Als ein verlockender Weg mir zum Fingerzeig wurde

Anekdote zum Thema Wege

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)
Ich hatte gerade meine Einkäufe im Supermarkt erledigt und sie auf und an meinem Fahrrad verstaut, als ich plötzlich Lust verspürte, mich noch ein wenig an der frischen Luft zu bewegen.So lenkte ich mein Fahrrad statt nach Hause in Richtung Innenstadt.     
    Dort trank ich an einem kleinen Brunnen einen Kaffee, aß ein Mettbrötchen und sah einer Frau vom Ordnungsamt bei der Arbeit zu. Zwei Falschparker wurden gerade zusammengestaucht, weil sie einem ausladenden LKW den Parkraum genommen hatten.
  Als Recht und Ordnung wiederhergestellt waren, hätte ich mich eigentlich auf den Heimweg machen können. Speis und Trank plus einem kleinem Erlebnis, was will man mehr an einem Montagmorgen?
 
Stattdessen schob ich  aber mein Fahrrad in eine nahegelegene Grünanlage, in der ich gerne mal verweile, wenn ich in der Gegend bin.
    Aber an diesem Morgen trieb es mich an den angebotenen Sitzbänken vorbei nach ich weiß nicht wohin. Ich mag solche kleinen Alltagsabenteuer, sich einfach ohne ein bestimmtes Ziel treiben zu lassen. Manchmal führt das zu ganz erstaunlichen Ergebnissen!
    Die letzten 200 Meter hatte mich linkerhand ein abgesperrtes Bauland begleitet und nun war in der Nähe eines kleinen Weihers, als ich plötzlich die Lust an meiner kleinen Unternehmung verlor und jetzt doch nach Hause wollte. Schließlich gab es da ja noch Einiges zu tun!

Just in diesem Moment  sah ich, wie eine junge Frau mit einem Hund die kleine Weiherbrücke überquerte und auf der dahinterliegenden kleinen Wiese mit dem Tier zu spielen begann.
  An sich kein ungewöhnlicher Vorgang, aber mir fiel plötzlich dort ein kleiner Trampelpfad auf, den ich bislang noch nie wahrgenommen hatte,  Er schien einer großen verwitterten Mauer zu enden, doch bei genauerem Hinsehen bog er kurz vor der Mauer links ab.
  Mehr war von meinem Standort nicht zu sehen, da Bäume und Sträucher die Sicht verstellten.
    Das Einfachste und sicherlich auch Vernünftige wäre nun gewesen, die Sache auf sich beruhen zu lassen und den Weg hoch zur Hauptstrasse zu nehmen, dort mich auf mein Fahrrad zu setzen und nach Hause zu radeln.
  Aber die Neugier hatte mich gepackt und so schob ich mein Fahrrad über die Brücke.

Ich war gerade in Höhe von Frauchen und spielendem Hund, als sie mich anschaute  und freundlich grüßte. Ich grüßte zurück und nutzte die günstige Gelegenheit : „Geht es da weiter?“, fragte ich in Richtung Mauer zeigend.
  Eigentlich eine etwas unpräzise Frage, aber sie antwortete sogleich freundlich: „Ja, der Weg da geht weiter, aber ich weiß nicht, wohin er führt!“
  „Ach“, entgegnete ich , „wohin er führt ist nicht so wichtig, Hauptsache es geht da weiter!“

Über diesen kleinen, an sich banalen Dialog dachte ich nach, als ich nun den schmalen Pfad zwischen Bäumen, Sträuchern und  Absperrgittern vom Baugelände, und der Mauer auf der anderen Seite zuversichtlich entlangging.
  Mir fiel ein Zitat von Gorch Fock ein: "Ich weiß nicht, wohin mein Weg führt. Aber ich weiß, dass ich geführt werde!" War ich jetzt von Gott auf diesen Trampelpfad geführt worden? Aber warum und wozu? Wohin würde er mich führen?
 
