Wart mal kurz!

Gedicht zum Thema Warten

von  plotzn

Ach, wie hass ich dieses Warten,

alles nur vertane Zeit,

ob im Stau auf langen Fahrten

oder sauber eingereiht.

 

An den Lebensmittelkassen

sind die Schlangen meterlang,

ungezählte Menschenmassen

stauen sich weit in den Gang.

 

Missgelaunt schließ ich mich einer

dieser Endlosreihen an,

doch ab da geht es bei meiner

überhaupt nicht mehr voran.

 

Auch beim Arzt im Wartezimmer

ruft die Dame am Empfang

alle vor mir auf, wie immer,

und ich hock dort stundenlang.

 

Wenn ich mal zum Hörer greife

wegen Ausfall Internet,

land ich in der Warteschleife,

es läuft »Patience« von Take That.

 

Klappert's aber in der Ferne,

klopft der Tod an unser Tor,

ruf ich schnell: »Ich warte gerne

und lass lieber andre vor!«



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Kommentare zu diesem Text


 Teo (17.10.24, 12:00)
Moin Stefan,
für dich als Stammkunde der DB gehört ja warten mit zum Service.
Und deine Höflichkeit,  in der letzten Strophe hervorgehoben, ist ja schon legendär.
Respektvolle Grüße 
Teo

 Pfeiffer meinte dazu am 17.10.24 um 12:21:
Alles genau so schon erlebt/erlitten, lieber Stefan. Und was den letzten Vierzeiler betrifft: Total deiner Meinung!
Ein freundlicher Gruß
von Fritz

 plotzn antwortete darauf am 18.10.24 um 07:32:
Lieber Teo, lieber Fritz,

die Bahn zwingt einen zur Entschleunigung und Achtsamkeit, eigentlich fast schon rezeptpflichtig. Du kannst mich heute beobachten, wie ich in Zeitlupe in Dortmund eintrudeln werde...

Irgendein schlauer Mensch hat mal ausgerechent, dass der Mensch im Schnitt gut ein Jahr seines Lebens mit Warten verbringt. Ich denke, da bin ich endlich mal überdurchschnittlich.

Was die Schlussstrophe anbelangt, scheint man mit zunehmenden Alter wirklich immer höflicher gegenüber den Mitmenschen zu werden...

Herzliche Grüße an Euch beide!
Stefan

 Didi.Costaire (17.10.24, 12:32)
Hallo Stefan,

warten musstest du so lange
heute ja auf Kundschaft nicht
und schon bildet sich 'ne Schlange
unter deinem Versgedicht.

Liebe Grüße,
Dirk
(bereits der Dritte innerhalb einer Stunde)

Kommentar geändert am 17.10.2024 um 12:34 Uhr

 plotzn schrieb daraufhin am 18.10.24 um 07:35:
Servus Dirk,

wohl wahr! Dafür habe ich Euch umso länger mit einer Antwort warten lassen. Erhöht die Spannung, sagt man - oder die Spannungen, wenn der andere aus Ungeduld ärgerlich wird...

Liebe Grüße
Stefan

 TassoTuwas (17.10.24, 13:54)
Hallo Stefan

dieses Werk entstand in einer Schlange
und ich möchte wetten vor 'nem Klo
außerdem war es ne extra lange
das macht keinen Wartenden sehr froh
doch zu Lesen macht es großen Spaß
denn du beherrschst jede Art des Nass

Herzliche Grüße
TT

 Nuna (17.10.24, 14:25)
Besser hinten an gestellt und warten
was kann es vorne denn nur geben
und vorne man bedrängt tat denken
hört auf da hinten mit dem schieben


LG Oops

 plotzn äußerte darauf am 18.10.24 um 07:54:
Servus Oops,

das ist dann die Höchststrafe, wenn sich das Anstellen und Warten noch nicht mal gelohnt hat...

Liebe Grüße
Stefan

 Nanna (17.10.24, 15:22)
Getroffen! Ich bin beeindruckt. Die Pointe sauber herausgearbeitet. :)
LG Nanna

 plotzn ergänzte dazu am 18.10.24 um 07:55:
Merci, Nanna! Ich hoffe, das Warten auf den Schluss hat sich gelohnt...

