Willst du mich eigentlich pflanzen?

Text

von  Mondscheinsonate

Das sagt man in Wien, wenn jemand verarscht, etwas tut, was sinnlos ist, jeder sieht, dass es sinnlos ist, es als Highlight verkauft.

So promotet eine Firma nun, dass die Stadt Wien zuklappbare begrünte Überdachungen an zu extrem versiegelten Plätzen andenkt. Dies, dass die Feuerwehr zufahren kann. Nun, die Idee klingt lieb, abgesehen davon, dass die herabfallenden Blätter die Kanalgitter verstopfen könnten, sonst fiele mir kein Einwand dagegen ein, vielleicht, wenn die Sonne zu sehr herabscheint, dass die Blätter schnell verdörren könnten bei schlechter Bewässerung, das müsste wirklich funktionieren, sonst wäre es nur ein Trauerspiel.

Die Menschen sind empört, fragen, warum man keine Bäume pflanzt? 

Der Grund liegt in der mangelnden Selbstreflexion der Fragenden. Wollen wir einmal durchgehen:

1. In der Stadt haben zu viele Hunde. Frisch gepflanzte Jungbäume brauchen noch viel Kraft. Die Verwaltung pflanzt und am nächsten Tag findet man bereits drei Hundekotwürsteln vor dem Baum liegen, die trotz 25-50 Euro Strafe ihren Platz finden und ist einmal dies platziert, kommen die nächsten mit ihren Hunden und räumen es nicht weg. Man kennt die Studien der Verschmutzung. Ist es an einem Platz dreckig, kommt der nächste daher und schmeißt den Dreck hin. 

2. Der Mensch ist eine Drecksau. Bäume werden von Männern auch mal gerne als Menschenklo verwendet. Besonders, wenn die Promille steigen. 

3. Der Mensch will es gar nicht schön haben, denn durch den Parkplatzmangel werden teilweise sogar Anrainerdemonstrationen organisiert gegen die Begrünungen. 

4. Ein versiegelter Boden braucht mindestens 10 Jahre bis er sich regeneriert. Ein Baum braucht bis zu 100 Liter Wasser täglich, wenn er dann ausgewachsen ist, das ist eine reine Kostenfrage. 

5. Bezirke haben, so wie die Stadt, auch die Länder, ein Budget, mit dem sie haushalten müssen. Sie können nicht dauernd Bäume austauschen, aus den Gründen 1-4. 

6. Es kommt, zu Punkt 5, der Stadt billiger, wenn sie Förderungungen erteilen, bei Selbstbegrünung (Dachterrassen, jetzt neu auch Fassadenbegrünung). Bis zu 3.000 Euro bekommt man bei einer Dachterrassenbegrünung.

7. Wien wird jedes Jahr zur "grünsten Stadt" gekürt, wir haben enorme Grünflächen in der Relation zur Größe.


Hier, zu Punkt 7, ein Einschub - leider auch große Flächen, die aus reiner Versiegelung bestehen, dort knallt die Sonne hin, dass es nur unerträglich ist. 

Aber ja, warum dort keine Bäume gepflanzt werden, das liegt an den Menschen und am Budget. Und was ich schrieb, das gilt für jede Stadt. 

Also, warum keine Bäume in manchen Straßen? Antwort: Willst du mich eigentlich pflanzen? 


Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Graeculus und Aron Manfeld.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram