Eine glückliche Kindheit (1)

Erzählung zum Thema Glaube

von  Bluebird

Mögen die ersten drei Lebensjahren leicht traumatisch gewesen sein, so wurde ich in den nun folgenden Jahren mehr als entschädigt. Jene kleine Wohnsiedlung im dörflichen Lintorf war geradezu ein natürliches Spielparadies für Kinder.

Ich erinnere mich noch genau an meine gelegentlichen Streifzüge mit meinem Freund Elmar in den Lehmhügeln hinter der Siedlung. Dort gab es kleine Tümpel mit quakenden Fröschen und flitzenden Eidechsen, also jede Menge zu entdecken. Oder an Ballspiele auf der großen Wiese auf der anderen Seite der Dorfstraße.

Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, so fällt mir auf, dass ich mich überhaupt nicht an irgendwelche Erwachsenen erinnern kann, die sich tagsüber draußen aufgehalten haben. Und ich auch nie das Gefühl hatte, dass wir hinter den Gardinen beobachtet würden. Wir spielten den ganzen Nachmittag unbehelligt und selbstvergessen, bis wir keine Lust mehr hatten oder hereingerufen wurden.

Gleichzeitig kannten wir aber unsere räumlichen Grenzen, die sich natürlicherweise ergaben, genau. Niemand hätte gewagt sie zu überschreiten, denn außerhalb dieses Schutzraumes befand sich eine Welt, die uns ahnungsvoll bedrohlich erschien.


Diese gelungene Mischung von Freiheit und Grenzen, Wohnen und natürlicher Umgebung, ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Und auch die familiäre Geborgenheit. Während meine Oma in der Wohnung ihrer Hausarbeit nachging, spielte ich mit Legos oder kleine Autos. Oder studierte Bilderbücher.

Manchmal stieg ich auch auf einen Stuhl und beobachtete vom Wohnzimmerfenster oder der Essecke aus minutenlang verträumt die nähere Umgebung.

Sonntags kamen oft Verwandte vorbei und dann gab es selbstgebackene Buttercremetorte meines Opas.

In all der Zeit kann ich mich auch an keine scharfen Worte oder strengen Ermahnungen erinnern. Eher an gelegentliches gütiges Gelenktwerden. Im Allgemeinen ließ man mich aber gewähren. Schenkte mir viel Geborgenheit, aber keine übertriebene erzieherische Aufmerksamkeit.

Gab mir exakt das, was ich damals benötigte!




Anmerkung von Bluebird:

Ich habe ja schon anderer Stelle berichtet, wie ich seinerzeit konkret (1985) zum christlichen Glauben gefunden habe:  hier. Nun soll es darum gehen, das Ganze in eine etwas komplexerem Rahmen darzustellen.

Einen Vorgeschmack kann man hier bekommen:  Mein Weg zum Glauben

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Kommentare zu diesem Text


 Rosa_rugosa (09.07.23, 17:14)
Danke! Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Bin übrigens auch Jahrgang 1957.

 Bluebird meinte dazu am 09.07.23 um 18:22:
Eine Zeitgenossin, wie schön!

 remmaker antwortete darauf am 17.07.23 um 12:20:
Auch diesen Abschnitt gelesen. Mir fiel nur auf:
'bis wir keine Lust mehr hatten oder hereingerufen wurden.'
Hier hätte ich das 'herein' weggelassen, da der Erzähler ja nicht drinnen ist. Also einfach: ...oder gerufen wurden.
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