Liebe Grüße
Stefan

 Saira (17.10.24, 15:29)
Lieber Stefan,
 
das Warten ist auch nicht meine Stärke und an so vielen Orten muss man es ja tun. Richtig übel ist es, wenn jemand sich zu einer Verabredung verspätet.
 
Liebe Grüße
Sigi

 plotzn meinte dazu am 18.10.24 um 07:57:
Es heißt, Geduld ist eine Tugend, liebe Sigi, aber manchmal möchte ich gar nicht tugendsam sein...

Herzliche Grüße
Stefan

 klausKuckuck (17.10.24, 20:02)
Deine Verse reihen sich in die Schlange der Weltliteratur ein, Stefan. «Warte, warte nur ein Weilchen» sangen sie im vorigen Jahrhundert in der Operette, dann wurde es zum Serienmördersong, und auf Godot wartet man heute noch. Literarisch ein höchst dankbares Thema, wie du hier wieder demonstrierst.

 plotzn meinte dazu am 18.10.24 um 08:00:
Ja, wenn das so ist, Peter, dann reihe ich mich gerne ein...
Auch in der Musik wird das Thema gerne aufgegriffen, z.B. in Johnny Logans Schnulze "What's another year?"
Im realen Leben ist es allerdings eher undankbar...

Liebe Grüße
Stefan

 AchterZwerg (18.10.24, 08:32)
Lieber Stefan,

ich weiß nicht so recht, worüber du dich aufregst.
Einen herrlicheren Pausenfüller als eine Patience zu legen, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen!
Und Take That ist ohnehin ein Solitär unter den Interpreten - in welcher Richtung auch immer.

Manche haben halt immer was zu meckern ... :(

 plotzn meinte dazu am 18.10.24 um 09:46:
Na warte, Heidrun!

Mein Gejammer nicht ernst zu nehmen, grenzt an Majestätsbeleidigung. Zwerge, die meine Geduld überstrapazieren, werden im Garten auf Winterhärte getestet. Dort können sie dann so viele Patiencen legen, bis der Frost die Karten festfriert. So!!

Ich erwarte Kotau und Fußkuss...
Stefan

 Tula (18.10.24, 21:21)
Servus Stefan
Kauft die Dame neue Schuhe,
trink ich einen, ganz in Ruhe.
Lässt sie mich im Bette warten,
krieg ich trotzdem einen Vers drauf ...  :P

LG Tula

 plotzn meinte dazu am 19.10.24 um 13:20:
Servus Tula,

So unreine Reime bin ich ja von Dir gar nicht gewohnt

Verharre nicht zu lang gespannt,
Du hast es selber in der Hand...

Liebe Grüße 
Stefan

Antwort geändert am 19.10.2024 um 13:20 Uhr

 Teo meinte dazu am 19.10.24 um 13:22:
Ich weiß auch nicht...irgendwie is bei Tula Reim ne Unwucht drin....

 Isensee (26.11.24, 00:15)
„Wart mal kurz!“ ist wie der Versuch, auf einem defekten Aufzug nach oben zu fahren – der Fehler liegt zwar offensichtlich bei dir, aber du stehst trotzdem felsen- und literaturresistent da und wartest darauf, dass es irgendwann ankommt. Spoiler: Es kommt nie an.
Die erste Zeile, „Ach, wie hass ich dieses Warten“, ist ein Gemütsausbruch, den wahrscheinlich jeder von uns im Leben schon mindestens einmal hatte, aber niemand, und ich wiederhole: niemand, hat diesen Gedanken je so plump in Reimform gegossen. Der Hass ist nachvollziehbar – ich kann den deine Unzufriedenheit nur teilen, denn in dem Moment, in dem ich diesen Text lese, wünsche ich mir nichts mehr, als zu warten, dass dieser Alptraum endlich vorbei ist.
Du beginnst mit dem ewigen Warten, und was sich daraus entwickelt, ist nichts weniger als ein poetisches Slow-Down: die Reimstruktur wabbelt dahin wie ein billiges Ballett von gestrandeten Schmetterlingen. Jedes Bild, das du anführst – vom Stau über die Kasse bis hin zum Wartezimmer – ist so abgedroschen, dass sie in ein Museum für literarische Pleiten gehören würden. Es ist, als hättest du eine Liste aus „Dingen, die jeder schon mal in einem schlechten Gedicht gesehen hat“ abgearbeitet. Hast du wirklich geglaubt, dass ein paar trivial klingende Aufzählungen von „Kassen“, „Staus“ und „Wartezimmern“ uns zu einem erleuchteten Wartemodus führen könnten? Komm schon, plotzn – das ist so spannend wie ein Video über trocknende Farbe.

