Sich mit der Verwaltung anlegen, da bewegt man sich auf Glatteis. Tatsächlich. Aber, manchmal bringt man doch etwas weiter, es also nicht müde zu sein zu versuchen und Erfolg haben, das ist, bei manchen Anliegen doch möglich.
So kann man seine Energie zum Beispiel dazu benützen, Gutes zu tun anstatt sich immer nur aufzuregen, dies über Gott und die Welt oder Einzelne. Es gibt so schöne Projekte.
Nein, ich hatte die Zeit im Sommer und danach nicht, ganz und gar nicht, aber jedesmal, wenn ich müde, manchmal auch um drei Uhr in der Früh, von der Arbeit kam, über den Platz vor der Kirche ging, wahrlich mich schleppte, beobachtete ich dennoch interessiert den Bauvorgang der Erneuerung, der Verbesserung des Kleinklimas durch neue Bäume. Dies dauerte, sie mussten tiefer graben, unterirdische Bewässerungsanlagen legen, das Substrat ändern, vieles mehr. Das geht nicht so: Loch graben, Baum rein, Loch zu.
Mitte September war es dann endlich fertig, da standen sie, 12 Bäume im Abstand, umrandet von kniehohen Eisenumzäunungen und Rollsplitt sowie verhungerten Pflänzchen im Steinchenmeer. Es ist ein Trauerspiel und sieht arm aus. Nun gut, ich schrieb dem Bezirksvorsteher, ob die Steinchen denn ernst gemeint seien, das ist eine Katastrophe für die Biodiversität. Ich führte länger aus. Er, allerdings, auch und verkündete mir, dass der Splitt - ich kürze es ab - gegen unliebsame Beikräuter sei und die Pflänzchen schnellwachsende Stauden seien.
Ich sah mir das genauer an und erkannte neben Echinacea-Arten, die krautig sind, noch andere stachel- und dornenartige Gewächse, die von mir noch nicht wirklich benannt werden konnten, die Skepsis wuchs. Nun, schrieb ich zurück, jetzt kommt der Herbst, dann Winter, sehen wir, wie es sich entwickeln würde. Momentan ist es einfach nur ein Steinmeer, dazwischen Jungbäume. Aber, schrieb ich hinzu, das ist alles schön und gut, es gibt nur keine Bänke weit und breit. Das wirkt ziemlich ungemütlich und steril.
Er leitete das Mail weiter an den Magistrat für Garten- und Parkraumgestaltung. Es folgte ein reger Mailverkehr, mit pro und contra - Argumenten. Hauptargument seinerseits war das Geld. Ich ließ das nicht gelten, schlussendlich muss die Verwaltung effizient, kostengünstig und rasch die Dinge erledigen, so hammerte man uns Studenten die Verwaltungsmaxime Nummer eins immer ein und meinte, dass die Bäume sicher unter dem kalkulierten Budget gewesen seien, da musste ja der Verfassungsgrundsatz der Ausschreibung am Werk gewesen sein, da das Projekt definitiv über 100.000 Euro gekostet habe, und man nehme stets den billigsten Anbieter, nicht? Und überhaupt, das sei kein Argument, Bänke gehören zum Parkcharakter, den man hier vorspiele, das fügte ich nicht hinzu, dachte es nur.
Schweigen im Walde, bis gestern.
Ein Mail:
Ich darf kurz „übernehmen“: Ich habe mich bei der zuständigen Magistratsabteilung schlau gemacht und demnach werden die Bänke dieser Tage aufgestellt. Ebenso die Poller, die ein illegales Befahren der Fläche verhindern sollen.
Yes!
Manchmal geht es doch. Also, sich schöne Projekte aussuchen, gut argumentieren, zur Not eine Bürgerinitative starten, Unterschriften sammeln und dranbleiben.
Und nein, falls mir das wieder mal, zum Gähnsten- Male unterstellt wird, ich sei so böse und egoistisch, narzisstisch und überhaupt gehöre ich satanistisch ausgetrieben, das habe ich für unser Viertel gemacht, denn das ist schön und soll befreit werden von überflüssigen Betonwüsten, braucht einen hübschen Touch. DAS macht mir Freude, ist meine Berufung und nicht Streithähne vor Gericht zu vertreten. Dafür habe ich das Umweltrecht studiert.