Brandenburg an der Havel

Skizze zum Thema Begegnung

von  Augustus

Brandenburg an der Havel /Havelsee/ Premnitz und Bahnitz

 

Auf dem Capmingplatz in Brandenburg fand ich ein freundliches Ehepaar, dass den Campingplatz betreute. Der Betreiber sagte mir telefonisch als ich mich um meine Kayaktpur um die Stadt herum erkundigte, das Kayak liegt da vorne bereit und die Weste sowie das Paddel an der Wand. Gesucht und gefunden, zog ich die stark genutzte Schwimmweste an, nahm Paddel und Boot und war auch schon im Wasser. Es gab keine Einweisung, keine Ratschläge, keine Auskunft über Schleusen und dergleichen. Ich kannte es bisher anders. 

 

Nun gut, die Stadt beobachtete ich vom Fluss aus. An der „Jahrtausendbrücke“ tummeln sich die meisten Menschen. Gerne setzen sich auch dort vornehmlich junge Menschen und schlürfen Kaffee oder lecken am Eis und entspannen sich, während sie die dahingleitenden Boote schauen. 

Eine witzige Begebenheit möchte ich erzählen, die so geschehen ist. Am Ende der Bucht die „Näthewinde“ heißt, musste man das Boot über die Straße heben, weil die Mauer keinen Flussdurchgang besaß. An der Bucht selbst lag ein liebliches Café, darin ich mich vom Paddeln erholen wollte. Ich fand im Café eine junge Frau sitzen, die an ihrem Apple-Laptop etwas zu tippen schien, sowie ein Pärchen im mittleren Alter, das bald aufstand und ihre Wege weitergingen, sowie einen pensionierten Herrn, der gräuliche kurze Haare und eine Brille trug, eine etwas untersetzte und rundliche Figur hatte. Auf der anderen Seite des Ufers gegenüber dem Café saßen Jugendliche und trieben Unsinn und Schabernack.   

Ich trank eine Apfelschorle, da es an dem Tag sehr warm war und ich eine Abkühlung brauchte. Kaum hatte ich einen Schluck getrunken, als der pensionierte Herr dieFrau 8sie war etwa Ende 20 oder Anfang 30) von der Seite ansprach und sie frug, was sie denn da genau recherchiere. Ihm sei nämlich aufgefallen, dass sie Bilder von „Reiner Maria Rilke“, den begnadeten Dichter, scrolle und wohl zu ihm etwas schrieb. Ist sie Studentin und schreibe etwa über Literatur? Ist sie eine Reisende aus dem Ausland und interessiere sich für deutsche Literatur? Die Frau gab zur Antwort, sie sei Französin und sei in Brandenburg, um ihre Deutschkenntnisse aufzubessern. Das entzückte den alten, aber im Geiste flinken Herr, sodass bald aus seinem Munde der französische Dichter „Baudelaire“ genannt wurde. „Trés magnifique!“ Trés magnifique!“ rief er bald begeistert über den Dichter aus. Er bestand darauf nicht als Rentner angesehen zu werden, sondern als Privatier. Die schmucke Begrifflichkeit fand ich interessant, da er sich hierdurch bei der jungen Französin aufzuwerten suchte. Bald fing er an mit englischen Worten herum zu jonglieren. Man fühlte jedoch, dass er bemüht war, dass das Gespräch nicht erstickte, so bemühte es sich immer wieder Wasser über die Mühle zu kippen um es am Laufen zu halten. Allein die beschränkten deutschen Sprachkenntnisse der Französin und seine französischen Kenntnisse reichten nicht aus, um sich in die filigrane Thematik der Poesie und Literatur zu vertiefen. Zwar verhalf er sich aus mit englischen Wörtern, wenn er etwas bestimmtes sagen wollte und glaubte, in Deutsch würde sie es nicht verstehen und in Französisch wusste er‘s selbst gerade nicht zu sagen, aber alle Bemühung hörte sich an, als wollte er ständig Löcher flicken eines gewebten Gedankenteppichs. 