Und dann diese abgrundtiefe, fast tragische Unfähigkeit, die Zeit sinnvoll zu nutzen: Du hockst da, in deiner Warteschlange des Lebens, als ob der Inhalt dieses Gedichts der dramatische Höhepunkt deiner Existenz wäre. Aber das ist es nicht. Das ist kein Warten – das ist der literarische Tod auf Raten. Ein leeres Sitzen in der Ecke, während andere längst vor dir vorbeiziehen. Und wenn du dich dann im Gedicht mit „Missgelaunt“ zu einem dieser Endlosreihen begibst, um uns die Verzweiflung vorzuführen – na klar, das geht runter wie eine zähe Tasse Kaffeefilter.
„Aber ab da geht es bei meiner / überhaupt nicht mehr voran.“ – Ah, die Pointe. Die unerhörte Weisheit des „Nicht-Vorankommens“. Welche Frage du uns hier stellst: „Was ist Warten?“ Vielleicht sollten wir dir als Antwort den „Warteschleifen-Lebenscode“ schicken, den du so dringend zu brauchen scheinst, um aus deiner eigenen lyrischen Sackgasse herauszukommen.
Und dann dieser Klassiker: Du greifst zum Telefon, und der Rest ist… naja, die umwerfend innovative Vorstellung, dass „Patience“ von Take That läuft. Warum nicht gleich die gesamte Karriere von Rick Astley in die Warteschleife packen und die Leute so richtig ins Nirvana schicken? Es hat denselben Wert, um ehrlich zu sein. Das ist nicht Warten, das ist der literarische Äquivalent eines schlechten TikTok-Videos, das man noch nicht gelöscht hat. Und das schlimme ist: Wir können nicht entkommen. Wir müssen den Endlosloop ertragen, wie der sträflich langweilige Song, der uns nie erlöst.
Aber der absolute Höhepunkt ist der Schluss: „Klappert’s aber in der Ferne, / klopft der Tod an unser Tor, / ruf ich schnell: »Ich warte gerne / und lass lieber andre vor!«“ – Was, plotzn, was willst du uns damit sagen? Du wartest auf den Tod? Ehrlich? Klar, du kannst den Tod rufen, aber das Gedicht hat sich bereits umgebracht, ohne dass du es überhaupt merkst. Der Tod ist das einzige, was hier noch an der Tür klopft – und er möchte sich wahrscheinlich über die literarische Leere beschweren, die du ihm ins Gesicht geschrieben hast.

 plotzn meinte dazu am 26.11.24 um 09:05:
Wow, Isensee!

Ich habe noch nie eine so geschliffene und treffende Analyse unter einem Stümpertext gelesen. Das ist quasi Perlen unter die Sau gerollt.

Du solltest Dein Talent nicht an solch Banalitäten verschwenden. Du bist zu Höherem berufen!

 EkkehartMittelberg (26.11.24, 09:17)
Hallo Stefan,

wenn ich warten muss, denke ich über Dinge nach, die ich aus Zeitnot verdränge. Der Tod gehört nicht dazu.
Dein humorvoll ironisches  Gedicht gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
Ekki

 plotzn meinte dazu am 26.11.24 um 09:43:
Servus Ekki,

das freut mich. Früher habe ich im Wartezimmer beim Arzt tatsächlich in den rumliegenden Zeitschriften geblättert. Heute mit Smartphone gibt es genügend andere Möglichkeiten, sich die Zeit zu vertreiben...

Liebe Grüße
Stefan
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