Der  Pfad wurde schmaler und schmaler, bis er schließlich vor einem wehrhaften mannshohen Gesträuch endete. Allerdings nicht so wehrhaft, dass man sich mit Fahrrad und Einkaufstaschen nicht noch irgendwie hindurchzwängen könnte.
    Sicher habe ich hier kurz ans Aufgeben gedacht, aber ich konnte in einiger Entfernung eine höher gelegene Straße sehen. Bis dahin muss es doch noch irgendwie zu schaffen sein!, ermutigte ich mich, obwohl meine Zuversicht schon einen erheblichen Dämpfer erhalten hatte. Warum hatte ich mich überhaupt auf diesen abseitigen Pfad eingelassen? 
      Tatsächlich schaffte ich es noch 20 -30 Meter weiter. Dann aber stand ich vor einem dichten, mannshohen Dornengestrüpp. Vor mir wartete eine via dolorosa, und das schon in Sichtweite der Straße.
    Es ehrt oder tadelt mich, je nachdem wie man es sehen will, dass ich noch ein paar Schritte ohne Fahrrad ins Dornengebiet hineinwagte.  Nach einigen schmerzhaften Dornenpieksern sah ich es dann endlich ein:  Da ist wirklich so schon kaum ein Durchkommen, wie dann erst mit einem voll bepackten Fahrrad?

Auf dem Rückweg dachte ich leicht frustriert über diese kleine Episode nach. Es war ja an sich nicht Weltbewegendes passiert, aber es fühlte sich dennoch nach einer Niederlage an. Ich war mir eigentlich ziemlich sicher gewesen, dass ich da schon irgendwie durchkommen würde.
    Aber die Wirklichkeit hatte meinem Optimismus getrotzt. Nicht jeder verlockende Weg führt an ein Ziel, manchmal endet ein Weg  auch in einer Sackgasse.
   
Natürlich fiel mir auch wieder "Die geschenkten Handschuhe"(siehe unter Anmerkung) , sozusagen der prototypische Vorgänger dieses Erlebnisses, ein.  Die Parallelen waren ja unübersehbar, auch wenn es dieses Mal keine Belohnung auf dem Rückweg gab.
  Lag hier vielleicht wieder eine Art  höhere Regie zugrunde?. Und wenn ja, was sollte das Erlebnis mir sagen?
  Mach eine Geschichte draus! kam mir plötzlich in den Sinn. Was dann hiermit geschehen ist!

Nachtrag:
Tatsächlich war es so, dass ich noch am gleichen Tag ein verlockendes (Weg-)Angebot erhielt, welchem ich vermutlich nachgegangen wäre. Aber aufgrund dieses eben geschilderten Erlebnisses nahm ich dann Abstand davon. Ich deutete es als einen Fingerzeig von oben!


Anmerkung von Bluebird:

Auf  die im Text verwiesene Geschichte:  Die geschenkten Handschuhe

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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (04.05.21)
Fingerzeig von oben - Was du "deuten" nennst, ist ein "mutmaßen", dazu passt auch der von dir gern benutzter Begriff der Überzeugung.

Ich träumte heute nacht, meine liebste Liebe wurde Opfer eines serbischen Mafiakillers, der sie erschoß. Ich stand ihm Auge in Auge kurz gegenüber, bevor er floh und wußte, daß es auch mein Ende bedeuten könnte, denn solange ich lebte, war ich jetzt gefährlich für ihn.

Nun hätte ich leicht psychologisieren können, aber ich schaute statt dessen in das mir von einer Traumdeutungsexpertin empfohlene "Lexikon der Traumsymbole" von Hanns Kurth und las, daß wenn man einen Mörder sieht oder gar selbst ermordet wird, man ein langes Leben vor sich hat.
Diese Aussage ist also konträr zur Gefahr gedeutet- das ist oft der Fall, denn das Unbewußte spricht anders zu uns, als die bewußte Logik.

Nun ist das für einen 73 jährigen auch nicht der Burner, viele Jahre vor sich zu haben, aber darum geht es hier nicht, sondern um die konträr zu den Traumbildern laufende Bedeutung. Es kommt dir erst gar nicht in den Sinn, daß unser Alltag auch nur ein Traumzustand ist. Du bist ja überzeugt und hörst nicht auf den weiseren Gorch Fock, der es in der Schwebe läßt.

 Bluebird meinte dazu am 04.05.21:
"Der Mensch denkt, und Gott lenkt!"

