Ahnungsvolle Ratlosigkeit

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Die soeben erzählte Geschichte war nicht das erste Mal, das ich das Gefühl gehabt hatte, dass jemand lenkend - sei es mich begünstigend oder mich korrigierend - in mein Leben eingriff. Es waren Begebenheiten, die ich unmöglich als Zufall hätte abtun können. Aber eine wirkliche Erklärung hatte ich dafür nicht, denn meinen frühen christlichen Glauben hatte ich schon lange zuvor ad acta gelegt. 

Im Nachhinein finde ich es erstaunlich, dass ich solche schicksalhafte Fügungen einfach hingenommen habe, ohne mir darüber weitere Gedanken zu machen.


Die neue Wohnung am Stadtrande von Düsseldorf war auf jeden Fall ein Volltreffer. Idyllisch an einem Waldrand gelegen, hatte ich hier wirklich meine Ruhe. Lediglich die Vermieter, ein gutherziges und tolerantes Rentnerehepaar, wohnte in Parterre noch mit im Haus. Mit ihnen verstand ich mich prächtig und wurde von ihnen gelegentlich auch mal zu einem Stück Kuchen oder einer Tasse Kaffee auf der Terrasse eingeladen. 

Mit einem Wort, ich fühlte mich pudelwohl dort und der Eindruck, dass dies alles hatte so sein sollen, verdichtete sich.


Gleichwohl lief es in anderen Bereichen nicht so rund. Mein Sozialpädagogikstudium neigte sich langsam dem Ende zu, ohne dass ich mir ernsthaft vorstellen konnte, später einmal in diesem Beruf zu arbeiten. 
Zwischenzeitlich hatte ich mal mit der Möglichkeit eines Lebens als Schachprofi geliebäugelt, war aber ehrlich genug mir einzugestehen, dass es mir dazu einfach an Hingabe und Disziplin fehlte.

Und nachdem drei Jahre zuvor eine große Liebe zerbrochen war, hatte ich auch diesbezüglich etwas den Faden verloren.

Kurzum, ich war zu dem Zeitpunkt - im Alter von 27 Jahren - etwas ratlos, was ich mit mir mir und meinem Leben anfangen sollte. 





Anmerkung von Bluebird:

autobiografisch 1984/85

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