Sommernachmittagstraum

Gedicht

von  Tula

Auf der Ruine drückt der Tag wie Blei.
In ihren Augen lauert Totenstille.
Die Sonnenuhr des Ampfers steht auf drei
und irgendwo im Gras zirpt eine Grille.

Im Leib der Mauern klaffen tiefe Wunden.
Ein Netz von Schwären, die nichts heilen kann.
Der letzte Riss erschien vor ein paar Stunden:
Ein Trug von Schwingung mit vier Beinchen dran.

Abrupt ein Laut. Das Ächzen einer Strebe?
Der Schmerz sticht heftig in den kranken Bauch.
Ein Klumpen Stuck vermodert im Gewebe
und plumpst hinab. Sein Echo nur ein Hauch,

doch rollt wie eine Walze durch die Hitze.
Die Grille stürzt von ihrer Schrill-Tonleiter.
Der Riss huscht jählings in die nächste Ritze.
Die Sonnenuhr tickt einen Halm-breit weiter.



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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (08.09.24, 06:50)
Großartig!

So fühlt sich ein Beben an, das Furcht auslöst, vergessen wird - bis hin zu seinem nächsten Auftritt.

Du verzichtest auf jedwedes Spektakuläre und triffst doch mitten ins Herz!

 uwesch meinte dazu am 08.09.24 um 07:06:
Das sehe ich auch so. LG Uwe

 Tula antwortete darauf am 08.09.24 um 23:02:
Lieber 8er und Uwe
Gewissermaßen Stärke Plumps auf der Dichterskala  8-)

Dankend lieben Gruß
Tula

 Didi.Costaire (08.09.24, 08:53)
Moin Dirk

du hast einen enormen Wortschatz, den du ausdrucksstark (und jetzt fehlt mir das passende Verb, aber du wirst es kennen oder auch mehrere davon).

Schwer beeindruckte Grüße,
Dirk

 Tula schrieb daraufhin am 08.09.24 um 23:06:
Hallo Didi-Dirk
Ich vermute, du meinst "sommernachmittagverträumt"  8-)

Danken lieben Gruß
Tula

 Teo (08.09.24, 10:54)
Hi Dirk,
ich spüre förmlich die Hitze, die Schwüle.
Tja, was soll ich noch schreiben.
Meisterlich.
Kleine Anmerkung...ich möchte deinem Namensvetter doch heftig widersprechen. Ich sehe euch auf Augenhöhe.
Lieben Gruß aus der lyrischen Einöde
Teo

 Tula äußerte darauf am 08.09.24 um 23:07:
Danke lieber Teo
Was die Höhe angeht, ich bin 1,76m  ;)

LG Tula

 Teo ergänzte dazu am 09.09.24 um 08:03:
Also dreimal Zwerg....

 EkkehartMittelberg (08.09.24, 12:21)
Hallo Dirk,
das Schöne an deiner Lyrik ist, dass du nichts schönst.

LG
Ekki

 Tula meinte dazu am 08.09.24 um 23:12:
Hallo Ekki
Wir haben eine wirklich wunderschöne Ruine in etwa 300m Entfernung. Richtig nobel and mit zauberhaften architektonischen Finessen. Aber eben eine Ruine, dürfte so 150 Jahre alt sein. Ich vermute, dass sich ein paar Hundert Ur-Ur-Ur-Ahnen um die Erbschaft streiten, weshalb die Imobilie nicht verkauft wird. Also so schön wie die ist, ist mein Gedicht leider nicht. Geht ja auch gar nicht ....

LG Tula

 Teo meinte dazu am 09.09.24 um 12:56:
Hi Tula,
Ruinen haben wir hier mehrere.
Eine ca. 14 km westlich, eine 20km östlich. Mh....komisch.. da is immer richtig wat los.
Versteh ich nich....

 Tula meinte dazu am 10.09.24 um 00:00:
Hallo Teo
Ich ahne kaum, welche sportlichen Ruinen du meinst  :D

LG Tula

 chioni (08.09.24, 13:10)
Die Grille stürzt von ihrer Schrill-Tonleiter.
Das ist so niedlich, obwohl unsichtbar sehe ich die Leiter vor mir.

 Tula meinte dazu am 08.09.24 um 23:13:
Danke Chioni, an dieser Stelle tüftelte ich in der Tat eine Weile  :)

LG Tula

 plotzn (09.09.24, 12:55)
Servus Dirk,

grandios beschrieben! Ich sehe die Ruine förmlich vor mir, schwirrend in der Hitze der Luft...

Liebe Grüße
Stefan

 Tula meinte dazu am 09.09.24 um 23:58:
Servus Stefan
So war's erhofft, den Leser hier mal richtig durstig zu machen   ;)

Dankend lieben Gruß
Tula

 Möllerkies (13.09.24, 21:41)
Schön geschrieben! Nur mit dem elliptischen Satz "Sein Echo ..." und mit der "Schrillton-Leiter" hadere ich etwas. Und mir drängt sich eigentlich die Überschrift "Carolabrücke" auf. :D Martin

 Tula meinte dazu am 14.09.24 um 23:15:
Hallo Martin
Die Brücke musste ich erstmal nachguggeln, dann erinnerte ich mich wieder ...

Zur Tonleiter der Grillen, glaube mir, dass ich da eine Weile im Nerz stöberte und mir einige Audio-Clips zu Gemüte zog, bis ich so verwirrt war, dass mir nichts Schrilleres mehr einfiel  :happy:

jetzt von hier wahrhaftig Hitze-grillende Grüße
Tula
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