In der Tat sollte man nicht immer der offensichtlichsten Deutung trauen. Ich erinnere an das delphische Orakel (war zwar dämonisch, aber egal jetzt) : "Wenn du diese Grenze überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören"
(Krösus)
Dennoch mus eine naheliegende Deutung auch nicht unbedingt falsch sein .. .ja, wenn man die Möglichkeit hat, kann man eine Sache durchaus noch etwas in der Schwebe lassen.

 Bluebird antwortete darauf am 04.05.21:
@Lothar

Kann es eigentlich ein Zufall sein, dass ich gerade einen Krimi mit einem ähnlichen Plot wie in deiner Traumgeschichte lese? Und dieses Buch ist mir vor ein paar Tagen quasi wie in den Weg gelegt worden.

ERs gibt schon seltsame "Zufälle"!?

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 04.05.21:
Du hast recht, es kommt mir auch irgendwie bekannt vor. Aber das Empfinden war so überwältigend, daß es mich aus dem Traum gerissen hat, vor lauter Angst, - 1. vor dem Killer und 2. vor Vergeltungsfantasien.
Dieter Wal (58)
(04.05.21)
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 Graeculus (04.05.21)
Tatsächlich war es so, dass ich noch am gleichen Tag ein verlockendes (Weg-)Angebot erhielt, welchem ich vermutlich nachgegangen wäre. Aber aufgrund dieses eben geschilderten Erlebnisses nahm ich dann Abstand davon. Ich deutete es als einen Fingerzeig von oben!
Hier wird gut deutlich, wie Du ein zunächst neutrales Ereignis von vornherein als Fingerzeig einer höheren Macht deutest, obwohl es keinerlei Notwendigkeit gibt, es so zu deuten.

Das erinnert mich nicht nur an die Leute, die eine von links nach recht vorbeigehende schwarze Katze als schlechtes Zeichen deuten, sondern auch daran, daß die heidnische Antike voll war von solchen Deutungen (Omina). Da fiel kein Vogel vom Himmel und kein Ziegel vom Dach, ohne daß das als göttliches Omen aufgefaßt worden wäre.
Manchmal verband sich sogar in ein und derselben Person eine religiöse Skepsis mit derlei Aberglauben.

Wie auch immer: Zusammen mit dem Wunderglauben hat eine bestimmte Version des Christentums dies vom Heidentum übernommen. Götter kommunizieren mit uns über geheimnisvolle Zeichen, welche die Gläubigen zu deuten haben.
Und aus dieser Überzeugung heraus halten sie immer Ausschau nach solchen Zeichen. Kein Ereignis, so trivial es auch sein mag, ist dann vor einer solchen Deutung sicher.

 Bluebird äußerte darauf am 04.05.21:
Deine etwas missgünstige Abhandlung über Parallelen zwischen christlicher und heidnischer "Zeichendeuterei" hat durchaus eine gewisse Berechtigung.
Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass dies ein schmaler Grat sein kann.

Andererseits kann nach natürlich auch eine strikte Nichtdeutung von Ereignissen fatale Folgen haben, unter Umständen einer in den Wind geschlagenen Warnung gleichkommen, oder einen eine entscheidende Weichenstellung im Leben verpassen lassen.

In diesem Sinne neige ich da normalerweise zu vorsichtiger Abwägung von a) Zeichendeutung und b) normaler Faktenlage, kombiniert mit c) dem inneren Gefühl
Entscheidend aber ist, dass ich eben mein Vertrauen in Gott setze, dass Er mir wie verspochen den Weg weisen wird, den ich gehen soll
Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, / den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.( Psalm32,8)

