Untertorfgesang

Prosagedicht zum Thema Tod

von  RainerMScholz

Und zwischendrin, in all dem Chaos, der Gewalt und der Unmöglichkeit zu leben, in diesem Spalt, in dieser vernichtenden Enge: Menschen … die dann auch zu Monstren werden, zu Gehenkten, Zerquetschten, zu im Mörserfeuer Vergangenen, Mutanten ihrer selbst. Unwesen. Zu Ungeheuern. Die Opfer zu grausamen Mördern verwandelt. In den Gräben gibt es keinen Frieden niemals. Und nicht in den feuchten Gräbern, den zugeschütteten Löchern in der schwarzen Erde, über denen die Kreuze wachen und die roten Lichter der zukünftig Toten flackern. Alle die Geister sind noch wach, ruhen nicht, wohnen alle unterm selben Dach. Niemand kriegt sie tot.

Tritt endlich herein, der Teufel durch diese Tür; und ist es doch schon geschehen; er ist das Mühlrad in meinem Kopf, das sich dreht und dreht und dreht, der ewig zermalmende Stein, der die Gedanken verwandelt zu Staub und Asche, zu fahlem Nebel, den ich atemlos atme bis nichts mehr bleibt als die Schwärze, die Hilflosigkeit vor dem bedauerlichen Unendlichen. Leere ohne Gott. Ich sehe durch die Augen des Schartigen. Oder irgend jemand anderes. Da ist es so kalt, der Strudel der Äonen zieht die Farben hinab, die Töne verhallen alle. Dann ist da nur Schein und Gaukelei.



© Rainer M. Scholz



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