Ein Spiegel geht durch den Ausstellungsraum, teilt ihn, macht zwei Räume daraus. In einem Teil brechen Glasstücke das Licht, werfen farbige Streifen an die Wand, im anderen Teil ist es dunkel.
Ich soll vom Raum schreiben, von der Reflektion, von der Spiegelung, aber ich bin in Italien und betrachte das Meer. In der Bucht schaukeln Yachten, Menschenköpfe und Arme schauen hervor, winken. Ich schaue bis zur Linie, wo das Meer den Horizont verwischt.
Neben mir schläft N. im Schattenkreis des Sonnenschirms, R. und F. sind schnorcheln gegangen.
Die Tage fahren wir zu viert den Serpentinen entlang und manövrieren mit Hilfe von Google Maps zu den schönsten Stränden. Von der Bergflanke schauen wir runter zu den Sonnenschirmen und schätzen ab, ob wir noch Platz haben.
Nach dem Strand fahren wir zum Abendessen zur Piazza, dann zur Pension.
Salzwasser, Sonne und Aperol Spritz
Im Auto hören wir italienischen Pop, schreien BELLO, BELLO E IMPOSSIBILE mit heruntergelassenen Fenster, halten die Arme und Hände aus den Auto und R. streckt sein Kopf raus als wäre er ein Hund, seine Mähne flattert im Gegenwind.
F. schneidet die Kurven
An diesem Nachmittag, wir waren auf dem Weg an die Bucht, dringen Nachrichten durch die Ferienwolke. Sie sprechen von Bränden in unserer Gegend.
Wir hören auch von einem sichtbar geknickten Boris Johnson. Er habe die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt.
„Die Bilder, die sich eingeprägt haben“, sagt ein Abgeordneter, „100 von Menschen, die in ihrer Not versuchen auf eine startende Transportmaschine aufzuspringen. Ein Junge klettert in seiner Verzweiflung auf das Flugzeug, als es abhebt stürzt er in den Tod.
Es ist über 30 Grad, ich sitze am Strand und zerteile die Wassermelone, die die Nacht im Eisfach verbracht hat. Die Stücke sind noch kühl, ich lasse die Kerne in den Sand fallen. R. und F. kommen vom Schnorcheln zurück. Sie tropfen auf die Tücher, lassen die Taucherbrillen fallen.
Die Aufnahmen des startenden Flugzeugs habe ich nie gesehen, doch sie werfen Schatten. Ich konstruiere sie im Kopf, nehme sie mit in unsere Realität. Dieses Geschehen, das weit weg ist, ist auch mitten in unserer Mittelmeeridylle.
Ein Löschflugzeug landet vor uns auf dem Meer, füllt den Tank und fliegt wieder davon. Kurze Zeit später kehrt es zurück. Die Brände müssen ganz nah sein.
Ich stöbere in meiner Tasche nach meinem Portemonnaie, um uns Eis und Bier zu holen, Eiskaffee bitte, sagt N., die gerade erwacht ist und in die Sonne blinzelt.
Scalandra heisst die Bucht, an die wir heute gefahren sind, das Wasser ist türkis. Ich paddle nach draussen, lege mich rücklings ins Wasser und wiege mich im Auf und Ab des Wellengangs.
Knapp unter der Wasseroberfläche knackt und knistert es, vielleicht ist es der Sand, der von der Strömung bewegt wird.
Durch den Ausstellungsraum geht ein Spiegel, teilt ihn, macht zwei Räume daraus. In einem glitzert das Licht, im anderen ist es dunkel.
Ich spreche über einen Raum, der begrenzt wird, von dem man nicht gehen kann.
Vor dem Essen schlendern wir mit einem Eis in der Hand am Meer entlang. Ein Kind rennt durch die Promenade, sein Badetuch zu Flügeln gespannt. Die Leute schauen verärgert, als er sie streift.