Klaas Peter Blick war ein Mensch, den nichts mehr hielt:
nicht die beiden wohlgeratenen Kinder Paul und Lea
nicht die Ehefrau Belinda
nicht der Hund Rien
nicht das hölzerne BioHaus in der Nähe eines Waldes
nicht seine Arbeit im Reisebüro "Alternativ Reisen"
nicht seine Freund*innen und Bekannten
nicht die Kolleg*innen,
nichts hielt ihn mehr. Er wollte aussteigen.
Er buchte ein Flugticket nach Kambodscha, hob 2ooo Euro vom gemeinsamen Konto ab, hinterliess seiner Frau einen -vorläufigen- Abschiedsbrief, und für die Kinder besorgte er Karten für ein "Tote-Hosen" - Konzert.
Mit einer kleinen Reisetasche, die nur das Nötigste enthielt, verliess er in den frühen Morgenstunden das Haus und stieg in ein Taxi, das ihn zum Flughafen brachte.
Nach dem CheckIn döste er vor sich hin, bis sein Flug aufgerufen wurde.
Nach 20 Stunden landete er in Kambodscha.
Ihm gefiel:
die Einfachheit der Menschen
der SingSang ihrer Sprache
die Flosse, auf denen er die Flüsse entlang fuhr
der weite Blick über die Landschaften
die Geliebte Ranju, die er schnell kennen- und lieben gelernt hatte
das Leben in Ranjus Hütte, gemeinsam mit ihrer alten Mutter und ihren Brüdern
die Mahlzeiten voller spannender Gewürze
Nach zwei Monaten buchte er ein Ticket nach Berlin, schrieb Ranju einen Brief, wie sehr er sie vermissen werde, packte seine Tasche, in der er nur das Nötigste mitnahm, verliess in den frühen Morgenstunden die Hütte, stieg in ein Taxi und liess sich zum Flughafen bringen.
Zuhause in Berlin setzte er sich an den Abendbrottisch - wie so oft, sprach mit den Kindern - wie gewöhnlich und scherzte mit seiner Frau - wie immer. Er liebte seine Heimat, egal wo sie war. Und seine Frau liebte ihn, Belinda so wie auch Ranju.
Sein Unternehmen hatte er "Weitblick" genannt.
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Kommentare zu diesem Text
Agnete (66)
(08.07.20)
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