metamorphosen im juli

das pfund butter hier in der prallen sonne
benötigt weniger als zwei stunden
für eine metamorphose
vom festen stück brotbelag
zur ranzigen pfütze,
denke ich so
während des urlaubs
morgens im juli,
nebenan sitzen sie auf der terrasse
und sprechen vom kommenden herbst
und vom jahr,
dass das beste schon vergeben hat,
noch manchen sommer werden sie dort sitzen,
getrennt vom lauschenden nachbarn,
der möglicherweise auch
noch manche sommer dort sitzen wird,
aber irgendwann
werden wir auch wie butter sein,
der tisch ist dann abgeräumt,
einige winter sind ins land gegangen
und je nach geschick oder mißgeschick
werden wir alle noch einige sommer
lang radeln, reden, lauschen, lieben, ficken, zeichnen,
den garten umgraben und
still versunken bilder von monet betrachten,
der kirschbaum wird vielleicht noch etwas länger brauchen,
irgendwann wird das holz
geschnitten,zerkleinert, getrocknet sein
und ein winter wird kommen,
in dem es in einem prasselnden feuer
seine ganz private metamorphose erfährt
und richtung stratosphäre wandert,
während wir uns nach unten orientieren
als ranzige fett-und fleischpfütze
werden wir kleineren zeitgenossen nahrung bieten
und unsere flüssigen bestandteile
richtung unterirdisches flusssystem steuern,
bis wir nach unbestimmter zeit
ein bächlein finden oder ein rinnsal,
um da hinaus zu kommen,
denke ich so,
morgens beim frühstück im juli,
nehme das sesambrötchen
und bestreiche es mit der weichen butter,
nebenan reden sie nicht mehr
vom sommer und vom kommenden herbst,
gesprächsfetzen mutieren,
wenden sich der papiertonne zu,
die sie gestern nicht vollständig leerten,
dem ordnungsamt,
das man anrufen will
unter 444-0