alter dorfsamstag

Gedicht

von  Redux

später samstagnachmittag im dorf,
wenn die straßen in neutraler sauberkeit glänzen,
geharkt die wege für einen kurzen augen blick,
schon zertreten die stille minute,
die sekunden zerstreut wie kleine lämmer,
die sich in der großen weiten welt verlieren,
die so fern ist wie ein häher schrei,
ganz weit überm fernen wald,
und nicht zurückfinden in den schoß einer beschaulichkeit,
die nur noch in der erinnerung der alten brütet,
vergessenem aus vielen jahrzehnten,
ohne internet, mit der dorfkneipe,
dem ersten fernseher, nordmende,
die bereits verstorbenen
gesichter sind längst nicht mehr da,
die geharkten wege münden in einen abend

 



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Kommentare zu diesem Text


 Janna (28.06.23, 08:50)
In meiner Heimatstadt sind die Stadtteile zum großen Teil noch Dörfer, in denen teilweise noch die in deinem Text angesprochene Beschaulichkeit herrscht. Und ja, die Alten sprechen davon und wie es früher war.
Gefällt mir gut, dein Text mit dem nostalgischen Flair.

Liebe Grüße

Janna

 Redux meinte dazu am 28.06.23 um 21:17:
Wir alle leben und erleben diese Veränderungen mehr oder weniger bewusst oder unbewusst und müssen mitgehen.
Festhalten können wir fast nichts, außer die Erinnerungen.
Danke Janna

 minimum (28.06.23, 10:56)
Unwiderstehlich. (Ab dem allerersten Blick auf den Titel.)

 Redux antwortete darauf am 28.06.23 um 21:17:
Naja, der Titel gefällt mir auch...smile...deshalb gewählt

 tueichler (28.06.23, 13:19)
Ein sehr schöner Kurztext. Der lässt Erinnerungen wach werden, das gefällt mir sehr!

 Redux schrieb daraufhin am 28.06.23 um 21:18:
Das freut mich. Wenn Erinnerungen guter Art geweckt werden, ist das immer eine schöne Sache.
Agnete (66)
(28.06.23, 19:09)
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 Redux äußerte darauf am 28.06.23 um 21:19:
Hallo Agnete,
vielen lieben Dank für deinen schönen Kommentar.
Wir gehen den Weg der Veränderungen mit.
P.S...und danke für den Tip

 AchterZwerg (29.06.23, 06:13)
Tach, Redux,
formal gefällt mir hier die originelle Schreibweise: der "hähe schrei", ebenso der "kurze augen blick." :)

Inhaltlich sprichst du ein Gefühl an, das sicherlich die vielen Heimatlosen dieser Welt nachempfinden können und wollen. Jeweils auf ihre besondere Weise.

Alles mündet in den Abend.

Liebe Grüße
der8.

 Rosalinde ergänzte dazu am 29.06.23 um 06:49:
Hallo Redux,

hab vielen Dank für diesen Text. Ja, so ist es auch heute noch in vielen ländlichen Gegenden hinter den sieben Bergen. Besonders deutlich wird das in Ostdeutschland, und zwar dadurch, dass die Dorfkneipen aufgegeben haben, wo sich das Dorfleben ja abspielte, Kulturhäuser wurden zu Bankfilialen, einzig die Kirche erlebt ihr Wiederauferstehen. Falls der Pfarrer, der mitunter 10 Dörfer abklappern muss, auch mal Zeit findet. Und nun wird das ganze Dorf wieder fromm. Einfach deshalb, weil es keinen anderen Ort mehr gibt, wo man sich mit den Nachbarn treffen kann. Das ganze lebendige Dorfleben zu DDR-Zeiten wurde nach 1990 zerstört. So gesehen mehrfach in Brandenburg.

Zum Technischen: 
Mir fällt auf, dass du mehrere Substantive mit "erklärendem" Adjektiv aufbauschst. Ein Substantiv ohne Adjektiv, das nichts erklärt, hat eine viel stärkere Aussage. Zum Beispiel, dass Lämmer klein sind, muss nicht erklärt werden. Mir ist das in mehreren Versen aufgefallen.

Aber ansonsten ein schöner Wiedererkennungseffekt.

Rosalinde

 Redux meinte dazu am 29.06.23 um 12:43:
Hallo Rosalinde,
Vielen Dank für deinen ausführlichen und hilfreichen Kommentar. Besonders dein Hinweis mit den erklärenden Adjektiven ist wirklich berechtigt und Gold wert
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