Unstillbarer Hunger

Gedicht zum Thema Misshandlung

von  Saira

Ein Duft von süßem Brei,
durch Ritzen dringt er,
ein Hauch Hoffnung,
entstanden aus der Hitze
ferner Herdfeuer, unerreichbar.

Die Wände rücken näher,
Schatten der Dämmerung,
enge Gänge des Verlangens,
ohne Flucht, ohne Licht —
der Raum wird zum Gefängnis.

Große Augen im kleinen Gesicht,
suchend, fragend,
verstehen das Schweigen nicht,
verkrustete Lippen dursten
nach Lebenssaft.

Hände greifen ins Nichts,
zarte Finger verlieren die Welt;
atemringend und flügelschlagend,
wie ein gefangener Vogel,
der nach Freiheit schreit.




©Sigrun Al-Badri/ 2025


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Kommentare zu diesem Text


 Brösel (24.01.25, 12:17)
Ich spüre die Gefangenschaft beim Lesen als Enge in meinem Hals.

 Saira meinte dazu am 25.01.25 um 11:30:
Liebe Brösel,

dass ich die Gefangenschaft spürbar vermitteln konnte, ist für mich ein wichtiges Feedback! Ich danke dir.

 
Liebe Grüße
Saira

 AchterZwerg (24.01.25, 16:38)
Das Kind wird über eine lange Zeit den Grund für die Misshandlung in sich selbst suchen, als habe es etwas falsch gemacht. Das ist das Schlimmste.

Ein Polizist, der eines dieser Kinder in Obhut genommen hatte, berichtete mir, dass er während seines Berufsleben nur einmal geweint habe.
Als nämlich ein halbtot geschlagenes, stark blutendes Kind immer wieder beteuerte, seine Eltern hätten es so zurichten müssen, ihnen sei keine andere Wahl geblieben.
"Ich will immer lieb sein", beteuerte es. "Ich will immer lieb sein!"

 Aron Manfeld antwortete darauf am 24.01.25 um 16:54:
Das ist ja widerlich, liebe Heidrun.

 Saira schrieb daraufhin am 25.01.25 um 11:33:
@Achter Zwerg

Liebe Heidrun,


deine Gedanken zu den inneren Kämpfen des Kindes reflektieren genau dieses verzerrte Selbstbild, welches Kinder von sich haben. Sie sind schuld. Sie haben diese „Maßnahmen“ verdient. Sie waren nicht lieb genug.

 
Traurige Grüße
Sigi
 
@Aron

Lieber Aron,


es ist tatsächlich widerlich, was Kindern widerfahren kann. Wir dürfen nicht aufhören, solche Themen anzusprechen, um das Bewusstsein zu schärfen. Misshandlungen können überall geschehen, ob in der Nachbarschaft, bei Bekannten, Verwandten, Freunden. Manchmal kann einem Kind durch Achtsamkeit von außen geholfen werden.

 
LG
Saira

Antwort geändert am 25.01.2025 um 11:33 Uhr

 Teo (24.01.25, 18:22)
Hi Sigi,
meine Güte, das ist ja haarsträubend. 
Ich hatte den Begriff Misshandlung erst später gelesen und zuerst an Zustände auf einer Flucht gedacht. Persönlich sind mir solche Ereignisse nicht bekannt, aber....es gibt sie.
Bedrückend.
Lieben Gruß 
Teo

 Saira äußerte darauf am 25.01.25 um 11:40:
Lieber Teo,

Misshandlungen können in vielen Formen auftreten. Es ist bedrückend, dass sie tagtäglich geschehen, nicht selten enden sie mit dem Tod der Kinder. Viele dieser Taten bleiben aber auch unentdeckt oder aber werden sogar verschwiegen (enge Verwandte/ Freunde ahnen oder wissen vom Geschehen und sagen nichts. Sie sind Mittäter). Jedes Kind, dem Misshandlung widerfährt, ist für sein ganzes Leben traumatisiert. Danke für deinen Kommentar und deine Gedanken darüber.

 
Liebe Grüße
Sigi

Antwort geändert am 25.01.2025 um 11:41 Uhr

 EkkehartMittelberg (24.01.25, 20:57)
Hallo Sigi,

nur gute Lyrik kann Unmenschlichkeit so eindringlich darstellen.

Herzliche Grüße
Ekki

 Saira ergänzte dazu am 25.01.25 um 11:42:
Lieber Ekki,

dein Lob bedeutet mir viel. Es ist mein Ziel, Unmenschlichkeit durch Lyrik sichtbar zu machen und Emotionen zu wecken.

 
Danke und liebe Grüße
Sigi

 plotzn (25.01.25, 08:48)
Sehr bedrücken, liebe Sigi, weil man weiß, dass es so was tatsächlich gibt. Die letzte Strophe ist der Hammer!

Liebe Grüße
Stefan

 Saira meinte dazu am 25.01.25 um 11:43:
Lieber Stefan,

es freut mich, dass die letzte Strophe so stark bei dir angekommen ist.

 
Mir ist wichtig, die Realität solcher Erfahrungen zu erkennen, auch wenn sie bedrückend sind.
 
Danke und liebe Grüße
Sigi

 TassoTuwas (29.01.25, 10:25)
Liebe Sigi,

ein bedrückender und nachdenklich machender Text. 
Niemand wird sagen können, er hätte es nicht gewusst!

Herzliche Grüße
TT

Kommentar geändert am 29.01.2025 um 10:26 Uhr

 Saira meinte dazu am 29.01.25 um 17:35:
Lieber Tasso,

wir sehen das Leid so oft in den Medien, es macht unendlich traurig.

Danke für dein Feedback. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, sich bei einem Thema wie diesem, zu äußern.

Herzlichst
Sigi
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