Ein Brief

Text

von  Mondscheinsonate

Liebster,


ich habe gerade große Schmerzen, was nicht sein dürfte, laut Ärztin, leichtes Ziehen ja, aber nicht schlimme Schmerzen, mir läuft es kalt den Rücken hinunter. 

Ich werde, es ist Samstagnacht, mich dann anziehen und mir ein Taxi rufen, ins SMZ Nord fahren, das ist in meiner Nähe, die haben eine gute Frauenheilkunde. 

Weißt Du, ich habe meinen Papa gefragt, warum er bei Dir nicht abgehoben hat, wenn er schon die ganze Zeit "Sekretärin" (und Stirdltante) gespielt hat, ich fragte es böse, wirklich extrem böse, da sagte er, er hat da gerade mit meiner Freundin Katja telefoniert, die sich nach mir erkundigte, nachdem sie keine Antworten auf ihre What's App's bekam, einfach mal anrief. Das stimmte, was er sagte, ich habe es überprüft. Er hätte nur mich am Zimmer anrufen brauchen, mir Deine Nummer durchgeben, ich hätte zurückgerufen, dann hättest Du mir gesagt, dass Dir St.Pölten zu weit wäre, aber wir hätten uns gehört, zumindest gehört, alles wäre gut gewesen, aber er tat es nicht.

Weißt Du warum? Weil er mich nicht einmal angerufen hat, um zu fragen, wie die OP verlaufen ist, er fragte meine Schwester. Ich bin das Sandwich- Kind, die haben immer die Arschkarte. 


Meine Güte, hab ich Schmerzen, es ist ganz schlimm, aber ich wollte Dir Deinen Montagsbrief schnell schreiben, kann mich aber gar nicht konzentrieren. Kennst Du "Irrungen, Wirrungen" von Theodor Fontane? Ja, "Wo Amors Pfeil einmal tief getroffen, stehen Himmel und Hölle offen", wie wahr, Du hast sicher ein E-Book, lade es Dir runter und lies es, Du weißt dann warum ich Dir das schreibe, mache es einfach, abgesehen davon, dass jeder Fontane einmal gelesen haben sollte, es gehört zur anständigen Leseerziehung, so ist es auch ein Lesegenuß und passt, wie die Faust auf's Auge - fast.

Vielleicht ist alles auch nur eine Prüfung, - Hand auf's Herz - wir beide wissen doch, sind doch Analytiker, wie unmöglich das alles ist. Aber, es ist schön zu spüren und schmerzvoll das Vermissen. 


Aber, so "analog" sein, das brachte zum Nachdenken. Ich bilde mir Deine Wichtigkeit für mich nicht ein. Andere wieder, die mich monatelang niederschwafelten, haben sich als komplette Arschlöcher entpuppt (m/w), dachte darüber nach, dass ich mich privat eigentlich nur noch mit Menschen abgeben möchte, die einfach lieb sind. (So wie Du.)

Und dann, ja, las ich Deine Nachrichten, wie süß Du bist!


Ich habe Schmerzen und bin ratlos, kann Dir heute keine netten Geschichten erzählen.

Sei nicht böse auf mich, ich war zu nervös und kopflos, vergaß mein Handy am Stecker, was mir nie passiert, alles war hektisch. 

Es ist nicht immer leicht alleine zu sein, jetzt zum Beispiel, in solchen Situationen. So stark bin ich nicht, dass ich nicht eine Umarmung vertragen könnte. Ich nehme aber jetzt mein Handy mit, ich muss irgendjemanden anrufen, sollte ich drin bleiben müssen, habe Verantwortung, die Katzis Emil und Mathilde. Schon vor der Konferenz in Linz rutschte ich im Badezimmer aus, fiel auf meinen Arm, prellte mir den Unterarm und den kleinen Finger, das ist mir noch nie passiert, das Handy war im Wohnzimmer, ich lag da, dachte kurz: "Scheiße" - ja, so ist das ständige alleine sein. Aber, es war alles gut, tat eben weh. Ich habe keine gute gesundheitliche Phase. 

Egal, lies das Buch und genieße es, ich packe mich jetzt zusammen, es wird immer unerträglicher.

Du weißt ja gar nicht wie lieb ich Dich hab, das weiß ich, nämlich viel.

Bussi

C.


Nachtrag: Alles gut, ich bin an einen Tropf angehängt worden und habe Tabletten bekommen. Ich bin anscheinend sehr empfindlich. 

Ich hätte Dich so gerne gesehen, ... ich kann mich gar nicht mehr erfangen, so traurig bin ich und Du weißt, wie viel mir das bedeutet hätte und wie intensiv ich auf Dich warte.


Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Aron Manfeld.

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