Und während meine Augen über Buchrücken wanderten, beobachtete ich die Anderen, die sich in einem Korridor voll bunter Buchrücken tümmelten.
Als sich die Menge lüftete, ging ich neugierig auch dorthin und plötzlich krampfte sich alles in mir zusammen, es waren nur Liebesromane. Ich ließ meine erwartungsvollen Arme, die bereits bereit waren, Bücher herauszuziehen, sinken, dabei fiel meine Errungenschaft "Julian Barnes - The only story" zu Boden, ich hob das Buch wieder auf.
Ich fragte mich, was seit jeher die Faszination dieser grauenhaften seichten Bücher sei?
Einmal musste ich so etwas in Thailand lesen, die Hotelbibliothek bot nur Vergessenes und was war? Frau, erfolgreich im Marketing, ganz die Harte, verliebt sich in einen Millionär, der nur mit ihr spielt und bevor sie fast zerbrach, rettete sie ein Journalist und fing sie wieder auf. Gemeinsam vernichteten sie den Millionär und der kam ins Gefängnis. Bravi, Ende. Oh Gott, das war so grottig.
Es hatte den Vorteil, dass es geistig nicht anstrengte und der Plot in kurzer Zeit erfasst werden konnte. Nun ja, darin liegt vermutlich das Geheimnis des Erfolges. Auch ist so etwas schnell geschrieben, ein bisschen "Dallas", ein bisschen "Denver Clan", auch "Reich und Schön", et voilà.
Aber, so überheblich will ich das gar nicht betrachten. Die Klientel waren nur Frauen verschiedenen Alters, eher mehr in meinem, also um die 50.
Auch interessant, dachte ich. In meinem Buch verliebt sich ein 19-jähriger in eine 30-Jahre ältere Frau und die große Liebe geht elend zugrunde. Ist das besser? Fraglich.
Man nimmt das, was man kennt oder sich erträumt. Ich kenne eine Alkoholikerin mittleren Alters, die sich nur junge Männer nahm allzu gut. Ich kenne den Traum von der großen Liebe nicht und habe eher Angst davor, das könnte schlussendlich tragisch enden. Wie singt Poisl "Lieber Wolke 4 mit Dir als unten wieder ganz allein".
Aber, es ist interessant, was erlebten die großen Träumerinnen? Vielleicht eine oder zwei Scheidungen und dennoch haben sie nie aufgegeben nach der großen Liebe zu suchen.
Und dann noch Reichtum und Bildung! Statt selbst danach zu streben, träumen sie davon.
Filme wie "Pretty Woman", in der das horizontale Gewerbe romantisiert wird, der Millionär rettet, sind zeitlos und der Prime Time - Klassiker. Ich gebe zu, dies rührt auch mich, aber lesen will ich so etwas nicht.
Ich sitze da und denke an ihn, schwelge in Gefühlen, würde dennoch niemals freiwillig nochmals zu so einem Buch greifen, das ist schon interessant.
Ich ging dort weg und sah mir ein Buch von Bill Gates an, es hieß "Climate Change". Wo hat er das geschrieben? Im Privatjet? Das interessierte mich sehr, ich nahm es auch mit, dazu noch Annie Ernaux -Bücher und Excel für Dummies.