Hoffnungslos

Text

von  Lilo

Dieser Text gehört zum Projekt    Hoffnungslos

Stell dir vor, du wärst dir gleichgültig geworden. Du kennst deinen Namen noch und deine letzte Adresse. Du erinnerst dich an dein früheres Leben. Du kannst es in Bildern abrufen: dein Vater, wie er den Abendbrotspeck in Scheiben schneidet. In Tönen: der gleichmäßige Singsang, in dem deine Mutter mit der Katze spricht. In Gerüchen: in Butter gerösteter Zucker aus dem Nacken deines Babys. In Berührungen: die schwieligen Hände deiner Großmutter. In Geschmäcken: das Salz auf der Unterlippe deiner Frau. Und nichts regt sich. Sie könnten Fremde sein. Zahlenkolonnen. Denk an das Kribbeln, das du als Kind vor dem Fernseher spürtest. Bei diesem Werbespot. Die Schweißausbrüche vor der Matheklausur. Wie dir ein simples Tor die Brust zu sprengen vermochte. Heute sind deine Hände trocken. Dein Herz schlägt weiter, ohne zu stocken. Du isst mit Hunger ohne Lust. Du weißt, was zu tun ist. Du folgst dem Befehl. Sonst nichts.



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (23.09.23, 07:01)
Gefällt mir vom Aufbau her.
Bemerkungen wie: "Du kennst deinen Namen noch und deine letzte Adresse." treffen direkt ins eigene Herz und ich hoffe unwillkürlich, niemals von Demenz befallen zu werden.
Das Schlimmste daran ist die Abhängigkeit. Jedenfalls für mich.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram