Blick

Text

von  Mondscheinsonate

Mein Blick bleibt bei der Veranstaltung hängen, ich melde mich an. "Klimawandel als Herausforderung für die Verwaltungs- und Verfassungsgerichte". Sie hätte schon vor ein paar Monaten sein sollen, wurde abgesagt, jetzt ist sie aber doch noch. Ich hoffe, ich kann teilnehmen, denn um diese Zeit fahre ich mit den Diplomanden im Umweltrecht auf ein Seminar. Der Jänner wird stressig. Überhaupt stresst mich gerade viel, der Scheiß-Liebeskummer drückt mich fast zu Boden, bildlich wie die NY-Police einen Handtaschenräuber. Also, ein wenig übertrieben ist das Bild schon, aber es wäre schon schön, wenn ich mich wieder spüren könnte. Dann noch die Klausur am 6.1., bei mir geht es um den Schluss, das Ende. Dann diese seltsame Klausur, wo ich mich in einem Anfall von Wahnsinn angemeldet habe "Praxis der Unternehmensbesteuerung", habe keinen Kopf dafür, am 9.1. 

So komme ich wenigstens nicht auf dumme Gedanken, zum Beispiel zu Seufzen und gar nicht mehr aufzuhören. 

Wenigstens habe ich wieder eine Flasche mit einer Flüssigkeit darin, die sich Ceolat nennt und ein Medikament gegen Übelkeit ist. Ich hoffe, das war jetzt recht so. 

Vielleicht habe ich einfach den Blues, weil er schon lange nicht mehr da war und da meinte irgendwer da oben: "Hey, das Unglück begleitet Dich schon Dein Leben lang, Glücklichsein ist doch eh nicht Dein Ding!" und zauberte wieder das Unglück herbei. Ich grinse. Schöne Ausrede, jeder ist des eigen Glückes Schmied. Ich glaube, ich war in 30 Jahren nur einmal unendlich glücklich, das war die Geburt meiner Nichte. Liebe strömte durch den ganzen Körper. 

Meine Schwester fragte mich letztens, was ich mit dem Geld tun werde? Ich sagte: "Jeden einzelnen Zahn verkronen und meine Pension einzahlen." Sie sah mich verdutzt an, meinte: "Sehr romantisch." Was wollte sie hören? Eine Weltreise? Da war ich schon, überall. Ein Luxusappartment? Wozu? Ich bekomme Wohnungen. Chanel und Dior leerkaufen? Bin ich ein Clown? Wenn ich eines gelernt habe, dass mich Dinge nicht glücklich machen. Ich hatte jahrelang einen Kaufwahn, jetzt ekelt es mich davor. Ich wünschte, es würde einmal etwas funktionieren.

Zwischenmenschlichkeiten kann keiner kaufen und wer sich in eine begibt, um etwas darzustellen oder Geld zu haben, sperrt sich selbst in einen Käfig und dass das schön sein soll, das kann mir kein Mensch erzählen. N'est pas? Du bist ein Depp, denke ich, DU, nicht ich, aber ja, wenn "es funktioniert", dem Herz reicht, ... so lasse ich den Kugelschreiber auf dem Blatt liegen, auf dem ich die Veranstaltung aufschrieb. Schauen wir mal, ob ich hingehen kann oder ob ich im Burgenland in einem Scheiß-Kaff versauern muss, das keiner kennt, ohne ihn ist es nur ein Kaff, ein bedeutungsloses Kaff ohne Wunscherfüllung.



Hinweis: Der Verfasser wünscht generell keine Kommentare von Graeculus und AndreasGüntherThieme.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online: