verflossen

Kurzgedicht zum Thema Zeit

von  AvaLiam


In alten Schuhen
schleiche ich mich
über Pflastersteine.

Mein Blick fällt
zwischen schweren Tropfen
und Gedanken
auf geplatzte Illusionen.

Und in den Fugen
spült der Fluss der Zeit
sie langsam fort.


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Kommentare zu diesem Text

una (56)
(07.06.20)
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 AvaLiam meinte dazu am 07.06.20:
Liebe una...

...Loslassen...

Einer der wichtigsten Prozesse im Werden und Vergehen. Wer festhält, hat die Hände nicht frei für Neues. Und wer Zeit braucht, um loszulassen, erhält diese.
Manches bleibt als feuchte Spur auf dem Boden der Tatsachen erinnernd haften. Doch vieles fließt mit der Zeit davon.
Das ist das Eine.

Manches fließt uns durch die Hände, obwohl wir es noch gar nicht (be)greifen konnten. Fließt davon, ist uneinholbar und verschwindet im Nichts, geht mit der Zeit...einfach davon...ob wir bereit sind oder nicht...

Anderes fließt unbemerkt...alte Wünsche und Träume beispielsweise. Sie rauschen durch unsere Adern, verlieren sich im Alltag, im Kummer oder auch im Augenblick des Glücks, verblassen, plätschern eines Tages träge dahin, bis die Zeit sie einfach fortnimmt.

Aber auch Kummer und Sorgen, trübe Gedanken fließen fort. Regen und Gewitter reinigen die Luft, sagt man. Und wenn sie auch nur langsam vergehen und in kleinen Rinnsalen in den Fugen verlaufen, so nimmt die Zeit diese Last (etwas) fort..

Zeit ist Feind und Freund. Sie nimmt immer etwas mit. Und manchmal entscheiden wir selbst darüber, was.
So liegt es an uns, die alten Schuhe auszuziehen und zu tanzen im Regen.

Oder eine Runde Kanu zu fahren.

verregnete Grüße - Ava
Jo-W. (83)
(07.06.20)
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 AvaLiam antwortete darauf am 07.06.20:
Danke dir, Jo

Ja - für Neues muss Altes weichen.
Auch wenns schwer fällt...manchmal.

Und dabei kann es sooo befreiend sein.

Ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche.
Liebe Grüße - Ava
Stelzie (55)
(07.06.20)
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 AvaLiam schrieb daraufhin am 07.06.20:
Liebe Kerstin,

es freut mich sehr, dass sich auch dir das Neue ins Bild rückt.

Danke und einen guten Wochenstart - Andrea

 EkkehartMittelberg (07.06.20)
Liebe Ava, dein bildstarkes Gedicht hat mich beim ersten Lesen traurig gestimmt.Aber man kann es auch anders verstehen.
Vergänglichkeit sehe ich nicht mehr traurig, weil ich weiß, dass in der Natur alles wiederkehrt.. Und wie ist es mit den geplatzten Illusionen? Zunächst stimmen sie mich melancholisch. Aber dann wird mir klar, dass die Illusionen platzen, die für die Realität nicht taugen. Es entstehen neue, die vielleicht vitaler sind. Wir brauchen sie zum Leben, denn wenn wir uns keine mehr machen, sind wir innerlich gestorben.
Herzliche Grüße
Ekki

 AvaLiam äußerte darauf am 07.06.20:
Ach, Ekki...

Beim ersten Lesen...
Allein dieser Satz ist ja schon fast ein Kompliment. :-D
Ich lese Texte, die gar nicht so schlecht sind, 4 Mal...mindestens.
Wieder eine Art der Gemeinsamkeit.

Und traurig werden...das war der Plan. Erst das Traurige fühlen und dann loslassen.
Wenn man es 4 Mal gelesen hat, klingt am Ende nur noch "geplatzte Illusionen" und "fort" in den Gedanken. Ich hoffe, dass das etwas Befreiendes auslöst und wie ich den Kommentaren entnehme, auch das Neue in den Blickwinkel rückt was nun entstehen kann.

Und der Punkt geht ganz klar an dich: "Wir brauchen Illusionen zum leben...ohne sind wir innerlich tot".
Nicht alles was uns traurig macht und vergeht war schlecht. Auch eine geplatzte Illusion kann viel Gutes hervorgebracht haben.

Ich hoffe, der traurige Klang ist schnell verflogen und du träumst von einem guten, neuen Tag.

liebe Grüße - Ava

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 08.06.20:
Liebe Freundin,
wenn wir uns austauschen, ist nichts verflossen. Es fließt nur leichter.
Ekki
Sätzer (77)
(07.06.20)
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 AvaLiam meinte dazu am 07.06.20:
Du sagst es.
Mit vollen Händen kann man nichts anpacken.

Und Traurigkeit gehört genauso zum Leben dazu wie Freude. Kontraste gehören zusammen. Negiert man das Eine, lehnt man das Andere auch ab.

Ich wünsche dir neue Energie für die neue Woche - packen wir es an!
LG - Ava

 TassoTuwas (08.06.20)
Hallo Ava,
ich denke an die vielen Tropfen, die zusammenfließen und eine große Kraft bilden und viel bewegen können!
Deine Gedanken dazu sind hoch aktuell!
Liebe Grüße
TT

 AvaLiam meinte dazu am 08.06.20:
Danke dir, Tasso.

Ja, ich denke es werden sich einige Flüsse auf den Weg machen...die einen ins Vergessen - die anderen ins Werden.
Veränderungen im großen Stil wird es auf jeden Fall geben.

Herzlichst - Ava

 AchterZwerg (08.06.20)
Die letzten fünf Verse sind hammermäßig gut. :)
Wenn der Gang allmählich schwerfälliger wird, fragt sich die Dichterin natürlich schon, warum.
Mit dem hereinbrechenden Alter kann es nichts zu tun haben, das ist schon mal gewiss!

Liebe Grüße
der8.

 AvaLiam meinte dazu am 08.06.20:
Ach mein lieber Achter...die Schuhe...
Die alten Schuhe waren es...

Habe die Tage barfuß im Regen getanzt.
Jetzt scheint die Sonne wieder.

Ich hoffe, bei dir auch.
Danke und liebe Grüße - Ava
Al-Badri_Sigrun (61)
(14.06.20)
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 AvaLiam meinte dazu am 15.06.20:
Liebe Freundin,

das, was mich immer wieder an solchen Emotionen und Lebenslagen fasziniert, ist, dass Eins nicht ohne das Andere sein kann.
Jede Traurigkeit bringt eine gewisse freudige Erwartung mit, da ich weiß, dass es einen Kontrast dazu gibt und ich bin gespannt, welcher das in jenem Falls ein wird.

So schwingt auch immer ein kleines, ungutes Gefühl mit, was wohl dieses Mal nicht so gut läuft, wenn es gerade eine schöne Zeit ist.

So wirklich trennen kann man Glück und Traurigkeit, Freude und Verlust wohl nicht.

Aber das bringt in jedem Fall mindestens einen kleinen Hauch von Zuversicht.

Ich grüße dich herzlichst.
Andrea
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