insgeheim

Text zum Thema Heimat

von  monalisa



wie du mich ansiehst, natalia
             – spiegelgesichter zurückgelassener
             lieben im tränenfilm deiner augen –
das bringt dämme gestauter
traurigkeit zum bersten

nicht was du sagst ist es
es sind die risse in deiner stimme
die meine fassung bröckeln lassen

der mörtel ist es
der zwischen
            versetzten wortziegeln
hervorquillt und uns bindet

rauh und erdig wie die straßen
zwischen den feldern
die gassen durch unser dorf
am rand der welt
gestern brennpunkt
herzstück noch heute
das mich durchpulst
wo ich auch bin







Gekürzte Version



insgeheim

nicht was du sagst ist es
es sind die risse in deiner stimme
die meine fassung bröckeln lassen

der mörtel ist es
der zwischen
            versetzten wortziegeln
hervorquillt und uns bindet

rauh und erdig wie die straßen
zwischen den feldern
die gassen durch unser dorf
am rand der welt



Anmerkung von monalisa:

Ein herzliches Danke an Létranger und Melodia, die mich durch ihre Rückmeldungen angeregt haben zu kürzen.

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Kommentare zu diesem Text


 Vaga (20.05.22, 11:42)
Ein Jetztzeitgedicht, das zu/m Herzen geht!

 monalisa meinte dazu am 22.05.22 um 07:26:
Danke, Vaga, freut mich :)

Liebe Grüße
mona

 Létranger (20.05.22, 19:43)
Der Mittelteil dieses Gedichts, ab der zweiten Strophe bis vor die letzten vier Verse, ist für mich sehr hohe lyrische Qualität - sehr gut.

teile der ersten Strophe und die letzten vier Zeilen sorgen sich für mich zu sehr darum, dass wirklich jeder dein Gedicht versteht. Mir ist da zu viel gesagt.

Aber das ist auch nur meine private Bewertung .

Gruß Lé.

 Melodia antwortete darauf am 21.05.22 um 10:56:
Der Meinung würde ich mich anschließen.

Gerade der Schluss der Einstiegsstrophe ist mir auch etwas zu klischeehaft.

Die Mittelteile gefallen mir wirklich sehr.

LG

 monalisa schrieb daraufhin am 22.05.22 um 07:30:
Hallo Lé und Melodia,
wenn zwei ins gleiche Horn stoßen, dann ist das schon Anlass, sich die Sache genauer anzusehen :) . Ich danke euch für eure wertvollen Rückmeldungen. Man (ich) weiß ja ne so genaus, wie was ankommt und streu manchmal ein bisschen viel Würze drüber.

Liebe Grüße
mona

 Detektivin (05.06.22, 22:28)
Liebe Mona,

insbesondere die gekürzte Version berührt mich sehr. 
Ich hatte sofort das Gefühl des Nachhausekommens im Kopf -- zurück zu Personen, die einem einst sehr nahe standen, mit denen man sich ein auseinandergelebt hat. Und trotzdem -- trotz der Lebensrealitäten, die sich ein bisschen auseinandergerückt haben -- fühlt man sich sehr verstanden, sehr nah und sehr verbunden. Ich bin jedes Mal wieder überrascht, wie wichtig diese alten und tiefen Verbindungen sind und wie schön es ist, nach Hause zu kommen. Wie schön es ist, zurück in die vertraute, kleine Welt zu klettern und das Leben an diesem vertrauen Ort am Rande der Welt zu genießen.  
Wer (wie ich) das Neue liebt, vergisst vielleicht auch schnell, wie schön die Ruhe und Sicherheit sind, die es in der Heimat gibt. Danke fürs dran Erinnern -- es war mir eine Freude deinen Text zu lesen. (:

 monalisa äußerte darauf am 06.06.22 um 07:40:
Herzlichen Dank, liebe Dete,
für deine empathischen Kommentar. Es freut mich sehr, wenn dich diese Zeilen berühren konnten. Ich denke halt, die Balance zwischen der Besinnung auf auf die Wurzeln und der Bereitschaft, sich Neuem zu öffnen, machts, so kann man sich, im Vertrauen auf den Halt der Wurzeln, auf unbekannte Strömungen einlassen, ohne gleich fürchten zu müssen, den Halt zu verlieren!

Liebe Grüße
mona
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