Der Kater

Text

von  Mondscheinsonate

Als ich als normale Touristin in Kairo war, überlegte ich die ganze Zeit, wer mehr da wäre, die Katze oder der Mensch, meiner Ansicht nach noch knapp der Mensch, wirklich knapp. Vor einem Teppichgeschäft saß ein alter Mann am Boden auf einem alten, abgesessenen Teppich und rauchte, während neben ihm eine äußerst gepflegte Perserkatze in strahlendem Weiß mit perlenbesticktem Halsband auf einem Seidenteppich thronte. Der Anblick war göttlich. Es schien, als ob beide der Welt erhaben wären. 

Um die Ecke, das wilde und dichte Menschengedränge im Chan el-Chalili - Basar. Enge Gassen laden zum Handel ein. Man sagt, abends drängen sich dort bis zu einer Million Menschen herum. Ich kann bestätigen, dass man vor lauter Mensch in den absoluten Leerlauf gerät, dazwischen düsen Menschen auf Mofas durch, was einem zu ständigem "auf die Seite hüpfen" zwingt. Mittendrin permanent Katzen in allen Farben und unzählige Babykatzen. Ja, ich liebe Katzen, dies überalles, jedoch das war selbst mir zuviel. Überall waren die majestätischen Tiere. 

Nein, es ist kein Klischee, der Ägypter vergöttert die Katze. 

In Gizeh, der Kater döste unbeeindruckt neben einer Pyramide. Der Soldat ging zu einem Tourist, der die Katze streicheln wollte und scheuchte ihn weg, stellte sich vor das Tier. 

Weiter abseits wieder Katzen, die Armen brachten Futter zu ihnen. Während mein Herz aufging, dachte ich:"Wie lieb!"

Ja, die Oma sagte schon:"Die Ärmsten der Armen geben ihr letztes Hemd her." 


Das Gleiche erlebte ich in Istanbul, ohne Katze kann man sich die Stadt gar nicht vorstellen. Meine ehemalige Chefin erzählte, sie ging mit ihrem Gatten, der den Ehrendoktor dort bekam, eine Straße entlang und er blieb plötzlich stehen und fixierte eine Straßenkatze, sagte:"Schau, der sieht aus wie unser verstorbener Kater, das ist ein Zeichen!" 

Der Kater kam ohne viel Aufhebens zu ihm gelaufen, ließ sich hochnehmen und schmusen. Der Mann sah seine Frau an und sie kannte den Blick, der war endgültig. Der Kater wurde mit vielen Problemen und Papieren nach Österreich gebracht. Er kam übrigens zu Spät zu seiner würdigen Feier, erklärte in der Rede warum, sagte, dass er erst zurückgehen musste, den Kater ins Zimmer zu bringen, Katzenklo und Fressen zu kaufen, dass er sicher sei, dass Gott (er war sehr katholisch) ihm seinen Kater zurückbrachte und das war ihm wichtiger, es täte ihm leid. Tosender Applaus folgte, es verstand ihn jeder. Der Kater Joschi lebt übrigens noch, sein Herr ist vor drei Wochen verstorben. 


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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (02.06.24, 07:20)
Gute Katholiken glauben ja an das ewige Leben; so wird der Ehrendoktor seinen Joschi erwarten und bestimmt bald wiedersehen.

Wie ich die (eher treulosen?) Katzen kenne, kann es natürlich sein, dass dieses schöne Exemplar gleich von mehreren Ex-Besitzern erwartet wird ...

Lächelnde Grüße

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.06.24 um 08:52:
Absolut.
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