Gedanken

Text

von  Mondscheinsonate

Ankommen, Kaffee machen, sich Wasser nehmen, kurz durchatmen, ins Büro gehen, Mails checken, danach ist alles durchgetaktet, der Filofax ist voll (ich bin altmodisch), für die Kollegen das Outlook. Besprechungen mit Ingenieuren als juristische Beratung, Verträge aufsetzen, mit dem Magistrat telefonieren, der Ministerin, ja, auch mit der, auf den kalt gewordenen Kaffee sehen, kurz aus den Pumps steigen, die Füße ausstrecken, Außentermine, eine Wasserleiche, um Gottes Willen, ein Obdachloser. Kurz innehalten, das Leben kann so kurz sein. 

Termin auf der Donauinsel, pralle Sonne, die Gedanken schweifen zurück, das Leben vergeht wirklich schnell...


So wichtig war es, die Schönste zu sein, nicht die Beste und Tollste, nein, die Schönste. Auf dem Partyschiff stehen und umringt sein, von Typen wie Scarlett auf dem Gartenfest und doch nur einen ansehen, der nicht Ashley hieß. Ich beobachtete ihn und er zwinkerte mir zu, im Vorbeigehen flüsterte er mir ins Ohr, dass ich warten solle, er war Kellner, ich wartete, immer, bis fünf Uhr Früh. 


In der Früh auf das Make-up verzichten, gerade Concealer, damit das Waschbärfeeling nicht so stark durchdringt, etwas Wimperntusche, die Brille, frisch geputzt, aufsetzen, ins Kleine Schwarze, das war's. Das Wichtigste: funktionieren. Der Rest ist so egal. Je älter ich werde, desto mehr wird mir das egal, so extrem egal.


Durchfeiern, Tequila, Hot-Pants und Netzstrümpfe, 10kg Make-up. 


Müdigkeit, alles muss gemacht werden, es darf nichts verzögert werden. Auf die Uhr sehen, das Glas Wasser vom Morgen noch voll, sich denken "Shit"!

Immer am Telefon. 


Wohin ist die Zeit gegangen? 

Dennoch, ich würde die Zeit nicht mehr zurückdrehen, das bin nicht mehr ich. Das alte Ich ist weg. Endgültig. 

"Ja, wir schicken Ihnen die Verträge zu. Ich mache das noch heute."

Bis 22 Uhr im Büro. 


In der U-Bahn dachte ich, als ich die Nachtschwärmerinnen beobachtete:"Genießt nur, die Musik verstummt schneller als man denkt."

Dann lächelte ich, weil es schön war. Ich bin nicht traurig, ich bin erwachsen und 10 kg leichter im Gesicht. Die Maske fiel, ich wurde zum Menschen, entdingte mich.



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