Das Stottern und Stocken bei der Suche nach der richtigen Begrifflichkeit in allen drei Sprachen, ließ seinen Kopf heiß werden. Eigentlich wollte er mit seinen Kenntnissen brillieren. Ich schätzte ihn auf einen pensionierten Lehrer, der viele Themen im Gepäck hat und doch keine Kunden hat, dem er die Waren verkaufen kann. So sitzt er wohl da täglich immer im gleichen Café und wartet auf etwas Interessantes, wie eine Spinne im Netz auf ihre Beute. Schade, die junge Französin erwiderte nicht viel, ich wusste nicht, ob’s an der Sprachbarriere lag oder an ihrer Höflichkeit, dass sie eigentlich an etwas arbeitete und sich nun gestört fühlte und sie ihm das offensichtlich nicht zeigen wollte. Jedoch geschah dann etwas, was die ganze Sache zu einer Farce verenden ließ und den Privatier missmutig zusammensacken ließ. Es hätte Loki es nicht besser erfinden können. 


Die Jugendlichen gegenüber auf der anderen Uferseite ließen 
plötzlich unüberhörbar laut deutschen Rap- und Hipp-Hopp aus mitgebrachten Musikboxen spielen. Der Lärm erfüllte die ganze Gegend. Der deutsche Rapp mit seinen derben Sprüchen, die unter die Gürtellinie gehen, standen zu den Themen, die der Privater süßlich versuchte zu kommunizieren, entgegengesetzt. Mir kam es gerade wie eine heitere Komödie vor, die Loki oder Shakespeare, gerade hier vor Ort darstellen ließ. Die junge Französin drehte sich nach dem Lärm um, der Privatier verschluckte seine letzten Worte von der Zunge, die wie Flieger gerade vom Flugzeugträger abheben wollten und doch nicht starten dürften. Ja, er wollte vielleicht die Französin mit seinen Fliegern bombardieren und sie so zu einem Frieden oder Aufgabe zwingen, der ihm ein Wiedersehen mit ihr beschert. Wir wissen es nicht.

Als der deutsche Rap immer derber wurde, lachte selbst der Privatier einmal. An die Fortführung des Gesprächs war nicht mehr zu denken. Der deutsche 
vulgäre Rap zwang den Privatier in die Knie. Er verstummte. Der Lärm lag in der Luft und zerschnitt jedes Wort, das versuchte den Mund zu verlassen. Die junge Französin widmete sich erleichtert wieder ihrer Arbeit am Laptop zu und ich war aus der Fassung über das ungewöhnlich heitere Bühnenstück, das mir hier geboten wurde, sodass ich Loki applaudierte für diese realistische Aufmachung, an der ich dabei sein dürfte. 

 



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Kommentare zu diesem Text


 Citronella (20.08.24, 10:36)
Es könnte eine gute Geschichte werden, wenn man nicht schon im ersten Absatz durch mehrere Rechtschreib- und Tippfehler aus der Bahn geworfen würde. Liest du deine Texte vor dem Einstellen eigentlich nicht mehr durch? Denkst du, deine Leser würden es schon so schlucken?

 Augustus meinte dazu am 20.08.24 um 12:41:
der Text ist quasi soweit wie ein schmorgericht im Ofen, auf das man einen Blick durch das Glas wirft.

 Citronella antwortete darauf am 20.08.24 um 13:02:
Aha! Und wenn der Leser nicht erkennt, um welches Gericht es sich hier handelt, ist er selbst schuld, oder?

 Augustus schrieb daraufhin am 20.08.24 um 13:47:
Nun, sehe es so, man erkennt das Gericht schon und ob‘s an an Stellen roh ist. Gleichwohl es (noch) nicht essbar ist, ist es am schmoren. 
Abgesehen davon, hätte ich den Text 3 Wochen ruhen lassen können, ich hätte wahrscheinlich keine Zeit gefunden mehr dafür; und es wäre verloren. So ist’s zumindest ein Tagebucheintrag geworden, und wie ich an deinem komm lesen kam, mit Potential.

Antwort geändert am 20.08.2024 um 13:47 Uhr
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