"Und da steht wirklich die Adresse deiner Homepage drauf, Papa? Auf allen?"
Der Junge legte den kleinen Beutel mit den Luftballons auf die Parkbank und sah mich an.
"Ja, auf allen, Jonas" antwortete ich und wandte mich wieder dem Druckbehälter mit dem Helium zu, mit dem wir die Ballons befüllen wollten.
"Bist Du sicher, Papa?" Er ließ nicht locker. "Soll ich nicht lieber nochmal alle nachgucken?"
"Wenn du Lust hast, kontrollier sie, aber ich hab sie bedruckt bestellt", sagte ich,
"und schließlich auch bezahlt, folglich wird die Firma sie auch alle bedruckt geliefert haben."
Er murmelte etwas vor sich hin wie "komisch, dass die Ballons in dem Drucker gar nicht platzen." und ich zog es vor, das überhört zu haben, weil ich ja meinen Sohn und seine Vorliebe für endlos ausufernde Frage- und Antwortspiele mittlerweile hinreichend kannte.
"Und warum steht das da drauf?" wollte Jonas wissen. "Na, das ist Werbung", gab ich zurück, "damit mehr Leute die Homepage besuchen und meine Texte lesen"
Wir waren unterdessen zu der größten Spielwiese des Parks weitergegangen, wo wir die Ballons steigen lassen wollten. Jonas hatte sich natürlich um die Aufgabe gerissen, das Gas in die Ballons einzulassen, womit es an mir war, die Dinger zuzuknoten - eine Arbeitsverteilung, die sich schon allein deshalb anbot, weil ich in der Familie bekanntermaßen derjenige mit die größten Zahl an linken Händen war.
Die ersten Ballons erhoben sich in den Himmel über der Spielwiese und meinem Sohn drängte sich die Frage auf: "Papa, wie weit fliegen die eigentlich? Bis zum Mond vielleicht?" "Naja" log ich, "ein paar werden es sicherlich bis zum Mond schaffen, aber die meisten Ballons werden wohl wieder irgendwo hier auf der Erde landen. Und das ist ja auch gut so, denn auf dem Mond wohnt ja auch niemand, der die Homepage besuchen könnte."
"Also gut Papa... gesetzt den Fall, alle Leute die so einen Ballon finden, haben auch einen Computer und Internet und besuchen die Homepage und lesen Deine Gedichte, was hast Du denn dann davon?"
Ein Zweifler, dieser Kleine.
"Sie sollen ja dann möglichst auch mein Buch kaufen, Jonas, dann verdienen wir jede Menge Geld, können uns noch mehr Reklameballons kaufen und dann immer so weiter... verstehst Du?"
"Klar verstehe ich, aber Dein Buch ist doch noch gar nicht fertig, Papa. Vielleicht sollten die Ballons besser bis zum Mars fliegen, bis DU soweit bist!"
Ich zog es vor die Klappe zu halten und mein Sohn muss das wohl auch bemerkt haben, denn er lenkte ein:
"also gut, nehmen wir mal an, das klappt alles so wie Du Dir das vorstellst, Papa, dann lassen wir die
nächsten 1000 Luftballons aber mal mit was Vernünftigem bedrucken, eh?"
"Ah ja..." bemerkte ich vieldeutig, "mit was Vernünftigem. Und an was dachte mein Herr Sohn da so?" Jonas überlegte eine kurze Weile, aber dann kam es wie aus der Pistole geschossen: "FC Schalke 04... zum Beispiel... das wäre doch was!"
"Nein", entrüstete ich mich, "Schalke auf gar keinen Fall... kommt überhaupt nicht in die Tüte. Erstens wäre das
bestenfalls was für die blauen Ballons und zweitens haben die genug Besucher auf ihrer Homepage, Basta!"