Cueva de las manos

Prosagedicht zum Thema Ewig/ Ewigkeit

von  Tula

wer wohl als erster sich im Fels verewigte, Augur oder
verlachter Paria, getrieben von Visionen der Schatten,
die dräuend über den Canyon ziehen, schneller als der
Kondor, in wirren Träumen sich zu Händen formend

wann wohl der zweite kam, im Schein der Fackel jene
Hand fand und, in dumpfer Ahnung einer Botschaft,
unergründlich wie die Stimmen der Steppe, doch magisch
Antwort fordernd, mit seiner eigenen die Höhle weihte

wie oft es euch zur Stätte zog, auf der Suche nach dem
Guanako oder Schutz vorm Zorn des Himmels, dem Ruf
der Ahnen folgend, eine Generation nach der anderen von
einer zarten Knospe zum stetig wachsenden Baum: Wir!

nach welchen Rhythmen eure Leiber zuckten, in Trance
verfallen für Göttinnen der Jagd und Fruchtbarkeit, wobei
im Flackerlicht die Schemen eurer Glieder an den Wänden,
über Zeit und Tod hinweg, nach diesen Händen griffen!

nun stehe Ich im feuchten Atelier, suche euch hinter Zeichen
und Signaturen in Ocker, den im Dunkeln verborgenen Pfad,
finde Gruß und Mahnung, eine Schatulle ohne Zauberwort,
frage, ob ihr mich hören könnt, und lausche eurem Geflüster


Anmerkung von Tula:

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Kommentare zu diesem Text

klausKuckuck (71)
(10.11.21)
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 Tula meinte dazu am 10.11.21:
Hallo Klaus
Ich hoffe, die Göttinnen der Fruchtbarkeit und ihre Gespielinnen flogen in Scharen tief in deine Träume hinein. Freudscher Befund: pure Lebensfreude :)

Dankend lieben Gruß
Tula

 AchterZwerg (10.11.21)
Selbst Hand anzulegen bei der eigenen Bestimmung. Spuren zu hinterlassen im surrealen Gemälde des Lebens - ein alter Traum des kreativen Menschen, Oder eines Gottes.

:)

 Tula antwortete darauf am 10.11.21:
Hallo lieber Zwerg
Das stimmt, das ist wohl auch Teil des Dichterdrangs, der Nachwelt ein paar sprachliche Perlen zu hinterlassen.
Zur Höhle habe ich mich etwas belesen. Der wahre Hintergrund der Hände insbesondere ist bis heute ungeklärt, da gibt es verschiedene Theorien, jede klingt plausibel und wirft bei anderen wieder Zweifel auf. Das hat mich dann stimuliert, eine eigene Variante zu erdichten. Ein Tanz um das Feuer als Form des Ahnenkultes (die Schatten der Lebenden, die Hände der anderen ergreifend) fand ich ziemlich aufregend. Warum nicht ...

LG
Tula

Antwort geändert am 10.11.2021 um 21:23 Uhr
wa Bash (47)
(10.11.21)
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 Tula schrieb daraufhin am 10.11.21:
Hallo wa Bash
Ja, die sind einzigartig, es gibt wohl keine weitere Höhle mit diesen Händen. Wirklich inspirierend und mystisch.
Siehe oben meinen Kommentar zu AchterZwerg.

Dankend lieben Gruß
Tula

 harzgebirgler (11.11.21)
dass einst der mensch zum malen kam
zeigt an wie er die welt wahrnahm
die ihm nicht mehr verborgen blieb
und ihn sie abzubilden trieb.

lg
harzgebirgler

 Tula äußerte darauf am 11.11.21:
Moin harzgebirgler
Das wäre in der Tat interessant zu wissen, wer wie wann wo der allererste war, der Adam aller Maler. Und vor allem: wie er darauf kam und was er dabei empfand. Für ihn sicher eine Art Offenbarung.

LG
Tula
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