Irgendwann habe ich mir angewöhnt, kurz vor dem Schlafengehen nochmals in das Moodle, die Vorlesungsplattform der Universität, zu sehen. Es gibt dort auch einen Kalender. Um 23:48 sah ich, dass um 23:59 eine Testung endet, die ich schlichtweg vergessen habe. "Zivilgerichtsverfahren Außerstreit, Test 3". Ja, man möge mir glauben, dass ich die 10 Fragen (das ist human), in drei Minuten gelöst habe und 9,15 Punkte bekam, also hatte ich nur in einer Frage unrichtige Antworten, somit Punkteabzüge. Eigentlich schon im Schlafmodus, sofort in den Verstand rutschen, aber, man darf mir glauben, mein Herz raste. Immerhin, noch etwas vor dem Schlafengehen erledigt, das von Bedeutung ist. Glück, einfach nur Glück gehabt, dass ich noch geschaut habe. Die große Prüfung steht mir noch bevor, ich möchte sie im Jänner machen. Ich habe mich das ganze Jahr davor gedrückt. Durchfallquote liegt bei 90% beim ersten Mal. Inhalt: Zivilgerichtsverfahrensrecht, Insolvenzrecht, Exekutionsrecht und Schiedsverfahren sowie Internationale Gerichtsbarkeit, dies in einer Prüfung. Da ich diese im Wirtschaftsrecht schon durch Teilprüfungen gemacht habe, durfte ich vor Gericht. Aber jetzt die geballte Ladung. "Nur die Harten kriegen ein Poolhaus im Garten!"
Nun, mit 42, 43 Euro am Tag weniger statt 177 Euro. Aber ja, das ist das Amt und mein Wille, derweil. Bleiben 250 Euro zum Leben, nach Abzug der Fixkosten. Man möge mir also verzeihen, wenn ich schnell weitertun möchte, es geht um das Überleben. Die Zahnpaste wurde wieder um einen Euro teurer, auch das Klopapier und Nutella ist gestrichen. Mein Wille und wo ein Wille, da auch ein Weg.
Man möge mir daher auch verzeihen, dass ich andere Sorgen habe als mich über Trends und Lebensweisheiten aufzupudeln, denn ich muss von 8 Uhr bis 17 Uhr "erreichbar" sein (Stellenvermittlung) und in der Zeit hart für mein Weiterkommen arbeiten, danach, wie gehabt, weiterlernen. Ich bin keine Paradearbeitslose vor dem Fernseher (ich habe gar keinen) oder Zeit zum Marmeladeeinkochen mit unter 50. Grusel! Ich bin eine Denkerin und liebe die Erotik des Denkens. In der Mittagspause gehe ich Laufen, das macht den Kopf frei und kostet nichts. Meine Magenschmerzen kamen am Dienstag und sind noch da. Egal, was ich esse, ich kotze. Im billigen Laden stehe ich unter noch ärmeren Menschen und fühle mich privilligiert, somit unwohl, den "normalen" Supermarkt kann ich mir nicht mehr leisten. Natürlich habe ich viel Erspartes, aber das rühre ich nicht an, wer weiß, wie lange ich zur Umorientierung brauche und ob mich dann noch jemand will. Abgesehen davon ist alles längerfristig angelegt. Mein Erbe kommt erst in zwei Jahren, wenn dann überhaupt und nicht länger.
Somit: Ich bin arm und habe mich dafür entschieden. Das ist eine bessere Geschichte als Menschen, die arm sein müssen, weil ihnen das Leben nie gut tat. Ich finde, Weihnachten sollte niemand abtun und spenden. Ich habe heute 20 Euro an das "Neunerhaus" gespendet, denn ich muss nicht arm sein, auch wenn ich es jetzt bin.
Ich freue mich aber auf die Zeit, wo ich ENDLICH das machen darf, was ich wirklich will: LERNEN. Meine Zeit, Scheiß auf Geld.
Im Übrigen, das war eine Glanzleistung. Jura ist meine Bestimmung. Damit werde ich Gutes tun. Das ist Fix.