Da fliegt ein kleiner Zitronenfalter
über den Mehltau meiner Hecke,
er torkelt und ich singe
einen Psalter,
als ich mir speichelig
über die Lippen leckte;
er handelt von der Knochenmühle,
in der wir befangen sind,
und von den Pfühlen,
in denen der Grind
von den Wunden pellt;
denn wir sind alle ungezählt,
und die Zeit rinnt uns davon;
als wir uns an den Himmel wandten,
da hätte uns klar werden sollen,
dass von diesem Thron
uns keine Hilfe wird zollen.
Jeder nehme sein eigenes Schwert
und wanke über die Hecke,
dass er still und leis´ verrecke
ohne alles Schreien und Weinen.
Gebe Gott, dass auf seinen Beinen
eigen der letzte stehe.
Im Winter kam früher Schnee.
Die Sonne brennt.
Mein Herz versengt.
In roter Glut
wächst neuer Schmerz
dem Schwarz,
der singt in der Helle.
Schnellschnellschnelle
auf zu deinem Gott.
Du glaubtest,
und dann kam das Schafott.
Du raubtest
die Unschuld der Welt
und sangest diese Lieder
unter blühendem Flieder.
Zitronenfalter schwanken in die Nacht.
In diesem Neongelb
ist der Alptraum erwacht.
In diesem Rot,
diesem Schwarz,
unter der Sichel
mit dem Haken-Z.
Alles auf Anfang.
Alles auf Reset.
© Rainer M. Scholz