Fehlerveränderung

Tweet zum Thema Sprache/ Sprachen

von  FrankReich

"Hallo, vielen Dank, Fehler verändert", schrieb jüngst die Autorin ihrem Lektor, dem dazu ganz spontan und aus völlig unbestimmtem Grund das Werk des "Schlesischen Schwans", Friederike Kempner (1828 - 1904), einfiel.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (13.06.21)
hallo Frank, vielleicht hast du Lust, diesen Text von mir weiter zu lesen:

Ein Kuriosum politischer Lyrik: Friederike Kempner: Frohe Stunden
Interpretation zum Thema Gerechtigkeit/ Ungerechtigkeit

von EkkehartMittelberg
Seit dem Scheitern der Neuen Linken (1966-1973) hat Politische Lyrik keine Konjunktur mehr. Ausnahmen wie zum Beispiel Jan Böhmermanns Schmähgedicht auf den türkischen Präsidenten Erdogan bestätigen als Ausnahmen nur die Regel.
Die sozial engagierten unfreiwillig komischen Gedichte der sog. Schlesischen Nachtigall Friederike Kempner (1828 - 1904) sind ein Beispiel erfolgreicher politischer Lyrik. Sie erreichten 1903, ein Jahr vor ihrem Tode, bereits die achte Auflage.
Die Dichterin, aus einer reichen jüdischen Familie stammend, engagierte sich auf den verschiedensten Gebieten, z.B. gegen soziale Missstände, Vivisektion, Alkoholismus, Luftverschmutzung, Singvogelmord und Einzelhaft auf Lebenszeit. Sie fand Gehör beim Bürgertum und Hochadel. Wilhelm I. bezog sich bei der Abschaffung der lebenslänglichen Einzelhaft und bei der Anordnung mehrtägiger Aufbahrung zwischen Tod und Beerdigung auf sie. Neben der Lyrik schrieb Kempner auch Dramen und Novellen.
Kempners Werk wurde vielfach parodiert. Die von Herrmann Mostar in erster Auflage 1953 herausgegebene Parodien „Friederike Kempner, der schlesische Schwan“ fanden besondere Beachtung.

Hier ein Original aus der Feder Kempners.

Frohe Stunden

Jedes­mal, wenn frohe Stun­den
Mir im Her­zen statt­ge­fun­den,
Haben sich mir vor­ge­stellt
Auch die Lei­den die­ser Welt.

Schon, dass gar so sehr ver­schie­den
Unsre Lose sind hie­nie­den –
Goe­the zwar fand nichts dabei,
Doch mir scheint’s nicht einwandfrei!

Pilz des Glücks ist die­ser eine,
Jener Stief­pilz des Geschicks;
Einem sind als O die Beine,
Andern wuch­sen sie als X.

Sorg­los aalen sich die Rei­chen,
Andern sind die Gel­der knapp,
Und noch ungestorb’ne Lei­chen
Senkt zum Orkus man hinab.

Wisst Ihr nicht, wie weh das tut,
Wenn man wach im Grabe ruht?

 FrankReich meinte dazu am 14.06.21:
Hi Ekki,

das habe ich dann auch getan, aber nimm es mir bitte nicht übel, aber Kempners Werk ist tatsächlich nur bekannt geworden, weil es eben nicht politisch korrekt ist, sondern ein hohes Parodiepotential aufwies, die Frau hatte ein Händchen für schräge Formulierungen, dass ich davor den Hut ziehen würde, wenn sie es denn bewusst gemacht hätte, der eigentlichen Botschaft ihrer Werke hat sie deren hohe Auflagen nämlich nicht zu verdanken. 😉

Ciao, Frank

P. S.: Danke für Deine Empfehlung.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram