Ein schrecklicher Traum - Rottern

Glosse zum Thema Verlorenheit

von  uwesch

Nach einer halb durchzechten Nacht träume ich von einem großen Feuer, dem ich nicht entrinnen kann. Es gibt keinen Fluchtweg. Ich wache am späten Morgen schreiend auf. Es rattert wie wild in meinem Gehirn, ich schrecke hoch und gehe ans Fenster. Auf dem Hof unten schreddert eine große Häckselmaschine lautstark abgeschnittene Äste. Die Art des Lärms lässt sich schwer beschreiben. Ein Kreischen ist es nicht, mehr so ein Geräusch wie bei einer Abrichtmaschine in einer Schreinerei, aber mit dunklerem Ton. Vielleicht trifft rottern es am besten.
Ich stopfe mir Ohropax in die Ohren und schau mal was KV heute neu zu bieten hat. Ganz obenan, wie fast täglich, der Rotter. Aha, daher komme ich auf rottern - passt. Ab und an lese ich den, weil der so oft geklickt wird und ich dann versuche herauszubekommen woran das liegt. Wahrscheinlich gibts da überhaupt keinen literarischen Grund für oder ich bin zu doof.
Heute kommt mir beim Lesen plötzlich die Assoziation, dass da Sätze und Worte geschreddert werden, so als wenn man mehrere morbide Holzköpfe zu Spänen verarbeitet, nur dass bei der Häckselmaschine diese gleich in einen Anhänger geblasen und entsorgt oder für andere Zwecke verwendet werden.
Jetzt gibts plötzlich noch mehr Lärm auf der anderen Seite des Hauses. Der große Rasen über der Tiefgarage wird gemäht. Heute werde ich keine Ruhe mehr finden. Die von der Hausverwaltung beauftragten Arbeiter sind aktiv. Aber immerhin wird das Unkraut mit abgeschnitten. Das hat was. Die Ökos werden natürlich sagen, dass es Unkraut nicht gibt. Jede Pflanze hat ihren Sinn.
Manchmal denke ich, dass die ganze Welt ein Irrenhaus ist. Aber stimmt das wirklich? Vielleicht sollte ich den täglichen Rotter bei KV nicht mehr lesen.
Ich werde mal meine Tochter fragen, ob die mich sicherheitshalber mehr in Beobachtung nehmen kann.



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