Nemrut

Prosagedicht zum Thema Andere Kulturen

von  Tula

eine halbe Ewigkeit quälte sich der Bus
über das Hochland, ausgezehrt und zerfurcht
wie die Gesichter der Teeverkäufer an den Haltestellen
und dennoch Tiegel der Legenden, des Marsches der
Zehntausend, der Eselsohren des gierigen Midas und
sogar das Heer des Alexander zog hier durch

viel früher noch floss erstmals Bronze irgendwo
im Schutt vergraben ruht in Keilschrift ein Ritual
von tausend Göttern oder gar ein Friedenspakt
der hundert Kriege überdauerte

dann zogen Wir (!) die Prozession der Neuzeit hin
zum Gipfel schleppten wir mit letzter Müh
nicht einen Stein ... allein uns selbst

beim Anblick der Giganten schwiegen wir
und fassten vor Bewunderung kaum die Größe
jenes Wahns den man als Halbgott stets verkennt

ich wagte es und starrte einem in die Augen
meine Dreistigkeit blieb ungestraft, doch zwangen sie
die Sonne zu Gehorsam und zum demutsvollen Abgang

auf der Rückfahrt unterbrach mich Erkan irgendwann
denn solch ein Thema sollte man im Bus
besser vermeiden



Anmerkung von Tula:

 zum Berg - Nemrut

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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (12.08.22, 11:29)
mit denen war bestimmt einst nicht zu spaßen
als die noch echt auf ihren thronen saßen.

lg
harzgebirgler

 Tula meinte dazu am 12.08.22 um 21:39:
Hallo harzgebirgler
Die Götter selber warns, sie grollten, 
weshalb die Riesenköpfe rollten.
Der König sei doch nur ein Wurm,
ein Körnchen Staub im Göttersturm.
Das Grab dort oben, fast im Himmel,
bezeugt nur das: sein Geist, voll Schimmel.

LG
Tula

 EkkehartMittelberg (12.08.22, 18:15)
Bitte  mehr von solchen originellen Gedichten auf alte Kulturen.

LG
Ekki

 Tula antwortete darauf am 12.08.22 um 21:42:
Hallo Ekki
Die sogenannten alten Kulturen, bezeugen pharaonischen Größenwahn.
Die neuen, nicht minder ... noch immer so viele, die sich mindestens für Halbgötter halten.

LG
Tula
Agnete (66)
(12.08.22, 18:53)
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 Tula schrieb daraufhin am 12.08.22 um 21:50:
Hallo Agnete
Wie in den Antworten weiter oben angedeutet, ging es mir durchaus um einen modernen Bezug. Was den Abschluss angeht, brauchte der keinerlei dichterische Kreativität. Erkan, einer von zwei türkischen Studenten, die ich 1993 in einem dreimonatigen Austauschprogramm kennenlernte, saß mit mir im Bus, nicht zuletzt wegen der Sorge, dass der deutsche Student allein durch Anatolien reist. Auf der Fahrt unterbrach er mich mehrmals, nicht so laut über gewisse politische Themen zu palabern. Und das Erkan, der selbst sehr politisch war. Ich fand den Bezug zur Geschichte nicht ganz so zufällig.

Dankend lieben Gruß
Tula

 Hobbes (16.08.22, 11:31)
Guten Tag Tula,

mir gefällt dieses Prosa Gedicht nicht! Ich finde es einfach nur runter geleiert ohne große Idee und Erfindungsgeist! Eine Pointe fehlt auch und es ist, meiner Meinung nach, alles einfach zu stumpf!

Gruß 

Peter

 Tula äußerte darauf am 16.08.22 um 13:03:
Hallo Peter
Danke fürs ehrliche feedback.
Ich denke aber, du hast die sogenannte Pointe nicht unbedingt erfasst. Auch kein Problem.

LG
Tula

 Hobbes ergänzte dazu am 16.08.22 um 13:22:
Guten Tag Tula,

das mit der Pointe mag schon sein, ich finde aber den Text zu wenig kreativ!

Was mir aber gefallen hat, ist, dass er eine sehr beruhigende Wirkung auf mich hatte!

Danke und Gruß

Peter
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