Karlheinz Deschner: Abermals krähte der Hahn

Revue zum Thema Christliche Themen

von  Terminator

Nach 14 Jahren in der Warteschlange kam dieser Klassiker der Religionskritik diesen Sommer endlich unter meine Lesebrille. Der kirchenkritische Teil, wo die Post so richtig abgeht, wo sich Greueltat auf Greueltat reiht, im Namen Jesu, seiner Mutter und des Wüstenchefs, ist sogar weniger spannend als die kritische Geschichte des christlichen Glaubens selbst.

Wie die Religion mit den zahlreichsten Anhängern sich opportunistisch angepasst und ohne theologischen oder philosophischen Sinn fortwährend geändert hat, was alles bei den Heiden, gegen die man dann Vernichtungskriege führte, zusammengeklaut wurde, erfährt man im großartigen Mittelteil des Klassikers.

Bevor ich dieses Buch in die Hand nahm, las ich jede Menge wohlwollender, "neutraler" Kirchengeschichte, um nicht gleich mit der Verdammung des Christentums anzufangen. Und doch soll es verdammt sein: es hat die Platoniker bestohlen und pervertiert, die Welt zu einem schlechteren Ort gemacht und seinen eigenen Gott, den historisch durchaus möglichen Propheten Jesus, schamlos verraten. Wer sein verstaubtes Christentum nochmal überdenken will, bekommt durch Deschners Standardwerk einen prächtigen Motivationsschub.


Anmerkung von Terminator:

Gelesen: Sommer 2020

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (17.08.20)
Der Empfehlung schließe ich mich an.

Dabei empfand ich es als irre, daß Deschner schon in weit fortgeschrittenen Jahren seine auf ca. 25 Bände angelegte "Kriminalgeschichte des Christentums" in Angriff genommen hat. Weiter als bis ins Mittelalter ist er ja dann damit auch nicht gekommen.

Neu ist jetzt "Heiliger Zorn. Wie die frühen Christen die Antike zerstörten" von Catherine Nixey (München 2019).

 Terminator meinte dazu am 17.08.20:
Da habe ich vor ein paar Monaten schonmal reingeguckt, aber erstmal ein anderes Buch über die Spätantike gekauft:

Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 18.08.20:
@ Graeculus:
Wow! Wenn du das gelesen hast, musst du mir unbedingt erzählen, wie, die Christen die keltische Kultur zerstört haben.

 Terminator schrieb daraufhin am 18.08.20:
Der feige Idiot, der "gruselig" geklickt hat, findet er Deschners Buch gruselig (christlicher Fanatiker), findet er, dass meine Rezension Deschner Unrecht tut (Kommentar wäre hilfreich), oder wollte da ein Dummkopf nur trollen?

"Wie die frühen Christen die Antike zerstörten" setzt eine vor dem 3. Jahrhundert bestehende einheitliche Antike voraus und behauptet, DASS es Christen waren, die diese zerstöreten. Beides problematisch, denn es gab eine intrinsische und extrinsische Krise einer ohnehin widersprüchlichen antiken Welt, und die Christen waren selbst in der Zeit ihrer Machtergreifung von Konstantin bis Theodosius (4. Jh.) immer noch eine Minderheit. Erst Justinian schloss die berühmte Akademie (529), das geistige Sinnbild der Antike. Da war das Westreich schon seit 43 Jahren weggefallen. Ich bleibe bei der Meinung, dass das Buch von Nixey nicht lesenswert ist.

Antwort geändert am 18.08.2020 um 17:08 Uhr

 TrekanBelluvitsh äußerte darauf am 18.08.20:
"Einheitliche Antike".
Ok, das muss man erst mal drauf kommen....

Und über allem schwebt die Mär vom toleranten Polytheismus...

 Terminator ergänzte dazu am 18.08.20:
Eben. Als hätte es DIE Antike gegeben, und als hätten, wie in einer üblichen Verschwörungstheorie, DIE Christen diese zerstört. Und das wird von der Autorin schon vorausgesetzt, sie will uns lediglich sagen, WIE das geschah.

