Ist Suizid jugendgefähdend?

Kritik zum Thema Sensibilität

von  Terminator

Als suizidgefährdeter Jugendlicher litt ich jahrelang darunter, nicht frei über Suizid sprechen zu können. Stigmatisierung und Pathologisierung wäre die Folge gewesen. Ich suchte schließlich nach Büchern, die den Suizid thematisierten, und fühlte mich verstanden und erleichtert, unabhängig davon, ob sich der Autor für oder gegen den Suizid aussprach.


Den Suizid zu tabuisieren oder moralisch zu verurteilen, ist jugendgefährdend. Der Jugendliche wird mit seiner Verzweiflung allein gelassen, und damit noch mehr in den Suizid getrieben. Offen über den Suizid zu sprechen, ist dagegen schon Suizidprävention. Ignoranz und Moralinsäure haben noch kein Leben gerettet.


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Kommentare zu diesem Text


 FrankReich (29.05.22, 00:00)
Das kommt ganz darauf an, wie sensibel dieses Thema behandelt wird, die Holzhammermethodik, egal ob pro oder contra, schätze ich als ebenso jugendgefährdend ein wie den Versuch, es totzuschweigen, bzw. zu ignorieren. 

Ciao, Frank

 Regina (29.05.22, 03:13)
Suizid zu verherrlichen und den Gefährdeten zu ermutigen, Selbstmord auszuführen, das ist definitiv jugendgefährdend. Den Lebensmut zu fördern und nach Möglichkeit Suizid zu verhindern, das wäre das einzig Richtige. Bei uns nimmt die Polizei eine Person, die eine Selbstmordabsicht äußert, mit und sperrt sie in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie, sechs Wochen unter schwerer Medikation. Danach gibt es zwei Jahre lang Zwangsspritzen, die eine Überreaktion verhindern. Keine Ahnung, was die da geben, aber der so Behandelte ist in dieser Zeit auch zu einer sexuellen Erregung unfähig. Einer Bekannten so passiert. Ihr Baby musste sie bei der Großmutter lassen. Da kannst du diskutieren, ob das die richtige Herangehensweise ist.

Kommentar geändert am 29.05.2022 um 03:41 Uhr

 Terminator meinte dazu am 29.05.22 um 03:37:
Suizid zu verherrlichen und den Gefährdeten zu ermutigen, Selbstmord auszuführen, das ist definitiv jugendgefährdend.
Genau das wollte ich vor 15 Sekunden Ralf schreiben als Nachfrage, was denn mit "Holzhammermethodik" gemeint sei.

Zum erweiterten Kommentar: auch Suizidprävention kann man übertreiben, wenn man dabei den Menschen, dem zu helfen ist, zum Objekt macht und ihn seiner Freiheit beraubt. Durch Gewalt ans Leben zu binden ist im Prinzip wie Mord (im Erleben des Opfers wie Folter).

Antwort geändert am 29.05.2022 um 04:02 Uhr

 Regina antwortete darauf am 29.05.22 um 07:41:
Wenn es nur eine Krise war, ist der Betroffene vllt. später dankbar. Aber ich fand die Behandlung auch krass, vor allem, weil die Delinquentin nicht ernsthaft den Entschluss gefasst hatte, aus dem Leben zu scheiden. Aber wer kann da schon den Unterschied erkennen zwischen einer spontan geäußerten Bemerkung und Absicht? Therapeutische Gespräche fanden übrigens nicht statt, nur medikamentöse Behandlung.
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