Gähn!

Text

von  Mondscheinsonate

Müde plante ich meine Bestattung in der Straßenbahn per Handy, das Ganze hat 20 Minuten gedauert, so kann ich berichten, dass dies emotionslos geschehen ist. Was haben wir da: "Standard EUR 4700, danach Feuerbestattung (EUR 2000), Urne aussuchen (die Wahl war schwierig, die sind alle furchtbar hässlich, aber im Grunde: "Deckel darauf"), dann Grabauswahl, brauche ich nicht, ich habe eine Gruft, neben R. auf Lebenszeit, zwei Gräber weiter (und ein Familienerbgrab in Gloggnitz), kleine Feier, Liederauswahl (noch nicht), Blumen (rote Rosen), Priester (ja, ich bin römisch- katholisch).

Ganz undramatisch. Anzahlung EUR 700, Rest monatlich EUR 49,90. 

Ab einem gewissen Alter muss jeder vorsorgen, nützt nichts. Jammerer hasse ich wie die Pest, Melancholie ist sinnlos. Wir leben noch und der Tod geht uns nichts an. Doch, wenn er eintritt, dann ist vorgesorgt. Viele tun es nicht, das finde ich asozial. 

Da ich ein großes Erbe erwarte, wurde auch ein Testament erstellt per Notariatsakt. Man stelle sich vor, ich falle morgen tot um, dann bekommt meine Mutter viel, sicher nicht. Einen Teil bekommt eine Tierschutzorganisation, den Rest meine Nichte, die Immobilien gehen in eine wohltätige Stiftung. 

Ja, Vorsorge ist das Wichtigste. Und nein, ich glaube nicht an den Himmel,  wenn wir weg sind, sind wir weg und die Angehörigen schmeißen den Krempel weg. So ist es. Unsentimental. Warum ein Priester? Da bin ich altmodisch, irgendwie, so ein Segen macht alles würdiger, tröstender für die Begleiter. 

Jetzt ist alles erledigt, gut so. 

Der Rest ist das Leben.


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Kommentare zu diesem Text


 Klemm (23.10.24, 19:01)
Ich will Seebestattung, niemand soll sich nach meinem Tod um irgendwas kümmern müssen.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 23.10.24 um 19:02:
Da braucht man eine Bewilligung. Sehr reizend.

 Klemm antwortete darauf am 23.10.24 um 19:03:
Die Bewilligung ist reizend?

 Mondscheinsonate schrieb daraufhin am 23.10.24 um 19:07:
Nein, die Seebestattung.

 Gabyi äußerte darauf am 23.10.24 um 19:25:
Gefällt mir, dein Text. Aber: ich finde es nicht asozial, für den Tod nicht vorzusorgen. Wenn die Nachgeborenen sich nicht trauen, meine Leiche zu kompostieren, selbst schuld.

 Mondscheinsonate ergänzte dazu am 23.10.24 um 19:26:
Nein, ich lasse Angehörige nicht für mich bezahlen.
Kompostieren ist auch teuer ;)

Antwort geändert am 23.10.2024 um 19:27 Uhr

 Gabyi meinte dazu am 23.10.24 um 20:25:
Die könnten doch das Erbe dazu verwenden ?

 Mondscheinsonate meinte dazu am 23.10.24 um 20:30:
Dann kläre ich dich mal auf, wie "so" erben von großen Erbschaften funktioniert: Jemand muss sich bereit erklären, vorab zu bezahlen, wenn nichts da ist, bleibst du darauf sitzen, wird es gesetzlich als Wohltat gesehen. Hast du viel, sind Immobilien da, wartest du 2-3 Jahre, die werden geschätzt. Schön. Sollte ich also die nächsten zwei Jahre versterben, müssen meine Erben sowieso darauf warten. Nein, ich zahle vor. Man weiß ja nie.

 Subordination (23.10.24, 19:21)
Wir leben noch und der Tod geht uns nichts an. Doch, wenn er eintritt, dann ist vorgesorgt. Viele tun es nicht, das finde ich asozial.
Danke, Mondscheinsonate.

Jedoch hoffe ich darauf, während einer Tour in den Bergen an einem Ort zu sterben, an dem man mich nicht findet.

Daß ich jetzt Geld für meinen Tod aufgebe, erscheint mir asozial.

Wegen mir kann man mich in der Bio-Tonne entsorgen und verwerten (gern Futter für Lachse in Farmen), so lange das nicht in Deutschland geschieht.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 23.10.24 um 19:27:
https://salzburg.orf.at/stories/3269068/

 Subordination meinte dazu am 23.10.24 um 23:09:
Schöne Geschichte, Mondscheinsonate.

Bei mir wird sie noch besser – hoffe ich: es wird erst nach Wochen auffallen, daß ich nicht mehr da bin.

Dann haben sich die Natur und ihre Geschöpfe schon an mir den Bauch vollgeschlagen.

 DanceWith1Life (23.10.24, 19:45)
jetzt wollte ich mich gerade an diese herzerfrischenden Kommentare anschließen und stolperte schon beim ersten Satz, mich bestatten, meinen Körper, ok, bleibt noch was anderes, weiß ich nicht, das hat man nun davon, wenn man alles hinterfragt. Ansonsten, mögen wir dann alle in Frieden ruhen, nicht mal das macht Sinn, wenn da gar nichts mehr ist. Madre mia, sogar sterben wird kompliziert, lach. Ist schon einfacher irgendeinen Blödsinn zu glauben.

 Regina (23.10.24, 21:44)
Tja, Sterben ist uns zu teuer, da machen wir dann doch lieber weiter.

 Mondscheinsonate meinte dazu am 24.10.24 um 05:37:
Du hast es gut erkannt!! Richtig!
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