Die Wankenden

Kurzgeschichte zum Thema Alltag

von  RainerMScholz

Was fängt man mit der ganzen Ablehnung und der Ignoranz an.

Zusammengeschlagen wegen unberechtigten Parkens auf einem Behindertenparkplatz. Von einem Behinderten. Mit Krücken.

Wie eine rotierende, blitzende, glitzernde Discokugel aus der Hölle. Das hier ist nicht das richtige Leben! Und wir spielen alle mit, verstrickt in ein faseriges krudes Gräuelknäuel.

Von über den Wolken aus betrachtet sind wir alle gleich. Können Ameisen weinen? Die Last und die Unausweichlichkeit, dazu gehören zu müssen, macht mich so zornig. Z zornig. Ich ziehe der Kartoffel bei lebendigem Leib die Haut ab und bin traurig. Ich weine salzige Tränen, in denen ich das Fleisch siede.

Wenn ich auf der Terrasse in den Kirschlorbeer starre, fällt mir der falsche Mehltau an der Unterseite der verschrumpelten Blätter ins Auge und ich weiß, dass ich die Hecke stutzen muss. Bis auf Knöchelhöhe. Dann können mich die Zombies auf der Straße sehen, auf dem Bürgersteig, in ihren Autos, aus den Fenstern der Häuser gegenüber hinter ihren vorgezogenen Gardinen, können mich sehen, wie ich mittags um drei hier auf dem verblichenen Plastikstuhl an dem wackligen Tischchen sitze und Äppler trinke, sehen meine von den Mücken zerstochenen weißen Beine, schauen in mein unrasiertes Gesicht mit ihren scheelen indirekten Blicken. Ich zünde mir eine Zigarette an. Ich möchte sie alle umbringen. Stattdessen gehe ich zum Kühlschrank. Ich setze die schwarze Sonnenbrille auf, drehe die Musik auf, dass die Boxen vibrieren und setze mich wieder dort hin, auf die Terrasse, in dieses Spiel, dieses Leben: Happiness I cannot feel and love to me is so unreal.*
Der Lavendel blüht. Ein herrenloser Hund hält kurz inne, wedelt mit dem Schwanz und verschwindet um die Ecke. Eine Promenadenmischung. Keine Ahnung. Ich mag Katzen lieber. Und klobige rotbraune Eichhörnchentaranteln.



*Black Sabbath: Paranoid.



© Rainer M. Scholz



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (29.05.22, 17:37)
Ca. 6 % der Menschheit gehören zu den highly sensitive persons. Leute wie du und ich.
Die leiden halt besonders unter all dem ...

Wenn nur die Leute nicht wären (Enzensberger)! Gell?

 RainerMScholz meinte dazu am 31.05.22 um 23:10:
Ja, ich bin halt ein Sensitivelchen. Aber den Kirschlorbeer kann ich gut leiden. Manchmal komme ich mir allerdings auch wie eine Luftblasenplastikummantelung vor, auf der die Kinder herumdrücken, weil sie so angenehm knallt und platzt. Nichts als heiße Luft, die bummst.
6% - die Anderen können es durch ihrenTheaterdonner und den wohlfeilen Selbstbetrug nur besser verbergen. Und dann gibt es natürlich noch die 117% Psychopathen. Von den Soziopathen mit ihrem Heckenblinzeln gar nicht zu sprechen.
Gruß + Dank,
R.

 mannemvorne (31.05.22, 21:19)
.


„ …
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.
… “
B.Blied der moldau
 
aus Mangel an Beweisen
zäh die minuten wie viehherde zur stunde
gruß dazzu
mv
.


 __________rightOnn

-

Kommentar geändert am 31.05.2022 um 21:34 Uhr

 RainerMScholz antwortete darauf am 31.05.22 um 23:13:
Bin schon am mitsummen:
hm, hmhmhm, hm, hmhm.
Viehherde kommt im nächsten Text,
mäh,
abba nur mittendrin.
Iss sich nix lustig,
wat is dat schon.
Gruß + Dank,
R.

Antwort geändert am 31.05.2022 um 23:21 Uhr
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