DES LENZES WERDEN
SEIN ERWACHEN
UND SEIN STERBEN
Die grünen Gräser
sprießen
sprießen
wie von weit her
als grünten
in den Himmeln
ferne Wiesen
Die Blumen blühen
öffnen ihre Kelche
gefüllt mit Farben
frisch und bunt
von herrlichem
bejahenden Coleur
als wär die Erde
nicht noch träge
dick und schwer
und
in den lauen Nächten
tönt der Ruf der Nachtigall
wechselnd
mit rauh gegröhlten
Liedern von Bezechten
aus dem geöffeneten
Biergartenlokal …
Wir alle wachsen:
Unser Größenselbst
nimmt zu
Und unser Herz
pocht lauter
gibt nicht Ruh
und Optimismus
macht sich wieder breit
in dieser schönen
Jahreszeit
Und doch in allem Blühen
und Gedeihen
wird es uns manchmal
plötzlich angst und bang
Wir sehn
vor unserem inneren Auge
bereits den tristen
Herbstanfang
wie er uns niederdrückt
erbarmungslos
und macht uns
pessimistisch
und verrückt …
und wir sind klein
und depressiv
und nicht mehr groß
wenn Farben explodieren
und vergehn
sobald die
nassen kalten Winde wehn
und sich die letzten welken
Kletterrosenblüten
an den sterbenden Sommer
krallen
und dann so bleich
und häßlich schlaff
und braun
im Totentanz torkelnd
zu Boden fallen
und mit den rauen Winden
verwehn und vergehn
Dann stehn wie wieder
einmal da
so wie zuvor
vor diesem hohen
uns verschlossenem Tor
erfüllter Liebe
holder Zweisamkeit
befriedigter Trieb
in unserer
Verlassenheit
als ob es stets für uns
verschlossen bliebe
Denn unser ganzes Wähnen
Streben Sehnen
es war ergebnislos
ein reiner
Springtime- Reflex bloß
der in der heißen Sommerzeit
ermattet und verdorrt
durch unsere
seelische Desertifikation
selbst wenn wir fahren
und fahren weit fort
zu südlichen Gefilden
mit ihren subtropischen
Wintern
… diesen milden ...
Das Herz
es ist gebrochen schon
Wir werden uns im Hier
und Jetzt begnügen
und pflegen unsere
Lebenslügen
in der Tristesse
und in der Isolation
Und sind nicht weggeflogen
aus der welken Welt
Wozu ?
Wohin ?
Zu welchem Zweck
und Sinn ?
Wenn es uns
nirgendwo gefällt …
Es hat der Lenz uns nun
zu guter Letzt
verbittert, enttäuscht
und entsetzt …
und unser Herz
bereits geschwächt
Der Herbst und Winter
tun es dann erst recht !