schiedsrichterentscheidung oder z. B. die von Menschenrechten gänzlich unbeeindruckte Idee der FIFA, die Fußball-WM ausgerechnet in den Sklaventreiberstaat Katar zu vergeben, reibt man sich als Sofasportler ja schließlich auch die verwunderten Augen. Und Trainer nennt man ja letztendlich so, weil sie - hochsensibel wie sie sind - nicht nur anläßlich eines Abstiegs oder wegen eines goldenen Handschlags schon so manche Träne vergossen haben. Selbst die höflichsten Werwölfe rollen sogar von jeglicher Etikette völlig unbeeindruckt - wie man spätestens seit Christian Morgenstern [5] weiß - mit den Augen. Eindeutig ein Schlag ins Wasser.

(7) [Schachspieler] zupfen sich grübelnd am Ohr.
Echte Sportleute reißen dem Gegner ein Ohrläppchen ab oder verwenden dazu notfalls - wie Mike Tyson - die Zähne. [6] Die in der Überschrift hingegen zitierte, fast schon pazifistisch anmutende Verhaltensweise von Schachspielern wirft in der Tat kein gutes Licht auf ihre zögerliche Auffassung von eindeutig kontaktorientiertem Sport!

(8) [Einer der russischen Teilnehmer] hält ein Fläschchen [Desinfektionsmittel] in der Hand, als wäre es ein Flachmann.
Schach ist auch nicht mehr das, was es einmal war! Manch früherer russischer Schachweltmeister hätte das Ding ohne mit der Wimper zu zucken (wie einst der selige Rasputin) in einem einzigen Zug geleert. Heutzutage hocken die Flaschen grübelnd vor ihren Flaschen und wissen anscheinend nicht einmal, was sie damit anfangen sollen. Kein Wunder, daß das nichts mehr wird mit der Schachkrone. Oder ob der Gute nur aufgrund der Beobachtung durch einen garantiert keimfreien deutschen Top-Journalisten einfach zu schüchtern dazu war?


___________
Anmerkungen
[1] Diese und sämtliche weiteren kursiv gehaltenen Überschriften zitiert nach dem Artikel
“Schach ist so unhygienisch“
in: https://www.zeit.de/sport/2020-03/kandidatenturnier-schach-hygiene-magnus-carlsen
[2] Vgl. z. B. https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42854037.html
[3] Zu Beginn dieses Turniers wurde den Kontrahenten der Handschlag erstmals freigestellt, vgl. zeit.de
[4] “Wir brauchen die Klötzchenschieber nicht", so der zeitgenössische Intellektuelle mit bajuwarischen Wurzeln Franz B., vgl. z. B.
https://www.welt.de/print-welt/article495014/Die-Kloetzchenschieber-nagen-am-Hungertuch.html
[5] Siehe z. B. https://www.deutschelyrik.de/der-werwolf-2186.html
[6] Vgl. https://www.sport.de/news/ne3269489/boxen-mike-tysons-irrer-ohr-biss-gegen-evander-holyfield/
Im Fußball vgl. z. B. https://www.spiegel.de/sport/fussball/fussball-wm-fifa-ermittelt-nach-beiss-attacke-gegen-suarez-a-977298.html

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (22.03.20)
Empörungsquatsch. Sehr bemüht lustig, daher verkrampft. Durch die Quellenangaben zu den seriösen Zeitungen könnten Leser glauben, es habe tatsächlich jemand ins Publikum uriniert. Das ist natürlich schlichtweg gelogen.

 FrankReich meinte dazu am 22.03.20:
Also ich uriniere grundsätzlich ins Publikum. Dabei spiele ich nicht einmal Schach.

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 22.03.20:
Haha, rofl, rofl, lol.

 Oggy schrieb daraufhin am 22.03.20:
“Aljechin. der später während eines Wettspiels grübelnd in den Schachsaal urinierte,“ (seriöse Quelle: Ex-Relotius-Blatt Spiegel).
“Saal“ - in anderen Quellen findet man die “Bühne“.
Quellenangabe dazu nur zu einer Quelle, nicht “zu den seriösen Zeitungen“.
“Ins Publikum“ steht oben überhaupt nicht.
Für das, was unverständige Leser glauben mögen, ist kein Autor verantwortlich, so wie er für ihren Glauben generell nicht verantwortlich ist.
Es bewußt mißzuverstehen und dann seinen eigenen Empörungsquatsch dazu zu widerlegen ist armselig.

 AchterZwerg (23.03.20)
Bis zum Mittelspiel gehts ja.
Der Stellunhgskrieg ist ausgefochten und das Finale eingeläutet.

Was fällt uns hierzu ein?

 Oggy äußerte darauf am 23.03.20:
...hoffentlich keine Hängepartie!

Die ideale Besetzung fürs 8. Brett!

LG und danke für die Empfehlung, :)
Oggy
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