Entgegnung

Text

von  Mondscheinsonate

Eigentlich ist es im Grunde scheißegal, wer unsere Bücher schreibt, Hauptsache es wird gelesen. Ist es so?  


Dieselbe unsägliche Diskussion über das Sterben des Buches als Vergleich führten die Gelehrten früher Tag und Nacht als das E-Book heraus kam und es verdrängte nicht das Buch aus Papier. Meiner Ansicht nach aus einem einfachen Grund, der Preise wegen, denn "so viel" billiger wurde das digitale Werk nicht, wie man es sich als Konsument erhofft hatte. Wo allerdings das Buch aus Papier absolut verloren hat, das ist auf Urlaub, dies aus Gewichtsgründen, und in den öffentlichen Verkehrsmitteln, dort regiert das Smartphone. 

Ansonsten, das birgt Hoffnung, sind, als Beispiel sei die Buchstadt Wien angeführt, mit einer der größten Buchhandelsdichte und Bibliotheken im Vergleich zur Größe der Stadt, beide bummvoll, vorallem mit Lesernachwuchs. Das ist ein hoffnungsvoller Fakt. 

Pro Jahr kommen tausende Veröffentlichungen überall auf den Markt, die Chance gesehen zu werden, davon leben zu können, ist gering, bald schon verschwinden diese auch wieder in den Staatsarchiven, bei jeder offiziellen Veröffentlichung verlangt die Österreichische Staatsbibliothek ein Exemplar, es wird woanders nicht anders sein. Das hat allerdings etwas mit dem Überangebot zu tun, nichts mit den modernen Zeiten. 

Und nun die wahre Bedrohung, die KI, die autorenfressende Künstliche Intelligenz. Schwierig, wir können nicht in die Zukunft sehen, aber in die Vergangenheit. Betrachtet man Höhlenzeichnungen, die tausende Jahre alt sind, so kann man daraus schließen, dass der Mensch schon immer das große Bedürfnis hatte, sich künstlerisch auszudrücken, sich mitzuteilen. So primitiv das Gehirn noch war, es erzählte bereits Geschichten durch Bilder. 

Ich denke, dies mit meiner bereits erwähnten Veröffentlichungslust, wird die KI ergänzend dazu arbeiten, besonders im wissenschaftlichen Bereich, jedoch nicht die Menschen bremsen, zu erzählen. 

Ich las einmal einen Artikel, wo stand, dass Verliebte, bis zu 25.000 mal am Tag an ihre Liebsten denken, das ist beachtlich. So lange es Liebe gibt, bleibt der Drang seine eigenen Gedanken aufzuschreiben, auch, so lange es Empörung gibt oder Unglücke und Dramen. Der Mensch hat den Drang selbst zu schreiben, es ist seit Jahrtausenden in ihm drinnen und schreibt er nicht, dann malt er oder haut Gedanken in Stein. Diesen Aspekt wird eine KI nicht verdrängen. 

Nein, es ist nicht Scheißegal, wer das Buch schreibt, so lange wir Gehirne haben, wir brauchen diese Form des Ausdrucks. Das sehen auch Verlage und einige leben ganz gut davon.


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Kommentare zu diesem Text


 lugarex (04.07.24, 06:24)
KI schreibt vorläufig nur Phrasen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 04.07.24 um 13:08:
Noch.

 Dieter_Rotmund (04.07.24, 09:01)
Empörungstext, dennoch gerne gelesen.

 Mondscheinsonate antwortete darauf am 04.07.24 um 13:07:
Eben keiner, mich empört die KI nicht, weil nichts zu befürchten ist.

 Regina (04.07.24, 09:27)
Verändert hat sich vieles dennoch. Seit es die Fotografie gibt, können Maler wie Albrecht Dürer kaum noch von ihrer Kunst leben und sie pflegen auch den fotografischen Stil nicht mehr. 
Das Internet mit seinen vielen Foren und Books on demand hat die Anzahl der Schriftsteller deutlich erhöht, die sich nun nicht mehr mit der strengen Überprüfung durch Lektoren konfrontiert sehen. 
Das E-Book konnte das Buch nicht verdrängen. 
Mit welcher Qualität sich eine schreibende KI letzten Endes positioniert und ob sie mit dem Autor aus Fleisch und Blut konkurrieren kann, wird sich zeigen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie eher für Sachtexte eingesetzt wird und Probleme aufwerfen wird, ähnlich dem elektronischen Übersetzer.

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 04.07.24 um 13:04:
Ich glaube das auch, eher Sachtexte.

 hehnerdreck (04.07.24, 12:17)
Aber die Tatsache, dass es so etwas wie KI gibt, die mit bestimmten Vorgaben relativ gute Bücher schreiben kann, könnte auch ein willkommener Anstoß sein, als menschlicher Schriftsteller so zu schreiben, wie es die KI nicht könnte, und zwar mit möglichst wenig Vernunft und linearem Denken am Werk, worauf dann die Ära des freien 'Bauchschreibers' beginnen könnte, der sich mehr von den Ideen seines Unbewussten leiten lässt als von den vorgefertigten Schemata der Tradition herkömlicher Literaturpraxis.

 Mondscheinsonate äußerte darauf am 04.07.24 um 13:07:
Eben, siehe Text und Regina - ich glaube, KI wird eher universitäre Dinge schreiben. Eine Bekannte schreibt für einen Verein Diplomarbeiten -widerlich- denke, das wird die KI übernehmen.

 hehnerdreck ergänzte dazu am 04.07.24 um 14:05:
Wie? Tut der Verein was illegales? So das Hinz und Kunz behaupten können, sie hätten die Diplomarbeit geschrieben?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 04.07.24 um 16:08:
Das ist kein Verein, sondern eine GmbH und die machen das legal, da gibt es eine Gesetzeslücke...es "bleibt dem Dritten überlassen, was er damit macht"

 Mondscheinsonate meinte dazu am 04.07.24 um 19:35:
Also, ich habe jetzt mit meiner Freundin telefoniert, die widerrum ihren Partner da hatte und beide haben eine Buchhandlung und ich kann nun weitergeben, was beide sagten:"Bullshit". Das Buch bleibt vom Menschen geschrieben und beide sind so wie ich der Meinung, dass die KI eher im universitären Bereich hilfreich und ein Problem wird. Nicht aber bei der Belletristik. 
Aber, "Bullshit" von Germanisten/Buchhändlern gefällt mir, das ist eindeutig.
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