Antwort geändert am 04.05.2021 um 15:04 Uhr

 Graeculus ergänzte dazu am 04.05.21:
Die von mir nicht geteilte Grundvoraussetzung ist bei Heiden wie bei Dir die, daß ein Gott mit uns auf diese seltsame Weise kommuniziert. D.h. er benutzt nicht Zeichen am Himmel oder die Post (sog. Himmelsbriefe), sondern zweideutige Omina. Vor die Wahl gestellt zwischen Eindeutigkeit und Zweideutigkeit, entscheidet er sich für die Zweideutigkeit.
Und die unschuldigen schwarzen Katzen müssen das dann büßen.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.05.21:
Ich muß doch sehr bitten, Herr Graeculus. Es gibt durchaus seriöse Deutung. Wenn ich „Rose“ sage, dann, davon dürfen Sie ausgehen, wird mein Zeigefinger den Weg zu einer der gleichnamigen offenen Blüten weisen. (Weiter zu gehen erspare ich mir hier, wg. Perlen vor ... Sie wissen schon.)
Das Gegenteil behaupten Sie aus purem Opportunismus. Schämen Sie sich! Yeah! Feiern Sie noch schön mit Ihrem Vogel.

 Graeculus meinte dazu am 04.05.21:
Am leichtesten fallen dir doch deine 'Widerlegungen', wenn du etwas widerlegst, was ich nie behauptet habe.

Ein Tip für Gott, falls er eindeutig sein wollte:
Eindeutig wäre eine Schrift am Himmel mit einer Nachricht, die wundersamerweise für jeden Menschen in seiner Sprache geschrieben erschiene.

 LotharAtzert meinte dazu am 04.05.21:
Also das ist jetzt doof. Darauf muß schon jeder selbst kommen, sonst wäre das doch nicht bewußtseinsfördernd ... naja, also sowas deppertes aus einem studierten Munde. Ein Tip von Gott: laß es gut sein. (Er weiß, daß du das nicht können wirst. und freut sich auf die nächste Post)

 Bluebird meinte dazu am 04.05.21:
Apropos "Rose" ... da hätte ich noch etwas zum Thema Passendes im Angebot:  Im Zeichen der Rose

@Graeculus
"Die Übung macht den Meister!"
Wer sagt denn, dass das Gebiet der Zeichendeutung kein Lernfeld mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wäre?
Ja, es gibt dieses eindeutige Reden Gottes, manchmal hat es aber in der Tat auch etwas von einem Rätsel, was es zu lösen/verstehen gilt ... ist es vielleicht auch nur ein kleines Puzzleteilchen einer umfangreicheren Antwort.

Aber dies wäre jetzt so als wenn ich mit dir über eine komplexe Schachstellung sprechen würde. Auf dem Gebiet fehlt dir - nicht despektierlich gemeint - einfach Erfahrung und Kompetenz, vermute ich mal

 Graeculus meinte dazu am 04.05.21:
Vielleicht wollte Gott Dir mit dem Weg ins Dickicht zeigen, daß Du Ihn auf dem falschen Wege suchst, nämlich dem der Wunder und Zeichen im Dickicht der Dämonologie?
Und vielleicht herrscht jetzt in den himmlischen Sphären großes Wehklagen, daß Bluebird dieses Dickicht-Zeichen so gar nicht verstanden hat?

 Bluebird meinte dazu am 04.05.21:
Graeculus weist zu Recht auf das Gleichnishafte in dem Erlebnis hin. Wie leicht man vom rechten Weg abkommen und im Dickicht des Lebens landen kann.
Und natürlich könnte auch ein am Pfadrande gefundenes verwaschnes Kärtchen mit Verweis auf Übach-Pallenberg noch bedeutsam werden. Wer weiß das schon alles so genau?

Vielleicht war die Geschichte ja nur begrenzt für mich gedacht, sondern auch geschehen, damit sie jemand hier liest und sie ihm oder ihr etwas sagen soll
Eine beabsichtigte Mutiwirksamkeit, sozusagen.

Kennen wir die Gedankengänge und Wege des Herrn?:
Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. (Jesaja55)

Antwort geändert am 04.05.2021 um 18:39 Uhr
Dieter Wal (58) meinte dazu am 04.05.21:
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 Bluebird meinte dazu am 04.05.21:
@Graeculus
Und über die Bedeutung von "Frau mit Hund" in dem Gleichnis haben wir noch gar nicht gesprochen ...
Dieter Wal (58) meinte dazu am 05.05.21:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 DanceWith1Life (04.05.21)
Sorry, so interessant ich das Thema finde, ich seh momentan keinen Grund, warum wir uns gegenseitig für eine andere Version unserer offensichtlichen Unwissenheit überzeugen sollten.
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