Antwort zum Brief zum Thema Umwelt/Ökologie von eiskimo

Brief zum Thema Abhängigkeit

von  lugarex

Als ich noch jung und gesund war, besuchte ich oft unsere Toilette zu diversen Zwecken. So oft es möglich war, benutzte ich für diesen meistens kurzen Weg ein Auto. Als ich dann endlich selbst ein Auto im Besitz hatte - später, im Laufe meines langen Lebens, hatte ich unzählige, kaum würde ich mich an alle erinnern können - fuhr ich mit dem Vehikel überall hin. Auch zum Arzt, in seine Praxis. Nur einmal kam ich in dieser berühmten Zeit in die hell beleuchtete Ordination zu Fuss, nämlich als ich mir am Zweirad Ellbogen gebrochen hatte und musste operiert werden. Nach der Genesung schwor ich, nie wieder etwas unter vier Räder zu besteigen*. Nur die absurde Vorstellung, dass ich einen Kühlschrank oder einen Fernsehapparat in der Fussgängerzone kaufen und dann mit dem Velo transportieren müsste, erfüllte mich mit Angst und Bange und eigentlich habe ich bei so einer Vorstellung nur ironisch lachen müssen. Oder die schreckliche Vorstellung ein mühsam gebasteltes Modell des soeben entworfenen Gebäudes vom Rad fallen lassen, oder ähnliche Horrorvisionen.


Aber es kam anders! Feierlich haben wir das aufwendig hergestellte komplizierte Modell vom Projekt meiner Architekturstudium endende Enkelin auf der ETH Zürich abgeliefert und voll Freude nach gut getaner Arbeit uns auf den Weg zu Feier des Tages begaben, da fang ich das Auto nach jedem gefahrenen Meter zu bremsen. Insassen haben mich verwundert gefragt, was es sein soll.


Na was denn wohl? Anfangsstadium des Hirnschlags! Ich stieg gegen meinen Schwurs auf Zweirad um. Nur diesmal war es ein Rollstuhl. Später ein Rollator - endlich meine ersehnten Vierräder! Und weitere sechs Jahre träume ich vom retournierten Führerschein. Inzwischen fahre ich zwar heimlich wieder Auto, mit zitterndem Arsch vor einer Polizeikontrolle.


Nur zum WC in der Wohnung fahre ich nicht mehr mit dem Auto, da habe ich mit einem Kaiser gleich, gehe auch zu Fuss, benutze ein oder zwei Stöcke, um nicht wieder zum dreissigsten Mal, wie ich jetzt schon in neunundzwanzig Fällen überlebt hatte, zum Boden zu gehen!


Na - und unter den Boden -, das will ich noch gar nicht! 





Anmerkung von lugarex:

Hoffentlich bleibt es in dieser Gestaltung ganz lesbar, keine abgeschnittenen Ränder oder so. Ich kann es nicht besser anpassen, weiss nicht wie...

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Kommentare zu diesem Text


 harzgebirgler (23.01.23, 10:27)
es macht manch mensch schon eine menge mit
doch fasst zum glück oft immer wieder tritt. :)

ermunternde wochenanfangsgrüße vom harzer
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