 Graeculus meinte dazu am 18.08.20:
Ihr scheint das Buch gut zu kennen. Aus der Einleitung (S. 25):
Dies ist ein Buch über die Zerstörung der klassischen Welt durch die Christen. Die christlichen Übergriffe waren sicherlich nicht der einzige zerstörerische Faktor - Feuersbrünste, Überschwemmungen, Invasionen und der Zahn der Zeit spielten ebenfalls eine Rolle. Doch dieses Buch soll sich ganz speziell auf die Rolle des Christentums konzentrieren. Damit will ich nicht sagen, dass die Kirche nicht auch einiges bewahrt hätte. Aber über den positiven Beitrag des Christentums ist immer wieder geschrieben worden, Bücher darüber gibt es in den Bibliotheken und Buchhandlungen zuhauf. Die Geschichte(n) und das Leid derer, die das Christentum unterjocht hat, wurden dagegen seltener erzählt. Um sie soll es in diesem Buch gehen.
Man sollte einen Autor - und auch eine Autorin - nicht ohne Grund für dumm halten. Und schon gar nicht, bevor man ein Buch gelesen hat.

Antwort geändert am 18.08.2020 um 17:50 Uhr

 Terminator meinte dazu am 18.08.20:
In der Tat habe ich ins Buch nur reingeschaut und kenne ein paar negative Rezensionen. Vielleicht tut die reißereische Aufmachung dem Werk unrecht: so als würde Trekan einen Text mit dem Titel posten: "Wie Graeculus den Atheismus bewies und alle Religionen als Unfug entlarvte". Im Text würde dann stehen, dass Graeculus nach jahrelangen Diskussionen auf KV zumindest nachweisen konnte, dass zumindest der Agnostizismus nicht ganz unrecht hat.

Ich gestehe offen, dass auf fast allen Wissensgebieten auch ein Frauenmalus bei meinem Vor-Urteil über Bücher eine Rolle spielt. Ich habe mit meinen heute exakt 37,5 Jahren sehr viel gelesen und bin von weiblichen Autoren nicht der besten Meinung. Ausnahmen gibt es natürlich, doch es scheint am männlichen (bzw. männlich-autistischen) Gehirn zu liegen, dass gute Sachbücher fast nur von Männern geschrieben werden. Dafür schreiben Frauen auf KV bessere Gedichte.

 Graeculus meinte dazu am 18.08.20:
Ich kann nur sagen, daß ich einiges durch dieses Buch gelernt habe und weiterhin denke, daß es für jemanden, der Deschner schätzt, keine verlorene Zeit ist.

Catherine Nixey hat ja keinen Eintrag bei Wikipedia, wohl aber einen Artikel zu diesem Buch ... mit lauter negativen Rezensionen. Wer mag diesen Artikel erstellt haben?

In der FAZ gabe es seinerzeit eine negative, in der FAS eine positive Rezension. Eine kontroverse Beurteilung halte ich für normal bei diesem Thema.

Hast Du Dich schonmal gefragt. warum soviele Statuen aus der Antike beschädigt sind, speziell die von Göttern?

 Graeculus meinte dazu am 18.08.20:
Mir meinerseits war noch nicht aufgefallen, daß ich tatsächlich kaum gute Sachbücher von Frauen kenne.

 loslosch (17.08.20)
deschner schrieb sein werk in erstaunlich jungen jahren. wurde fast 90. hans albert, jg. 1921, war mit ihm verbunden, ist inzwischen 99! (hans albert, mein lieblingsdozent in köln anfang der 1960er jahre.)

zum thema klauen. in etlichen religionen spielt weihrauch eine zentrale rolle. die menschen glauben mit der nase.

 Terminator meinte dazu am 17.08.20:
Bei Albert hätte ich auch gern ein paar Kurse belegt, aber da war ich noch nicht geboren.

 loslosch meinte dazu am 17.08.20:
um 1963 malte albert am projektor schaltkreise und murmelte: ich verstehe nichts von elektrotechnik, aber ich kann logisch denken.

was erst im 21. jh. allgemein bekannt wurde: seine erste habil-schrift wurde mitte der 1950er jahre unter tätiger mitwirkung von rené könig und günter schmölders verworfen.
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