Weg zu Gott

Kurzprosa

von  uwesch

Dieser Text ist Teil der Serie  PHASEN DES LEBENS (Prosa)

Wie oft bei gequälten Seelen war er sehr freundlich und sanft. Sein Vater hatte ihn immer abgelehnt. Irgendwann ging er auf die Suche und fand sich bei Gott. Er las jeden Tag in der Bibel, sog die Geschichten ein.

Seine Leidenschaft galt jetzt dem ABSOLUTEN gestand er eines Tages seiner Mutter, bei der er trotz seiner 23 Jahre immer noch lebte. Er eröffnete ihr, dass er sich auf eine Pilgerfahrt nach Jerusalem begeben wolle.

Der Plan machte ihr Angst. Sie selbst hatte mit Gott nichts im Sinn, doch begleitete ihn trotzdem zum Flughafen. Als sie dort standen und warteten, fühlte er ein Unbehagen aufkommen. Es war nicht, dass Mutter etwas gesagt hatte. Es war die Stille. Er konnte nichts dagegen tun. Vor einer Woche hatte er ihr mitgeteilt, dass er in seinem Heimatdorf nicht mehr bleiben könne. Sein Leben sei an dem Ort, wo er Gott am nächsten ist. In den Ohren der Mutter klang es wie eine Facette. Sie wollte diese Totalität einfach nicht wahrhaben.
„Vielleicht kann ich dich mal besuchen“, sagte sie beim Abschied und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn.
„Das wäre schön“, flüsterte er, so als wenn er es eigentlich nicht sagen wollte.

Der Flug wurde aufgerufen und er eilte zur Personenkontrolle und dann direkt an Bord, ohne sich noch einmal umzuschauen. Als das Flugzeug abhob fühlte er eine Leere, eine immense Traurigkeit, aber auch eine Befreiung, so als würde er das Land, in dem er geboren wurde, zum letzten Mal sehen.

Langsam verschwand die vertraute Landschaft unter ihm.
Plötzlich vermisste er alles, versenkte seinen Kopf in die Hände und dachte dann: „Es ist genau das Richtige, was ich tue. Gott will es so.“



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Kommentare zu diesem Text


 Verlo (02.05.23, 07:51)
Kann ich verstehen.

Deshalb bin ich nach Norwegen gezogen.

 uwesch meinte dazu am 02.05.23 um 15:52:
Hast du denn da Deinen Gott gefunden? LG Uwe

 Verlo antwortete darauf am 02.05.23 um 16:34:
Ja, hab ich, Uwe.

Allerdings ist es nicht die Gott-Karikatur aus der Bibel: der ist es hier zu kalt.

 AchterZwerg (02.05.23, 08:21)
Hallo Uwe,
hier gefällt mir der inhaltsreiche Titel ganz besonders: "Weg zu Gott" oder "weg zu Gott."
Hauptsache weg!
Ob gottgewollt oder für die Vita notwendig spielt eigentlich keine Rolle ...
LG, der8.

 uwesch schrieb daraufhin am 02.05.23 um 15:51:
Das ist natürlich ein interessanter Aspekt. Zunächst wählte ich den Titel "Auf dem Weg zu Gott", der natürlich eindeutig ist, aber mit dem Streichen von "Auf dem" ist die Betrachtung viel interessanter geworden.
Danke Dir für Kommi und Empfehlung und LG Uwe

Antwort geändert am 02.05.2023 um 15:58 Uhr

 harzgebirgler (02.05.23, 10:54)
die maßlosigkeit seiner kreatur
hält fern ihn doch längst und zum narren nur. :( 
lg vom harzer

 uwesch äußerte darauf am 02.05.23 um 15:49:
Danke Dir für Kommi und Empfehlung und LG Uwe

 DanceWith1Life (02.05.23, 14:29)
Hast Du das schon mal hier veröffentlicht und leicht geändert oder spielt mir da mein Kopf einen Streich?

 uwesch ergänzte dazu am 02.05.23 um 15:48:
Ich war vor etwas längerer Zeit hier mal Mitglied und dann zwischenzeitlich bei der Leselupe. Bin jetzt dabei viel Neues zu schreiben und auch ältere Texte gründlich zu überarbeiten.
Ich weiß nicht, ob Sequenzen von früher darin enthalten sind. Aber warum spielt das denn eine Rolle für Dich? Die literarische Qualität kannst du doch im Hier und Jetzt unabhängig davon beurteilen. LG Uwe

 DanceWith1Life meinte dazu am 02.05.23 um 16:49:
Lustig, ich habe es nur gelesen und mich erinnert, und wollte eigentlich nur wissen, ob ich mir das einbilde oder mein Gedächtnis funktioniert. Die "literarische Qualität" soll beurteilen wer will, ist eh Geschmacksache.
Agnete (66)
(02.05.23, 17:34)
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