Nonsens VII

Tagebuch zum Thema Begegnung

von  Augustus

Bedauerlich. Aber zunächst möchte ich Dir erzählen, dass ich ein Lieblingscafé habe. In dem süßen Laden arbeitet eine sehr hübsche mit feinen Zügen junge Frau. Etwas merkwürdig ist ihr Ton in der Stimme. Der ist relativ laut, weshalb mir diese Sonderbarkeit aufgefallen ist. Sonderbar scheine ich selbst auch für sie und die Cafébesitzerin zu sein, eine ältere blondierte und übrigens lebensfröhliche Frau, die sich anscheinend neu verlieben möchte. Dies liegt wohl daran, dass ich mich für einen großgewachsenen Baum interessierte, der den Hof, wo die Stühle und Tische stehen, Schatten spendet. Ich fragte die junge Frau, ob sie denn wissen würde, um welchen Baum es sich hierbei handele, der hier so prächtig sich entfaltet und uns alle überdauern wird? – Uh, das weiß ich nicht. Ich kann aber meine Chefin fragen. – Sie ging fort und fragte laut die Chefin – Weißt du was das für ein Baum draußen ist? – - Ich weiß es auch nicht. Ein Gast hat mal gemeint es wäre eine Pappel. -  Ich war skeptisch. Am nächsten Wochenende legte ich neben meiner ausgetrunkenen Kaffeetasse auf die Untertasse die doppelköpfige braune Schale, die auf dem Boden lag und vom Baum heruntergefallen war, und sagte der jungen Frau elegant: - hier haben Sie den Beweis, der Baum ist eine Buche. – Sie ging zur Chefin und rief stolz, der Baum vor unserer Tür ist eine Buche. – Ach echt! rief die Chefin. Mich wunderte es, dass Menschen Jahre, Monate vor Bäumen verbringen, ja täglich sehen, und sich nie fragen, was das für ein Baum sei – verwunderlich, diese Menschen.

Seit dem schaut die junge Frau mich mit speziellen Augen an. Letztens trank ich meinen Kaffee, als ich fühlte, dass mich Augen anstarren, die den Zugang zu meinem Herzen suchten. Ich merkte es förmlich, und wusste nicht, was dieses haptische, aber unsichtbare Tasten zwischen der Brust zu bedeuten hatte, als ich meine Augen vor dem Heftchen, das ich las, hob und sie ansah. Ich sah sie an, wie sie mich anguckte und dann als sie es merkte, dass ich sie sah, wandte sie ihren Blick von mir weg zur Chefin und grinste die Chefin an. Wie soll ich’s deuten!?

Es sollte wohl sein, dass sich zwei ältere Damen neben mich setzten. Sie schwatzten, ich hörte nicht zu und doch kamen wir ins Gespräch. Die linke Dame neben mir fing über die DDR zu erzählen und das darin gelebte Leben. Während die eine es furchtbar fand, so vielen Einschränkungen unterworfen zu sein, merkte die andere an, sie lebte so für sich hin und habe nichts gemerkt. Der unterschied der beiden ist ihnen auch anzumerken. Die, die anscheinend nichts von den Einschränkungen in der DDR merkte, war heute viel fröhlicher und heiterer im Wesen als die andere, die die Bedrücktheit seit ehemals ins heute mitträgt.       

 Völlig fremd erschien ich ihnen als ich anfing über die einzigartigen Töne der verschiedenen Bäume zu erzählen. – Jeder Baum hat seine eigene Stimme – sagte ich. – Die Nadelbäume haben eine tiefe, beruhigende Gesangstimme. Haben Sie es schon mal vernommen? –

Dann erzählte ich den älteren Damen ein wenig über die römische Geschichte und wo sie in welchem Bundesland vorzüglich nachgebaute Villen besuchen können, wo sie herrliche Lukanerwürste mit Bohnen nebst Mulsum, einem römischen Honigwein trinken können.

Bald erzählte ich ihnen über Wildpärke und das der Wildschweine untereinander soziale Verhalten.

Ich streifte einige verschiedene Themen, ohne in die Tiefe zu gehen. Dabei vergnügten die Damen sich damit, dass sie ihre Gespräche klein angefangen und nun groß in der Dimension geendet hätten. – Wie kann es denn sein, dass sie sich für all so viele Themen interessieren? – fragte mich die Dame.

Nun, wenn ich Goethe hinzuziehen darf, so würde ich sagen:  - Wer sich nicht weiß über die letzten 4000 Jahre Rechenschaft abzugeben, der mag von Tag zu Tag weiter in der Dunkelheit leben. –




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Kommentare zu diesem Text


 AngelWings (07.11.22, 20:05)
Das  Baum des Leben, Koreanischen Kirchebaum!

 Augustus meinte dazu am 08.11.22 um 19:49:
thx
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