aus gegebenem anlass was 'POLEMISCHES' VOM KRIEGE in zitaten - nicht von clausewitz, sondern von pindar, heraklit & heidegger

Dokumentation zum Thema Krieg/Krieger

von  harzgebirgler


Pindar sagt (Fragment 110):


γλυκύ δ᾽ἀπείρῳ
πόλεμος.
πεπειραμένων δέ τις ταρβεῖ προσιόντα νιν καρδία περισσῶς


[https://en.wikiquote.org/wiki/Pindar]

Süß ist der Krieg nur dem Unerfahrenen, der Erfahrene aber fürchtet im Herzen sein Nahen


[https://de.wikiquote.org/wiki/Pindar]



...„Polemos (altgriechisch Πόλεμος Pólemos „Kampf, Krieg“; latinisiert Bellum) ist in der griechischen Mythologie die Personifikation des Krieges.

Bei Pindar, der frühesten Quelle für eine personifizierte Auffassung des Krieges, ist er Vater der Alala, die das Kampfgeschrei verkörperte. Im Frieden des Aristophanes tritt er auf und sperrt den Frieden in Gestalt der Friedensgöttin Eirene ein. Dort ist er auch Vater des Kydoimos, des Daimon des Nahkampfes, der seinem Vater als Diener hilft. Die Suda, ein byzantinisches Lexikon aus dem 10. Jahrhundert, kennt als weitere Söhne Deimos und Phobos [Deimos (altgriechisch Δεῖμος Deímos, deutsch ‚Schrecken', lateinisch Terror, auch Metus und Formido) ist ein Daimon der griechischen Mythologie. Deimos tritt in der Regel zusammen mit Phobos, „Furcht“, auf]. Quintus von Smyrna nennt ihn Bruder der Enyo [Enyo (altgriechisch Ἐνυώ Enyṓ) ist in der griechischen Mythologie die Göttin des blutigen Nahkampfs. Sie ist das weibliche Gegenstück zu Enyalios, von dessen Name der ihre eine Kurzform ist]. Laut einer bei Babrios überlieferten Fabel des Äsop war Polemos mit Hybris verheiratet, der er überallhin folgte. Deswegen solle man der Hybris („Übermut, Anmaßung“) keinen Platz geben, weil sonst auch der Krieg käme. In Vergils Beschreibung des Eingangs zur Unterwelt wird er unter den Gestalten, die dort ihren Platz haben, als Bellum genannt: der todbringende Krieg, der die Schwelle zur Unterwelt drohend besetzt hält.“

[Wikipedia, auch die von mir stammenden Einschübe in eckigen Klammern]


...Von Pindars vorsokratischem Zeitgenossen Heraklit stammt das gern so zitierte Wort : „Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“

[https://www.gutzitiert.de/zitat_autor_heraklit_thema_krieg_zitat_12722.html]



Jenseits von Mythologie und Alltagsverstand zitiert Heidegger in „Einführung in die Metaphysik“ Heraklits Originalwort, übersetzt es denkerisch und führt dann dementsprechend dazu aus :

Heraklit sagt (Frgm. 53) : πόλεμος πάντων μὲν πατήρ έστι, πάντων δὲ βασιλεύς, καὶ, τοὺς μὲν θεούς ἔδειξε τοὺς δὲ άνθρώπους, τοὺς μὲν δούλους εποίησε τοὺς δὲ ἐλευθέρους.

Auseinandersetzung ist allem (Anwesenden) zwar Erzeuger (der aufgehen läßt), allem aber (auch) waltender Bewahrer. Sie läßt nämlich die einen als Götter erscheinen, die anderen als Menschen, die einen stellt sie her(aus) als Knechte, die anderen aber als Freie.

Der hier genannte πόλεμος ist ein vor allem Göttlichen und Menschlichen waltender Streit, kein Krieg nach menschlicher Weise. Der von Heraklit gedachte Kampf läßt im Gegeneinander das Wesende allererst auseinandertreten, läßt Stellung und Stand und Rang im Anwesen erst beziehen. In solchem Auseinandertreten eröffnen sich Klüfte, Abstände, Weiten und Fugen. In der Aus-einandersetzung wird Welt. [Die Auseinandersetzung trennt weder, noch zerstört sie gar die Einheit. Sie bildet diese, ist Sammlung (λόγος). Πόλεμος und λόγος sind dasselbe.]

Der hier gemeinte Kampf ist ursprünglicher Kampf; denn er läßt die Kämpfenden allererst als solche entspringen; er ist nicht ein bloßes Berennen von Vorhandenem. Der Kampf entwirft und entwickelt erst das Un-erhörte, bislang Un-gesagte und Un-gedachte. Dieser Kampf wird dann von den Schaffenden, den Dichtern, Denkern, Staatsmännern getragen. Sie werfen dem überwältigenden Walten den Block des Werkes entgegen und bannen in dieses die damit eröffnete Welt. Mit diesen Werken kommt erst das Walten, die φύσις, im Anwesenden zum Stand. Das Seiende wird jetzt erst als solches seiend.“




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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (03.03.22, 11:50)
Sehr interessant, Henning. Aber man sollte nicht vergessen, dass sich Kriegstreiber undifferenziert mit Pindar, Heraklit und Heidegger rechtfertigen.
LG
Ekki 

 harzgebirgler meinte dazu am 03.03.22 um 13:26:
heideggers werke zu lesen
ist nie deren stärke gewesen
geschweige denn ihn zu verstehen
wofür jahre viel ins land gehen -
sie suchen bloß in aller eile
nahrung für ihre vorurteile.

lg mit herzlichem dank
henning
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